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Trotz Krisen: Das war's noch nicht für Deutschland!

Stellenabbau und Pleitewelle sorgen 2025 für Untergangsstimmung. Doch bei allem Verständnis: Jammern löst unsere Probleme nicht, schreibt GEA-Chefredakteur Kaya Egenberger in seinem Kommentar.

Emoji-Symbole gibt es bald mit unterschiedlichen Hautfarben.
Foto: dpa
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REUTLINGEN. Das war’s. 2025 ist zu Ende. Ein Jahr der Abschiede. Von der Ampel-Regierung, von Politikern wie Christian Lindner, Robert Habeck und Annalena Baerbock. Von den USA als Beschützer Deutschlands, von einem Eröffnungstermin für Stuttgart 21 und von der Hoffnung auf ein Weihnachtswunder in der Ukraine. Von der Bereitschaftspraxis in Münsingen, von den Plänen für ein Amazon-Verteilzentrum in Bad Urach und davon, dass der Wahlkreis Reutlingen im Bundestag mit vier Abgeordneten vertreten ist.

Das war’s. Ein Satz, der selten so präsent war wie 2025. Gesagt vor den Werkstoren, die für immer schlossen. Gedacht bei Betriebsversammlungen, die auf das Ende eines Firmenstandorts vorbereiteten. Geflüstert zu Hause, von all denen, deren Job von heute auf morgen Geschichte war oder es bald sein wird. Bei Daimler, Porsche und Bosch in Stuttgart. Bei Manz, Reiff und Stoll in Reutlingen. Bei Cellforce, Prettl und Eissmann in der Region Neckar-Alb. Unternehmen, die viele Jahre lang Säulen unserer Wirtschaft waren.

Tenor in vielen Zuschriften: Deutschland am Ende

Das war’s. Vor dem Hintergrund der rekordverdächtigen Pleitewelle, des Stellenabbaus und der Bedrohung unseres Wohlstandes liest sich der Titel des gedruckten GEA-Jahresrückblicks dieses Mal nicht lapidar, sondern hart, fast zynisch – und irgendwie endgültig. Deutschland am Ende, ein Tenor, der sich auch in den Zuschriften unserer Leser, in den Kommentaren auf Social Media und in persönlichen Gesprächen widerspiegelt. Doch bei allem Verständnis für die Untergangsstimmung: Jammern löst die Probleme unseres Landes nicht.

Der Weg zurück in die Erfolgsspur beginnt bei jedem Einzelnen. Mit gesundem Optimismus und einer Jetzt-erst-recht-Mentalität. Mit der Bereitschaft, sich weiterzubilden, Neues zu lernen, auch unbequeme Wege zu gehen. Mit der Offenheit für Veränderung, statt am Status quo festzuhalten. Mit dem Mut, Verantwortung zu übernehmen – im Betrieb, im Ehrenamt, in der Gesellschaft. Wir können den Umbruch vielleicht nicht aufhalten. Aber wir können ihn mitgestalten.

Dafür brauchen wir übrigens auch die Generation Z, ihre Anpassungsfähigkeit und digitale Affinität. Sie wird lernen müssen, dass Wohlstand nicht vom Himmel fällt und dass zum Leben mehr als Matcha Latte und Instagram gehört. Aber sie permanent als verwöhnt und faul zu brandmarken, wird nicht zu diesem Verständnis beitragen.

Die Politik muss liefern. Nicht mit Worten, sondern mit Taten

Gleichzeitig stehen unsere Volksvertreter in der Pflicht, verlässliche Rahmenbedingungen für einen Aufschwung zu schaffen: weniger Bürokratie, bezahlbare Energie, funktionierende Infrastruktur. Die Politik muss klare Prioritäten setzen sowie die wichtigen Themen der Bürger angehen – und das schnell. Wer Vertrauen zurückgewinnen will, muss liefern. Nicht mit Worten, sondern mit Taten. Das gilt genauso für die Rathauschefs in Reutlingen und Region.

Die Medien tragen ebenfalls Verantwortung. Ihre Aufgabe ist es, Orientierung zu bieten, nicht nur das Scheitern sichtbar zu machen, sondern auch den Fortschritt. Denn wer nur den Niedergang beschreibt, verstärkt ihn. Wer jedoch die guten Nachrichten in den Vordergrund stellt, kann für Aufbruchstimmung sorgen und für die Gewissheit: Das war’s noch nicht. (GEA)