REUTLINGEN. »Hallo? Hörst du mich noch?« Wer in einen Tunnel fährt - egal ob mit dem Auto oder der Bahn - kennt das Phänomen: am anderen Ende der Leitung rauscht es nur noch, das Telefonat ist abgebrochen und der Handyempfang gänzlich weg. Auch in den Reutlinger Tunneln bleiben Verkehrsteilnehmer davon nicht verschont. Einige GEA-Leser haben sich daher gefragt, ob es nicht eine Lösung für das Funkloch gibt? Die gute Nachricht: Im Scheibengipfeltunnel werden aktuell laut dem Landratsamt Reutlingen Mobilfunk-Leitungen verlegt, um eine Netz-Versorgung bieten zu können. Der Ursulabergtunnel könnte folgen.
Seit 2017 kann der 1,9 Kilometer lange Scheibengipfeltunnel befahren werden. Aus zwei Gründen werden nun erst die Mobilfunk-Leitungen gelegt: »Einerseits gibt es die Vorgabe, dass eine Notrufkette sichergestellt werden muss«, sagt Steffen Gaiser, Sicherheitsbeauftragter und Elektromeister von der Straßenmeisterei Eningen. Eigentlich ist diese mit den schon installierten Notrufsäulen gesichert. Die Mobilfunk-Leitungen, die verlegt werden sollen, seien eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. »Außerdem kam in der Vergangenheit immer wieder der Wunsch von vielen Verkehrsteilnehmern auf, Netz im Tunnel zu haben.« Gaiser und seine Kollegen sind nicht nur für die regelmäßigen Wartungen der Tunnel in der Region zuständig, sondern auch für die aktuellen Baumaßnahmen am Scheibengipfeltunnel.
Fundament für Mobilfunk-Container steht schon
Schon 2018 fiel laut Gaiser die Entscheidung, Mobilfunk im Scheibengipfeltunnel einzubauen. 2023 wurden jedoch erst die ersten baulichen Maßnahmen umgesetzt: Am Betriebsgebäude Süd wurde das Fundament für einen Mobilfunk-Container fertiggestellt. »Man kann sich den wie einen Überseecontainer vorstellen, in dem dann eine Sende- und Empfangsstation für die Mobilfunkanbieter stehen werden«, so der Elektromeister. »Im Herbst ist dann die restliche Hardware und die Verkabelung im Tunnel dran.«
Radioempfang im Tunnel
Wer durch einen Tunnel fährt, hat nicht immer Radioempfang. Nur wenige Anbieter sind an die tunneleigenen UKW-Antennen angeschlossen. Im Reutlinger Scheibengipfeltunnel werden daher nur die Frequenzen von SWR3 (92,2 MHz), Radio Antenne (103,0 MHz) und Radio Neckar Alb Live (104,8 MHz) empfangen. Im Ursulabergtunnel ausschließlich SWR3 (92,2 MHz). »Wir haben bei den entsprechenden Sendern extra vor der Inbetriebnahme angefragt, ob sie die Tunnel mit ihrer Frequenz versorgen wollen. Alle, die zugestimmt haben, können auch empfangen werden«, sagt Steffen Gaiser, Sicherheitsbeauftragter und Elektromeister von der Straßenmeisterei Eningen. Theoretisch sei es möglich, auch rückwirkend noch weitere Sender der Senderliste hinzuzufügen. (GEA)
Letztere wird jedoch nicht direkt in der Tunnelröhre installiert, sondern im Rettungsstollen des Scheibengipfeltunnels. »Die Verkehrsteilnehmer sollten also nichts von unseren Arbeiten mitbekommen und es sollten so auch keine Verkehrsbehinderungen entstehen«, sagt Gaiser. Steht dann alles, sollten alle Tunnelnutzer bei der Durchfahrt Handyempfang haben. »Die Netzabdeckung wird durch die Mobilfunkanbieter Telefonica, Telecom und Vodafon sichergestellt.« Aktuell seien alle Arbeiten im Zeitplan. Der Inbetriebnahme Anfang des kommenden Jahres scheint laut Gaiser nichts im Weg zu stehen.
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Mobilfunk auch im Ursulabergtunnel möglich
Und wie sieht es mit den anderen Tunneln in Reutlingen aus? Der in der Rommelsbacher Straße sei laut Gaiser mit seinen 311 Metern zu kurz, als dass es sich lohnen würde, auch dort Handyempfang möglich zu machen. Im 1,18 Kilometer langen Ursulabergtunnel hingegen könnte es in den kommenden Jahren Mobilfunk geben. »Wir befinden uns da aber noch in der Planung und hatten erst kürzlich eine Begehung des Tunnels, um uns den Stand der Dinge einmal anzuschauen«, ergänzt Gaiser. Er könne sich vorstellen, dass der Ursulabergtunnel per Glasfaserkabel mit dem Mobilfunk-Container am Scheibengipfeltunnel verbunden wird. »Darüber wurde aber noch nicht entschieden.« (GEA)