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Glatteis in Reutlingen und der Region: viele Verletzte in der Notaufnahme, Serie von Unfällen

Gefrierender Regen in Reutlingen und der Region sorgt für glatte Straßen, Autounfälle und verletzte Fußgänger und Radfahrer. Etliche davon landen in der Notaufnahme.

Eisglätte sorgte am Freitagmorgen in Reutlingen und der Region für Rutschgefahr. Foto: Jürgen Meyer
Eisglätte sorgte am Freitagmorgen in Reutlingen und der Region für Rutschgefahr.
Foto: Jürgen Meyer

REUTLINGEN. Gefrierender Regen sorgt in Teilen Baden-Württembergs am Freitagmorgen für glatte Straßen, Unfälle und verletzte Personen. Alleine im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Reutlingen ereigneten sich im Berufsverkehr zwischen 23.30 Uhr und 10 Uhr 72 glättebedingte Unfälle, sagte Polizeipressesprecher Martin Schaal. »Die meisten Unfälle waren die üblichen Grabenrutscher oder es sind Autos gegen geparkte Fahrzeuge geprallt.« Vereinzelt habe es auch Leichtverletzte bei den Unfällen gegeben. »Außerdem sind etliche Fahrradfahrer und Fußgänger gestürzt und verletzt worden«, sagt Schaal. Das Polizeipräsidium Reutlingen ist auch für die Landkreise Tübingen, Esslingen sowie den Zollernalbkreis zuständig.

Serie von Unfällen in Bodelshausen

Innerhalb kurzer Zeit haben sich gleich mehrere Unfälle in der abschüssigen Blöhsteinstraße in Bodelshausen ereignet, teilte die Polizei mit. Kurz vor 6.30 Uhr wollte ein 61-Jähriger mit einem Fiat Doblo nach rechts in die Bahnhofstraße abbiegen. Aufgrund Eisglätte konnte er an der Einmündung nicht anhalten und rutschte seitlich gegen den Fiat Ducato eines 53 Jahre alten Mannes. Der Unfallverursacher zog sich hierbei leichte Verletzungen zu und musste mit einem Rettungswagen in eine Klinik gebracht werden. Sein Fahrzeug war nicht mehr fahrbereit. Es wurde abgeschleppt.

Während der Unfallaufnahme am unteren Ende der Straße ereigneten sich weiter oben in der Folge fast im Minutentakt sechs weitere Unfälle. Gegen 7.12 Uhr verlor eine 56-Jährige die Kontrolle über ihren Peugeot und rutschte in einen angrenzenden Garten, wo eine Hecke sowie ein Beet beschädigt wurden. Kurz darauf geriet eine weitere Pkw-Lenkerin ins Schleudern und landete in einem Feld an der Kreuzung zur Landhausstraße. Um 7.14 Uhr geriet eine 26-Jährige mit ihrem VW T-Roc ins Rutschen und kam in einem unbebauten Grundstück zum Stehen. Ihr Wagen musste im Anschluss abgeschleppt werden. Nur zwei Minuten später kollidierte ein 42-jähriger Lenker einer VW Caravelle mit dem Auto eines 56 Jahre alten Mannes, worauf der Kleinbus ins Schleudern geriet und ebenfalls eine Hecke beschädigte.Gleich darauf verlor ein 25-Jähriger die Kontrolle über seinen Pkw und prallte auf Höhe des Jakob-Nill-Weg gegen den Kia Ceed eines 39 Jahre alten Mannes, der bereits in ein Feld geschlittert war. Zu guter Letzt rutschte gegen 7.20 Uhr ein weiterer Verkehrsteilnehmer gegen den Peugeot der zuvor bereits verunglückten 56-Jährigen.

Ersten Erkenntnissen nach blieben alle Beteiligten, bis auf den 61 Jahre alten Fiat-Lenker, unverletzt. Der Gesamtschaden beläuft sich einer ersten Schätzung nach auf über 40.000 Euro. Zur Unterstützung war die Feuerwehr mit drei Fahrzeugen und 14 Einsatzkräften ausgerückt. Die Straßenmeisterei wurde unverzüglich zum Abstreuen der betroffenen Straße verständigt.

Mitarbeiter an Reutlinger Klinikum aus freien Tagen zurückgeholt

In der ohnehin schon voll ausgelasteten Notaufnahme des Klinikums am Steinenberg gibt es an diesem Tag noch mehr zu tun als sonst. Bis 14.45 Uhr sind 121 Patienten eingeliefert worden, etwa die Hälfte davon sind Glatteis-Unfall-Patienten berichtet Dr. Barbara Lindenstrauß, Interimsleiterin der Notaufnahme. »Viele sind auf dem Weg zur Arbeit gestürzt.« Die meisten haben sich dabei am Sprunggelenk oder Handgelenk verletzt. »Ein Drittel der heutigen Patienten muss operiert werden«, sagt Lindenstrauß. »Diese kommen auf die sowieso schon angespannte Betten- und OP-Situation obendrauf.« Deshalb müssten Patienten »einen langen Atem haben«, bis sie operiert werden können. »Die Situation ist von den Dimensionen für uns ähnlich wie die zwei heftigen Glatteis-Tage im Dezember.« Um den Andrang bewältigen zu können, sind drei Pflegekräfte und ein Arzt aus ihren freien Tagen zurückgeholt worden. »Auch ich selbst arbeite heute ungeplant mit«, so Lindenstrauß.

Erhöhtes Aufkommen an DRK-Einsätzen

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) verzeichnete im Landkreis Reutlingen ein »erhöhtes Aufkommen an glatteisbedingten Einsätzen«, wie Rettungsdienstleiter Markus Metzger berichtet. »Wir haben drei Rettungswagen in Bereitschaft mehr im Einsatz als sonst.« Vergleichbar mit der Situation Mitte Dezember, als die Retter am Anschlag arbeiteten, sei die aktuelle Lage jedoch keinesfalls. Aktuell sind laut Metzger alle Einsätze abgearbeitet. »Für uns war und ist die Situation gut zu handeln.«

Auch dem GEA selbst machten die Wetterverhältnisse Probleme. Zusteller können die gedruckte Ausgabe des Reutlinger General-Anzeigers nur mit Verzögerung ausliefern.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat am Freitagmorgen vor Glätte in Teilen Baden-Württembergs gewarnt. Bis zum Vormittag kommt es besonders im Osten zwischen Stuttgart und Ulm zu gefrierender Nässe und Sprühregen, wie der DWD im Warnlagebericht mitteilte. Der weitere Tag bleibt bewölkt, bei Tiefstwerten von minus vier Grad. (GEA/pol)