REUTLINGEN. Man sieht es nicht, hört höchstens mal ein Rauschen, aber dennoch braucht jeder ein funktionierendes Kanalnetz. Weil die Röhren unter einem Teil der Wörthstraße nicht mehr ganz dicht gewesen sind, lässt die Stadtentwässerung Reutlingen jetzt zwischen der Metzstraße und Arbachstraße den Kanal auswechseln. Die Arbeiten werden mehrere Wochen dauern, was für Anwohner und Autofahrer Folgen hat.
Am Montag ist die Baustelle unüberhörbar eröffnet worden. Sechs Mitarbeiter des Unternehmens Adolf List haben mit dem ersten Arbeitsabschnitt begonnen. Zwischen den Hausnummern 16/1 und 20 wird der Asphalt aufgeschnitten.
100 Meter neuer Kanalrohre
»Wir legen die Schadstellen frei«, erklärt Polier Martin Stockmar. Dazu benutzen die Arbeiter Fugenschneider, die den 14 Zentimeter dicken Asphalt der Straße glatt durchschneiden können. »Dann graben wir vier Meter tief, bis wir zum kaputten Kanal kommen«, fährt Stockmar fort. Damit ist auch klar, wieso hier etwas getan werden muss. Bei ihren regelmäßigen Prüfungen – unter anderem mit TV-Inspektionsfahrzeugen, die kleine Kamerawagen durch die Röhren fahren lassen können – hat die Stadtentwässerung Reutlingen (SER) unter der Wörthstraße Schäden entdeckt. Wenig erstaunlich nach fünfzig Jahren, denn so alt sind nach den Worten von SER-Bauleiter Hossein Kafili die dortigen Betonkanäle.
Ein undichter Kanal kann auf Dauer nicht liegen bleiben, deswegen wird er nun gewechselt. Im ersten Bauabschnitt geht es um 30 Meter. Versenkt werden dort dann neue Stahlbetonrohre mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern. Der zweite Teil der Arbeiten ist noch umfangreicher.
Zwischen den Gebäuden mit den Hausnummern 31 und 32/2 müssen 70 Meter defekte Röhren aus dem Untergrund geholt sowie durch nagelneue Exemplare ersetzt werden. Auf dieser Strecke handelt es sich um Kanalröhren mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern, wie Bauleiter Kafili verrät. »Wir bauen außerdem zwei neue Schächte«, sagt der SER-Mitarbeiter. Wo so viel gemacht wird, muss der Durchgangsverkehr umgeleitet werden. Der beliebte Schleichweg durch die Wörthstraße wird laut Hossein Kafili »für vier bis sechs Wochen« jeweils abschnittsweise je nach Stand der Baustelle komplett für den Durchgangsverkehr gesperrt.
Gebiet weiträumig umfahren
Wer von Pfullingen nach Reutlingen durchfahren möchte, kommt höchstens bis zur Arbachstraße, muss dann rechts abbiegen sowie auf der Lindachstraße weiterfahren. Aus Reutlingen von der Ringelbachstraße her kommend in Richtung Pfulbenstadt ist bei der Metzstraße Schluss, geht es auch hier dann nur über die Lindachstraße weiter. Ortskundige umfahren dieses Gebiet am besten weiträumig, denn auch die Umleitungsstrecke ist zugeparkt und eng. Wer’s dennoch versucht, dürfte zu den Stoßzeiten im Stau landen.
DAS KANALNETZ
Um das im gesamten Gebiet der Stadt Reutlingen anfallende Abwasser abzuleiten, entstand etwa in den vergangenen 150 Jahren ein Kanalnetz von rund 600 Kilometern. Der überwiegende Teil dieses Kanalnetzes ist als Mischsystem ausgeführt. Hierbei wird das Schmutz- und Regenwasser zusammen in den Kanal geleitet. Damit das Mischkanalsystem bei starken Regenfällen nicht überlastet wird, wurden zahlreiche Entlastungsbauwerke gebaut. Aufgrund von örtlichen Gegebenheiten gibt es in manchen Bereichen Trennsysteme zur Regenwasserableitung. Dort wird das Regenwasser in einem eigenen Kanal abgeleitet. (pr) www.ser-reutlingen.de
Für Anwohner sieht die Verkehrslage etwas besser aus. Sie dürfen in die Baustellenzone einfahren, so weit das eben sicher möglich ist, sprich keine Baumaschinen oder Gräben behindern. Ansonsten verspricht die Stadtentwässerung für die Dauer des Kanalwechsels lediglich die unvermeidlichen Unannehmlichkeiten durch Baulärm oder Dreck. Ansonsten sollen die Menschen in der Wörthstraße keine Nachteile haben. »Alle Anwohner können während der Bauarbeiten normal Wasser- und Abwasserleitungen benutzen«, betont Kafili. Polier Stockmar erklärt, wie das geht: »Das Abwasser wird umgeleitet.« (GEA)