REUTLINGEN. Reutlingen renoviert sich. Nach dem Tübinger Tor ist nun auch ein zweites Wahrzeichen der Stadt in ein großes Gerüst gehüllt: die Marienkirche. Ein Kran hat am Donnerstagmittag Baugerüstteile auf den 71 Meter hohen Westturm gehievt, der am Abend schon fast bis oben hin umhüllt ist. Nur die Spitze des Hauptturms mit dem goldenen Engel ragt noch hinaus. »Ein paar Tage wird es noch dauern, bis das Gerüst vollständig aufgebaut ist und die Sanierungsarbeiten starten können«, sagt Pfarrerin Sabine Großhennig dem GEA.
Am Hauptturm der Kirche, die zwischen 1247 und 1343 erbaut worden ist, werde »alles untersucht«, erklärt Großhennig. So sollen etwa Sandsteinverzierungen erneuert und Schutzverglasungen eingebaut werden. Außerdem soll der Raum hinter der Orgel für die geplante Orgelerweiterung vorbereitet werden. »Aber es kann auch sein, dass noch weitere Sachen entdeckten werden, die dann gemacht werden müssen«, sagt die Pfarrerin der evangelischen Kirche.
Marienkirche bleibt bis Sommer 2022 eingerüstet
Besucher der Marienkirche müssen sich darauf einstellen, dass das Hauptportal geschlossen bleibt, da sich dort hinter einem hölzernen Zaun der Aufzug des Gerüsts befindet. Die Seitentüren an der Front werden aber zugänglich bleiben. Zuletzt wurden für die Sanierung des Turmes 1,18 Millionen Euro veranschlagt. An den Anblick des eingerüsteten Wahrzeichens werden sich die Passanten in der Wilhelmstraße gewöhnen müssen. »Bis zum nächsten Sommer werden die Arbeiten auf jeden Fall gehen«, meint Großhennig.
Ein Gerüst an der Marienkirche ist keine Seltenheit. Immer wieder müssen Teile erneuert werden, um das Gotteshaus, das seit 1988 zu den Kulturdenkmälern Deutschlands gehört, zu erhalten. Schon 150 Jahre nach der Fertigstellung soll es erste große erste große Sanierungsmaßnahmen am gotischen Sakralbau gegeben haben, heißt es im Buch »Die Marienkirche in Reutlingen. Bedeutung – Geschichte – Kunstwerke« von Friedrich Keppler aus dem Jahr 1946. Im vergangenen Jahr wurden die Fassade des Nordturms und Strebebögen an der Südseite über mehrere Monate saniert. (GEA)