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Warum es in Reutlingen »so viele« Baustellen gibt

Jedes Jahr werden im Reutlinger Stadtgebiet viele Straßen und Gehwege aufgerissen. Aus welchem Grund, wie das koordiniert wird und was getan wird, um Staus zu vermeiden.

Eine Leserin will vom GEA wissen, warum es in Reutlingen so viele Baustellen gleichzeitig gibt.
Eine Leserin will vom GEA wissen, warum es in Reutlingen so viele Baustellen gleichzeitig gibt. Foto: Zenke; Montage: Maier
Eine Leserin will vom GEA wissen, warum es in Reutlingen so viele Baustellen gleichzeitig gibt. Foto: Zenke; Montage: Maier

REUTLINGEN. Sie fragen, wir antworten! Unter diesem Motto hat die Redaktion vergangene Woche ein neues Format ins Leben gerufen, das Ihnen, liebe Leserinnen und Lesern, die Möglichkeit gibt, konkrete Fragen zu stellen, von denen jeden Dienstag eine beantwortet wird. Viele sind dem Aufruf gefolgt. Eine Userin der GEA-Instagramseite will beispielsweise wissen: »Warum gibt es so viele Baustellen gleichzeitig im Stadtgebiet? Überall Umleitung, Stau oder Sperrung.«

Viele Baustellen in der Ferienzeit

Fragen wie diese hört Bernd Eger häufig. Von Freunden, Bekannten, neulich sogar während ihm beim Arzt Blut abgenommen wurde. Grundsätzlich gebe es in Reutlingen nicht mehr Baustellen als anderswo. »Dass derzeit so viele Baumaßnahmen gleichzeitig stattfinden, liegt an der Ferienzeit«, sagt der Bauingenieur, der bei der Stadt Reutlingen als stellvertretender Leiter des Amts für Tiefbau, Grünflächen und Umwelt arbeitet. Dort ist unter anderem das Thema Straßenbau und Straßenerhaltung angesiedelt.

Wie viele Baustellen es in Reutlingen derzeit gibt, kann Eger nicht sagen. Über das ganze Jahr verteilt seien es jedoch Hunderte. Die drei größten Baumaßnahmen im Stadtgebiet sind derzeit: Die Straßeninstandsetzungen in der Schieferstraße und Am Echazufer sowie die Kanalsanierung in der Wörthstraße. »Solche größeren Arbeiten im Reutlinger Straßennetz, legen wir meistens in die Ferien, damit es möglichst wenig Verkehrsbehinderungen gibt«, sagt Eger.

Arbeiten bei Nacht nur in Ausnahmefällen

Außerdem richte man Baustellen nicht während der Hauptverkehrszeiten ein, um Staus zu vermeiden. Ganz ohne Einschränkungen gehe es aber trotzdem nicht. »Zumal manche Arbeiten länger dauern als die Ferien.« Nachteinsätze könnten Verkehrsbehinderungen zwar ebenfalls reduzieren. Diese Möglichkeit wird in Reutlingen aber selten genutzt. »Immer nachts zu arbeiten, ist für die Firmen nicht zumutbar«, sagt Eger. Für normale Straßeninstandsetzungen brauche man ohnehin Tageslicht. »Da leidet nachts die Qualität.«

Leserfragen: Welches Thema bewegt Sie aktuell?

Welches Thema bewegt Sie aktuell? Was wollten Sie schon immer einmal über Reutlingen und die Region wissen? Im neuen Format »Leserfragen« haben Sie die Möglichkeit, all diese Fragen per E-Mail an leserfragen@gea.de zu stellen. Unter den Einsendungen wählt die Redaktion wöchentlich eine aus und beantwortet sie jeweils am Dienstag - in der gedruckten Ausgabe, auf der GEA-Webseite und auf den Social-Media-Kanälen des GEA. (GEA)

Ein weiterer Grund, warum es aktuell »gefühlt« viele Baustellen in Reutlingen gibt, ist der Glasfaserausbau. Da die Bundesregierung bis Ende 2025 die Breitbandanschlüsse verdreifachen will, stehen Telekomunikationsunternehmen unter Zeitdruck. Von Firmen wie Vodafone oder Telekom wird deshalb viel aufgegraben, »vor allem in den Ortschaften«, sagt Eger und ergänzt: »Diese Arbeiten finden nicht im Auftrag des Tiefbauamts statt.«

Glasfaserarbeiten werden nicht mit anderen Baustellen zusammengelegt

Für besagte Baustellen, die sich in den meisten Fällen auf Bürgersteige beschränken, brauchen die Firmen eine sogenannte Aufgrabgenehmigung. Es werde seitens der Stadt jedoch nicht versucht, andere Arbeiten wie Kanal- oder Straßensanierungen parallel zu takten. »Das ist von der Menge her nicht darstellbar«, sagt Eger. Auch Noteinsätze wie Schlaglochbeseitigungen oder Reparaturen von Rohrbrüchen können nicht mit anderen Baustellen synchronisiert werden.

Anders ist das bei geplanten Bauarbeiten. »Da gibt es keine, die nicht koordiniert sind«, versichert Eger. Seine Abteilung, Stadtentwässerung und Fairnetz, sprechen sämtliche Maßnahmen miteinander ab. »Das Ziel ist, dass wir eine Straße nur einmal aufmachen müssen«, sagt Eger. Nach der sogenannten Koordinationsanfrage wird die Abwicklung der Baustelle mit dem Amt für öffentliche Ordnung besprochen. »Man braucht einen Beschilderungs- und einen Umleitungsplan.« Erst wenn Schilder und Umleitung stehen, beginnen die Arbeiten.

»Schlaglöcher will man nicht, eine Baustelle aber auch nicht«

Auch wenn die Verkehrsbehinderungen nerven: Eger ist froh, dass es Baumaßnahmen gibt. »Das sind keine Leuchtturmprojekte, aber eine Verbesserung der Infrastruktur. Das ist etwas Gutes«, sagt der Bauingenieur. Deshalb findet er es schade, wenn es bei Gesprächen über Baustellen oft nur um Staus geht. »Schlaglöcher will man nicht, eine Baustelle aber auch nicht. Da beißt sich die Katze in den Schwanz«, sagt Eger und versichert: »Wir meinen das nicht böse. Die Baumaßnahmen, die es gibt, sind nötig.« (GEA)