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Aktuell Rückblick

Welche prägenden Firmen in der Region Geschichte sind

Der Reutlinger Traditionsbetrieb Stoll wird in wenigen Monaten Geschichte sein. Auch einige andere prägende Unternehmen aus der Region mussten in den vergangenen fünf Jahren aufgeben. Ein Rückblick.

Ein Schild mit der Aufschrift »Closed« hängt an einer Ladentür.
Ein Schild mit der Aufschrift »Closed« hängt an einer Ladentür. Foto: Federico Gambarini/dpa/dpa
Ein Schild mit der Aufschrift »Closed« hängt an einer Ladentür.
Foto: Federico Gambarini/dpa/dpa

REUTLINGEN. Die Dauerkrisen der vergangenen Jahre fordern Tribut: Immer mehr Unternehmen geben auf. Auch in Reutlingen und der Region. Am Donnerstag wurde bekannt, dass der Reutlinger Traditionsbetrieb Stoll Ende Oktober geschlossen wird. Ein Rückblick, welche großen und prägenden Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren schließen mussten.

Januar 2025: Ulrich Adam Knapp GmbH & Co. KG, Reutlingen und Albstadt

Der ehemalige Firmensitz von Ulrich Adam Knapp in Reutlingen
Der ehemalige Firmensitz von Ulrich Adam Knapp in Reutlingen. Foto: Steffen Schanz
Der ehemalige Firmensitz von Ulrich Adam Knapp in Reutlingen.
Foto: Steffen Schanz

Die 1753 gegründete Stahl- und Eisenwarenhandlung Ulrich Adam Knapp GmbH & Co. KG legte ihre Betriebe am Sitz in Reutlingen und in der Niederlassung in Albstadt-Ebingen Anfang 2025 still. Davon waren 34 Beschäftigte betroffen. Das Traditionsunternehmen sah sich aufgrund der Auswirkungen der Baukrise auf den Stahl- und Eisenwarenhandel »ohne Aussicht auf Besserung« zur Aufgabe gezwungen. Das Reutlinger Betriebsgelände an der Hauffstraße wurde an die benachbarte Firma Bosch verkauft.

November 2024: Modehaus Breuninger, Reutlingen

Die Reutlinger Filiale von Breuninger in der Wilhelmstraße kurz vor ihrer Schließung.
Die Reutlinger Filiale von Breuninger in der Wilhelmstraße kurz vor ihrer Schließung. Foto: Steffen Schanz
Die Reutlinger Filiale von Breuninger in der Wilhelmstraße kurz vor ihrer Schließung.
Foto: Steffen Schanz

Nach über 25 Jahren schloss das Modehaus Breuninger in Reutlingen am 30. November 2024 seine Türen. Zuvor wurde bereits der »Breuninger Sport«-Laden geschlossen. Stetig rückläufige Besucherzahlen und damit verbundene Umsatzrückgänge führten zur Entscheidung. Damit endete vorläufig eine bewegte Kaufhausgeschichte in dem prägnanten Gebäude am Marktplatz nach fast 100 Jahren. Wie die Immobilie zukünftig genutzt wird, ist noch nicht geklärt. Im Gespräch ist der Einzug einer Biosphären-Manufakturenhalle. Eigentümer Breuninger gibt sich bedeckt. Im Februar prüfte man noch »sämtliche Nutzungsoptionen« und sei im »konstruktiven Austausch« mit der Stadtverwaltung.

Juni 2024: Ford Kimmerle, Reutlingen

Im Obergeschoss der Karosseriewerkstatt des Autohauses Ford Kimmerle hat im Oktober 2023 ein Feuer viel zerstört.
Im Obergeschoss der Karosseriewerkstatt des Autohauses Ford Kimmerle hat im Oktober 2023 ein Feuer viel zerstört. Foto: Ralf Rittgeroth
Im Obergeschoss der Karosseriewerkstatt des Autohauses Ford Kimmerle hat im Oktober 2023 ein Feuer viel zerstört.
Foto: Ralf Rittgeroth

Das familiengeführte Autohaus Ford Kimmerle in Reutlingen mit damals 34 Mitarbeitern stellte Ende Juni 2024 nach fast 100 Jahren den Betrieb ein. Dafür entschied sich Geschäftsführer und alleiniger Inhaber Ulrich Kimmerle schweren Herzens nach dreijähriger erfolgloser Suche nach einem Nachfolger. Seit der Schließung steht des Autohauses in der Konrad-Adenauer-Straße, in dessen Werkstatt 2023 ein Azubi einen Brand gelegt haben soll, leer. Über die zukünftige Nutzung des Geländes will sich Ulrich Kimmerle nicht äußern.

Januar 2024: Galeria Kaufhof, Reutlingen

Stadtbildprägend: Das Gebäude der ehemaligen Galeria Kaufhof von oben.
Stadtbildprägend: Das Gebäude der ehemaligen Galeria Kaufhof von oben. Foto: Frank Pieth
Stadtbildprägend: Das Gebäude der ehemaligen Galeria Kaufhof von oben.
Foto: Frank Pieth

Die Galeria Kaufhof-Filiale in Reutlingen schloss im 17. Januar 2024. Damit endete nach über 70 Jahren eine Kaufhaus-Ära, die 1952 mit dem »Merkur« begann. Der Reutlinger Standort mit mehr als 90 Mitarbeitern fiel wie so viele eine Schließungswelle der Warenhauskette zum Opfer. Galeria Karstadt Kaufhof hatte im Oktober 2023 Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Das Unternehmen begründete die bedrohliche Lage mit explodierenden Energiepreisen und die Konsumflaute in Deutschland. Mehrere angedachte Nachnutzungen wie eine Bar auf dem Dach oder eine Künstler-Location kamen nicht zustande. Im November zog der Non-Food-Discounter Tedi im Erdgeschoss ein. Der Rest der stadtbildprägenden Immobilie an der Karlstraße steht nach wie vor leer.

Mai 2022: Maschinenfabrik Walter Möck, Sonnenbühl

Das Möck-Areal in Sonnenbühl-Willmandingen
Das Möck-Areal in Sonnenbühl-Willmandingen Foto: PR
Das Möck-Areal in Sonnenbühl-Willmandingen
Foto: PR

Die Maschinenbau-, Werkzeugbau- und Metallbearbeitungsunternehmen Walter Möck GmbH in Sonnenbühl-Willmandingen eröffnete im April 2021 ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Trotz Bemühungen konnte kein Investor gefunden werden, sodass der Betrieb im Mai 2022 nach über 50 Jahren eingestellt und 38 Beschäftigte entlassen wurden. Das Unternehmen führt die Corona-Krise und den Ukraine-Krieg als Gründe für den Niedergang an. Das Grundstück wurde bereits 2018 verkauft; die benachbarte Schmid-Gruppe hat es inzwischen von der Insofinance Industrial Real Estate Holding GmbH in München erworben.

Dezember 2021: Multi-Center, Gomaringen

Das Multi-Center in Gomaringen, als es noch existierte und gute Geschäfte machte.
Das Multi-Center in Gomaringen, als es noch existierte und gute Geschäfte machte. Foto: Philipp Förder
Das Multi-Center in Gomaringen, als es noch existierte und gute Geschäfte machte.
Foto: Philipp Förder

Mit der Schließung des Multi-Centers mit seiner 50-jährigen Geschichte verlor Gomaringen Ende 2021 einen Vollsortimenter und 90 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Die Gemeinde fühlte sich übergangen, Gomaringer kämpften verzweifelt für den Erhalt des beliebten Marktes auf dem Griegbaum-Areal – ohne Erfolg. Der Metro-Konzern, der die Schließung mit veränderten Strukturen begründete, blieb bei seinen Plänen. Mitte 2023 dann die positive Nachricht: Im »Multi« soll wieder ein Einzelhandelsangebot entstehen, allerdings mit mehreren Märkten zusammen. Nach einer umfangreichen Sanierung will Edeka-Möck mit einer Filiale Ende des Jahres einziehen. Die Drogeriemarktkette dm plant, den Gomaringer Standort dorthin umzuziehen.

Juni 2020: Schuh Schneider, Reutlingen

Das leer stehende Geschäft City Shoes der insolventen Schuh Schneider GmbH & Co. KG in Reutlingen in der Wilhelmstraße im Juni 2
Das leer stehende Geschäft City Shoes der insolventen Schuh Schneider GmbH & Co. KG in Reutlingen in der Wilhelmstraße im Juni 2020. Foto: Markus Niethammer
Das leer stehende Geschäft City Shoes der insolventen Schuh Schneider GmbH & Co. KG in Reutlingen in der Wilhelmstraße im Juni 2020.
Foto: Markus Niethammer

Nach 156 Jahren endete die Firmengeschichte der Schuh Schneider GmbH & Co. KG mit Sitz in der Reutlinger Wilhelmstraße Ende Juni 2020. 72 Arbeitsplätze an elf Standorten in Württemberg gingen verloren, 20 davon in Reutlingen. Ende März hatte das Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt. In der Corona-Krise war der Verkauf zwischenzeitlich behördlich untersagt. Aber auch nach Wiedereröffnung habe der Umsatz die Kosten für Miete und Löhne nicht decken können, so der Insolvenzverwalter damals. In der Reutlinger Einkaufsstraße befindet sich an gleicher Stelle  ein Schuhgeschäft eines anderen Betreibers. Nicht von der Insolvenz betroffen war Schuh Schneider in Tübingen, weil es wirtschaftlich und rechtlich nicht mit der Reutlinger Firma verbunden war. Aber auch dieser Laden ist mittlerweile dauerhaft geschlossen. (GEA)