MÖSSINGEN. Am Mittwoch Abend sind bei der Generalprobe im Musiksaal der Langgassschule die Fenster sperrangelweit offen und draußen prasselt der Regen laut auf den Asphalt. Das stört die Sangeslaune der drei Chöre aus Belsen, Talheim und Kernstadt nicht: Über 100 Sängerinnen und Sänger schmettern die neue Hymne aus der Feder von Chorleiter Johannnes Söllner (Komposition) und Christof Zanke (Text), dass es eine helle Freude ist, Mäuschen spielen zu dürfen. »MÖSSENGA, M’R SENGA« steht auf dem Liedblatt als Titel, aber jedes der 113 Gesangsblätter hat schon die Verbesserung eingetragen: »Es muss heißen: Messenga, m’r sengat«, erklärt Klara Dittrich-Rommel lachend, die selbst auch keinen schwäbischen Zungenschlag in die Wiege gelegt bekam.
Text der Lokalhymne
Aus der Mitte der Chorgemeinschaft kam die Idee, für das 1.250-jährige Stadtjubiläum eine kleine Lokalhymne in Auftrag zu geben, die Bürgerstiftung beteiligte sich mit einer kräftigen Finanzspritze am Gelingen und im Wonnemonat Mai legten Söllner und Zanke los und strickten mit heißer Nadel am neuen Mössinger Sommerhit, der am Mittwoch Abend sogar den höllischen Platzregen schnell zum Verstummen bringt. Bei der ersten Probe direkt nach den Pfingstferien »haben alle erstmal gelacht«, erzählt Dittrich-Rommel und auch gerätselt, was es mit den Zeilen »weil’s mir seit sieba-sieba-vier brenga« auf sich haben könnte; dass es sich hierbei um das Gründungsjahr handelt, darauf kam erstmal keiner.
Auch die Dynamikvorgabe als Hinweis an den Chor über den ersten Taktzeilen ist originell. Normalerweise steht dort so etwas wie »largo«, »adagio« oder »lento«. Und hier? »freudig-groovig und mit augenzwinkerndem Lokalstolz«. Eine weitere Vorgabe für die Bühne stammt von den Bühnenbauern für den großen Auftritt am Sonntag: »Wir wurden angewiesen, nicht zu hüpfen«, mahnt Söllner die gutgelaunte Truppe aus Talheimer und Belsener Liederkranz nebst Chorgemeinschaft. Der Text der Lokalhymne bedenkt tatsächlich alle Stadtteile und gibt der GEA-Mitarbeiterin Rätsel auf: Wer ist der goldene Engel, der zerfällt und wie mag es aussehen, wenn den Belsemer Blüten der Staubbeutel platzt? Ob das alles Sinn ergibt? Das müssen die Mössinger am Sonntag bei der Uraufführung in der Neuen Mitte entscheiden. Egal ob Neigschmeckter, Ureinwohner oder Eingeborener in der 14. Generation: Die Mössinger Mischung macht’s. (och)