REUTLINGEN/TÜBINGEN. Ein seinerzeit 17-jähriger Auszubildender des Reutlinger Ford-Autohauses Kimmerle soll das Feuer in der Nacht zum 31. Oktober vergangenen Jahres vorsätzlich gelegt haben. Das hat die Staatsanwaltschaft Tübingen dem GEA bestätigt. Die Anklageschrift liege jetzt beim Amtsgericht Reutlingen, das über einen entsprechenden Prozesstermin entscheide. Noch sei kein Datum für den Auftakt eines Verfahrens bekannt, sagte Presse-Staatsanwalt Nicolaus Wegele.
Es könne aber durchaus sein, dass ein solcher Prozess gegen den Jugendlichen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinde, weil der Angeklagte zur Tatzeit noch nicht volljährig gewesen sei. Dies bestätigte das Amtsgericht Reutlingen dem GEA. Die Verhandlung werde voraussichtlich Ende Januar, Anfang Februar vor dem Jugendschöffengericht beginnen und auf jeden Fall ohne Presse und Zuschauer im Gerichtssaal stattfinden, hieß es.
»Die Richter haben dann aufzuklären, wie genau die Brandstiftung in der Tatnacht abgelaufen ist und vor allem, welches Motiv den tatverdächtigen Jugendlichen zu seinem Handeln getrieben hat«, so Staatsanwalt Wegele. Letzteres sei nämlich nicht so richtig klar, verrät er.
Klar ist dagegen, was in der Brandnacht durch das Feuer zerstört wurde: Etwa zehn Kundenfahrzeuge waren Opfer der Flammen geworden. Der Schaden belief sich auf mehrere Hunderttausend Euro. Verletzte gab es keine.
Am Morgen nach der Brandnacht begannen die Ermittlungen
Das Feuer war in der Nacht im Bereich der Karosseriewerkstatt im Obergeschoss ausgebrochen, wo auch Lackierarbeiten ausgeführt wurden. Anwohner hatten gegen 2.50 Uhr die Feuerwehr alarmiert, die mit einem Großaufgebot von 21 Fahrzeugen und 112 Einsatzkräften angerückt war. Die Flammen waren nach etwa einer Stunde vollständig gelöscht.
Obwohl die Karosseriewerkstatt schwer beschädigt wurde, war der Betrieb im Autohaus bereits am Morgen nach dem Brand wieder aufgenommen worden. Ebenfalls zu diesem Zeitpunkt hatten die Brandermittler der Polizei ihre Arbeit aufgenommen. Der damalige Unternehmens-Chef, Ulrich Kimmerle, zeigte sich tief bewegt und sagte dem GEA vor Ort, er könne sich nicht vorstellen, wie so etwas passieren konnte.
Anfangsverdacht der Brandstiftung bestätigte sich
Doch bereits kurz danach stand der Verdacht im Raum, Ursache des Feuers könnte vorsätzliche Brandstiftung gewesen sein. Zwei Tage später teilten die Ermittlungsbehörden mit: »Die Staatsanwaltschaft Tübingen und das Kriminalkommissariat Reutlingen ermitteln wegen des Verdachts der vorsätzlichen Brandstiftung gegen Unbekannt«, die Ermittlungen führten dann, gut drei Monate später, zur Bestätigung des Anfangsverdachts. Mehr noch: Im Februar 2024 stand fest, es muss ein Mitarbeiter des Autohauses gewesen sein. Und jetzt das Ermittlungsergebnis: Alles deutet auf den damals 17 Jahre alten Auszubildenden als Täter hin.
Nur ein knappes halbes Jahr nach dem verheerenden Brand entschied sich Firmenchef Ulrich Kimmerle den Betrieb nach fast 100 Jahren Firmengeschichte zu schließen. Er habe lange nach einem Käufer und Nachfolger für sein Unternehmen gesucht, allerdings vergeblich. (GEA)