REUTLINGEN. Stark, prächtig, verletzlich, mutig, fragend, unsicher, suchend, kämpfend: Ganz unterschiedlich zeigten sich die Protagonistinnen in den Texten, die die Lesenden am Mittwoch in der Reutlinger Stadtbücherei ihren Zuhörern präsentierten. Allen Frauenfiguren aus den Texten war eines aber gemeinsam: ihr Frausein und ihre oft schwierige Rolle als Frau in der Gesellschaft.
Die Stadtbücherei Reutlingen hatte wie jedes Jahr anlässlich des Weltfrauentages zur Lesung »Frauen lesen für Frauen« eingeladen. Nachdem die Lesung 2021 coronabedingt nur virtuell stattfinden konnte, waren diesmal wieder Besucher geladen. Von 16 bis 18.30 Uhr lasen Frauen aus dem Stadtleben Texte, die sich mit Geschlechtergerechtigkeit beschäftigten. Manche Lesenden brachten eigene Texte mit, so auch GEA-Redakteurin Mareike Inhoff, die unter dem Titel »Frauenprobleme?« Artikel über Sexismus und Schicksale Reutlinger Frauen präsentierte.
Eigene Texte hatte auch Heidemarie Köhler mitgebracht: Ein Ausschnitt aus ihrem unveröffentlichten Roman »Alte Bilder« erweckte eine Frau zum Leben, die Malerin wird und sich fragt, warum ihr Vater das stets abgelehnt hatte. Ein zweiter Text stellte eine Frau vor, deren Mann aus Kriegsgefangenschaft heimgekehrt war – die Frau erkennt den Gatten nicht wieder.
Mit einem starken Vortrag begeisterte auch die ehemalige Reutlinger Oberbürgermeisterin Barbara Bosch, die mit klarer, durchdringender Stimme aus einer Rede der Feministin Virginia Woolf las. Weniger ernst, dafür witzig und lehrreich: das Buch »Madame Moneypenny – wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können«, vorgestellt von der Reutlinger Steuerberaterin Katharina Herzog. Den Nachmittag beendete Uschi Kurz mit einer Lesung aus ihren schwäbischen Kurzkrimis. (GEA)