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Reutlinger Einzelhändler: Das sollte aus Kaufhof werden

Galeria Kaufhof in Reutlingen ist zu, eine riesige Ladenfläche ist frei. Wie sie genutzt wird? Unklar. Die Wünsche von Reutlinger Einzelhändlern gehen von Wohnungen über Ikea oder Decathlon bis zum Abriss.

Stadtbildprägend - und bald erstmal ohne Nutzung: Das Gebäude der Galeria Karstadt Kaufhof.
Stadtbildprägend - und bald erstmal ohne Nutzung: Das Gebäude der Galeria Karstadt Kaufhof. Foto: Frank Pieth
Stadtbildprägend - und bald erstmal ohne Nutzung: Das Gebäude der Galeria Karstadt Kaufhof.
Foto: Frank Pieth

Reutlingen.REUTLINGEN. Die Reutlinger Kaufhof-Filiale schloss am 17. Januar dieses Jahres für immer. Wie es mit der Immobilie weitergeht, ist noch nicht geklärt. Vieles scheint möglich: Skybar, Abriss, Go-Kart-Bahn, Disko, Gastronomie oder Einzelhandel. Doch was wäre aus Sicht von Reutlinger Einzelhändlern am besten? Und was wäre ihrer Meinung nach überhaupt nicht geeignet? Der GEA hat nachgefragt. 

Abreißen oder stehenlassen?

Bevor man sich Gedanken über eine künftige Nutzung der Immobilie macht, müsse man zunächst klären, ob das Gebäude stehen bleibt oder abgerissen wird. Dies beeinflusse wesentlich die Art der möglichen Entwicklung, sagt Christian Wittel, der 1. Vorsitzende von RT-aktiv, der Interessensgemeinschaft Reutlinger Einzelhändler. Osiander-Geschäftsführer Christian Riethmüller hat dazu eine klare Meinung: »Wenn ich es mir wünschen würde, dann würde ich das Gebäude abreißen.«

Konzepte wie Decathlon oder Ikea

Da das vermutlich aber nicht gehe, favorisiere er eine Kombination aus Handel im Erdgeschoss und den oberen Etagen als Büro- oder Wohnraum. Als idealen Mieter sieht Riethmüller Konzepte wie Decathlon oder Ikea in einer auf die Innenstadtgröße zugeschnittenen Form, da diese gezielt Kunden anziehen könnten. Als Alternativen kämen auch »die Einrichtung eines öffentlichen Amtes, die Umwandlung in Wohnraum oder selbst eine Bibliothek infrage«, sagt Oliver Hohenadl, Geschäftsleiter von Zinser in Reutlingen.

Menschen in die Innenstadt locken

Für ihn ist entscheidend, dass die künftige Nutzung Menschen in die Stadt bringt, sei es durch Arbeitsplätze oder Wohnmöglichkeiten. »Das belebt nicht nur die Innenstadt, sondern kommt auch uns Händlern zugute.« 

Supermarkt, Co-Working, begrünte Terrasse

Anna Bierig, Leiterin des Stadtmarketings Reutlingen, hat da sehr konkrete Vorstellungen: Im Erdgeschoss sieht sie vor allem Potenzial für den Lebensmitteleinzelhandel, speziell im Bereich der Vollsortimenter, sowie für eine Mischung verschiedener Einzelhandelsgeschäfte. Für die oberen Stockwerke schweben ihr Eventflächen für Tagungen, Bewegungs- und Freizeiträume für Kinder, Co-Working-Bereiche oder Räume zur Nutzung durch die Hochschule und gastronomische Angebote vor, idealerweise mit einem attraktiven Ausblick. 

Bierig könnte sich auch eine begrünte Dachterrasse vorstellen, ähnlich dem Highline-Park in New York, die sowohl für die Öffentlichkeit zugänglich als auch gastronomisch genutzt werden könnte. Bei einer solchen Nutzung müsste jedoch ein Großteil der Parkplätze auf dem Dach der Immobilie wegfallen. 

Kein klassischer Einzelhandel

In einem Punkt sind sich viele der Befragten einig: Für klassische inhabergeführte Geschäfte alleine eignet sich das Gebäude nicht. Christian Wittel hält es für notwendig, bei der künftigen Nutzung über den traditionellen Einzelhandel hinauszudenken. Das sieht auch Christian Riethmüller so. »Was ich mir nicht vorstellen kann, sind kleine Geschäfte, Cafés, Optiker oder Chocolatiers.« Dafür sei die Fläche zu groß und die Aufenthaltsqualität zu niedrig. Außerdem fehle die Laufkundschaft.

Worst-Case-Szenario Leerstand

Als Worst-Case-Szenario nennt Anna Bierig, dass das Gebäude leer stehen und ungenutzt bleiben könnte. »Viele Menschen haben eine emotionale Verbindung zu dem Objekt mit seiner markanten Wabenwand.« Aus Sicht von Oliver Hohenadl wäre »der Leerstand hier jedoch weniger dramatisch als in anderen Städten, wo solche Gebäude direkt am Marktplatz stehen«. Suboptimal sei aus seiner Sicht eher ein großes Outlet. »Das wäre für Reutlingen nicht hilfreich«, sagt er. Christian Wittel wiederum sieht eher ein Einkaufszentrum kritisch. »Es hat sich ja gezeigt, dass das nicht funktioniert. Die Zeiten für solche Konzepte sind vorbei.« (GEA)