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Aktuell Nachruf

Der Vater der Gönninger Seen ist gestorben

Förster Werner Funkler verdanken wir ein wunderbares Naherholungsgebiet in Reutlingen und ein harmonisches Waldbild. Erinnerungen an einen bemerkenswerten Menschen.

Werner Funkler 2020 inmitten der von ihm geschaffenen Landschaft der Gönninger Seen. Jetzt ist er mit 84 Jahren gestorben.  ARCH
Werner Funkler 2020 inmitten der von ihm geschaffenen Landschaft der Gönninger Seen. Jetzt ist er mit 84 Jahren gestorben. ARCHIVFOTO: ZENKE
Werner Funkler 2020 inmitten der von ihm geschaffenen Landschaft der Gönninger Seen. Jetzt ist er mit 84 Jahren gestorben. ARCHIVFOTO: ZENKE

REUTLINGEN. Werner Funkler, der langjährige Förster von Gönningen, ist am vergangenen Sonntag im Alter von 84 Jahren gestorben. Bis zuletzt konnte man ihm auf seinen Spaziergängen durch die geliebten Wälder der näheren Umgebung begegnen, schreibt der ehemalige Reutlinger Stadtförster Johannes Schempp in seinem Nachruf.

Werner Funkler kam in seinem Leben hoch hinaus. Sowohl beruflich als auch auf seinen zahlreichen Bergtouren, die ihn auf allen Erdteilen in höchste Höhen führten.

Beides war ihm nicht in die Wiege gelegt, als er 1937 in Hutzenbach im Schwarzwald zur Welt kam. Kindheit und Jugend haben durch die Kriegsereignisse viele Entbehrungen mit sich gebracht und manche Anstrengungen notwendig gemacht. Nach einer Gärtnerlehre konnte er in seiner Heimat mit Waldarbeit sein erstes Geld verdienen. Bald schon wurden seine Gaben und sein Fleiß erkannt und er wurde animiert, eine Försterausbildung zu absolvieren. Die langen Lehrjahre führten ihn durch ganz Baden-Württemberg, bis er sich im Jahre 1965 um das Gönninger Revier bewarb. Diese Aufgabe erfüllte er mit Hingabe bis zu seiner Pensionierung.

Wald für die Zukunft

Die großen Herausforderungen, denen er sich in der Forstwirtschaft stellte, sind heute der Grund für die harmonischen Waldbilder um Gönningen herum: In den 1980er-Jahren galt es, die labilen Nadelholzbestände mit Buchen zu unterbauen. Das veranlasste er, nachdem er von der Sinnhaftigkeit überzeugt war, mit viel Engagement und großer Konsequenz. Die damals gepflanzten Buchen sind heute auf großer Fläche die stabilen und naturnahen Waldbestände.

Sein Meisterstück aber ist sein Engagement um die Gönninger Seen: Nachdem die Stadt das private Tuffabbaugelände oberhalb des Ortes erworben hatte, galt es, dort eine Landschaft »aus zweiter Hand« zu entwickeln, die der Bevölkerung als Erholungsraum dienen sollte. Mit großer Kreativität und Phantasie wurden im wahren Wortsinne viele Steine aus dem Weg geräumt, bis nachher etwas entstanden war, an dem sich Mensch, Tierwelt und Natur erfreuen können. Er war sich bewusst, dass das Neugeschaffene ständiger Pflege bedarf. Um einem zu starken Krautbewuchs in den Seen entgegenzuwirken, tüftelte er ein Gerät aus, das diese Pflanzen kurz hielt. Das Gerät nannte er »die Gönninger Kuh«. Bis zuletzt war es Werner Funklers Anliegen und Sorge, dass in der heutigen Verantwortung auch alles getan wird, was zum Erhalt dieses Kleinods beiträgt. Gerade in den letzten Monaten der Pandemie hat sich die große Beliebtheit des nahe gelegenen Erholungsgebietes durch viele Besucher gezeigt. Werner Funkler hatte viel zu erzählen. Mit seinem oft trockenen Humor verstand er es, seine Zuhörer zu fesseln. Seine Reiseberichte aus aller Herren Länder werden vielen in eindrucksvoller Erinnerung bleiben – häufig untermalt mit sorgfältig ausgewählten Bildern, in denen er nicht nur Landschaften festhielt, sondern in denen oft die Menschen in ihrer uns fremden Heimat liebevoll gezeichnet und nahegebracht wurden. Mit Werner Funkler bleiben im Kollegenkreis vergnügte Abende in Erinnerung, die nicht selten beim Singen von forstlichen Liedern ihren Ausklang fanden. Die Beerdigung findet am Montag, 10. Januar, um 13 Uhr in Gönningen statt. (eg)