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Aktuell Naturschutz

Wie seltene Arten auf der Alb geschützt werden sollen

Waldparadies zwischen Ehestetten und Aichelau ist im Besitz der Nabu-Stiftung Nationales Naturerbe.

Sie engagieren sich für den Nabu-Naturwald »Gleinsgelesberg« zwischen Ehestetten und Aichelau: Andrea Klemer (von links), Gerha
Sie engagieren sich für den Nabu-Naturwald »Gleinsgelesberg« zwischen Ehestetten und Aichelau: Andrea Klemer (von links), Gerhard Bayer und Hans Offenwanger. FOTO: NABU
Sie engagieren sich für den Nabu-Naturwald »Gleinsgelesberg« zwischen Ehestetten und Aichelau: Andrea Klemer (von links), Gerhard Bayer und Hans Offenwanger. FOTO: NABU

MÜNSINGEN/GOMADINGEN. Gleich drei Referenten beleuchteten bei einem Vortrag des Nabu Münsingen-Mittlere Alb den Naturwald zwischen Ehestetten und Aichelau aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Das Besondere: Er befindet sich im Besitz der Nabu-Stiftung Nationales Naturerbe.

Die Biosphärengeschäftsstelle Schwäbische Alb hat in diesem Gebiet in Abstimmung mit dem Nabu Münsingen-Mittlere Alb und dem Eigentümer, der Nabu-Stiftung Nationales Naturerbe, eine Waldrandfreistellung im Rahmen des »Lichtwaldprojekts« realisieren lassen. Damit soll künftig den Rote-Liste-Arten, zum Beispiel dem Schmetterling Blauschwarzer Eisvogel, ein weiterer Trittstein zum Überleben geschaffen werden.

Der Vortrag mit dem spannenden Titel »Pionierwald auf der Albhochfläche – Vom jungem Urwald, dem Koboldmoos, dem Blauschwarzen Eisvogel« lockte zahlreiche Besucher in den Gasthof Lamm in Gomadingen. In drei bebilderten und sehr lehrreichen Referaten befassten sich Hans Offenwanger, Helmut Attinger und Andrea Klemer aus drei unterschiedlichen Perspektiven mit einem Wald zwischen Ehestetten und Aichelau.

Ehemals Wacholderheide

Andrea Klemer, ehrenamtliche Schutzbetreuerin des Nabu-Walds mit dem Namen »Gleinsgelesberg«, schilderte, wie Lina Hähnle vor 100 Jahren diese Fläche erworben hatte. Sie war die Gründerin des Nabu-Vorgängervereins »Bund für Vogelschutz«. Damals habe sie die Fläche im Zustand einer Wacholderheide mit einzelnen Baumbeständen gekauft. Inzwischen sei dort ein stattlicher, naturbelassener Wald emporgewachsen.

Der Gleinsgelesberg sei die bisher einzige Fläche auf der Schwäbischen Alb, die den besonderen Schutz der Stiftung genieße, so Andrea Klemer. Die ehrenamtliche Vor-Ort-Betreuung hat Klemer Ende 2023 übernommen. Sie beinhaltet Besuche, Fotodokumentationen und das Abstimmen von Maßnahmen in enger Kooperation mit der hauptamtlichen Kontaktperson der Nabu-Stiftung, Ines Noll, und bezieht auch den örtlichen Nabu Münsingen-Mittlere Alb mit ein. Im Wald selbst wurden im vergangenen Jahr auch Naturführungen für verschiedene Zielgruppen angeboten.

Die Lage des Waldgebiets genau in einer der allerletzten für Deutschland festgestellten Flächen mit Vorkommen des Rote-Liste-Schmetterlings Blauschwarzer Eisvogel macht den Gleinsgelesberg-Wald besonders wertvoll. Er sei ein »Trittstein« für diesen Schmetterling und auch interessant für andere gefährdete Spezies – deshalb sei die Fläche für das »Lichtwaldprojekt« der Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbischen Alb prädestiniert, wie Hans Offenwanger im zweiten Kurzvortrag berichtete.

Er erläuterte die Ziele dieses Projekts und schilderte, wie dadurch für zahlreiche, selten gewordene Pflanzen und Tiere wieder ein Lebensraum geschaffen werden könne. So wurde am Gleinsgelesberg dank der Förderung des Landes Baden-Württemberg eine von Hans Offenwanger geplante und von Gerhard Bayer aufwendige Maßnahme umgesetzt: Am Waldrand wurden absterbende Eschen selektiv freigestellt, er dient nun sonnenliebenden Arten und soll dem ursprünglichen Magerrasen Raum bieten. Landschaftstypische Wacholderbüsche wurden erhalten, ebenso wie seltenere und wertigere Laubbäume, wie der Kreuzdorn, die Mehlbeere, Eichen und Buchen.

Schatzkiste der Natur

Im dritten Teil der Vortragsreihe zeigte der Münsinger Nabu-Vorsitzende Helmut Attinger beeindruckende Fotos von besonderen und seltenen Arten von Insekten, Schmetterlingen, Blütenpflanzen, Pilzen, Moosen und Farnen, die sich in diesem weitgehend unberührten Gleinsgelesberg-Wald an trockenen und feuchten Stellen in den zurückliegenden knapp 100 Jahren entwickeln konnten.

Das Zusammenwirken der drei Akteure – der Nabu-Stiftung Nationales Naturerbe, des Nabu Münsingen-Mittlere Alb und der Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb – sowie die beeindruckenden Fotografien der Naturschönheiten hinterließen einen positiven Eindruck beim Publikum und die Überzeugung, dass sich hier eine wahre »Schatzkiste der Natur« in Nabu-Obhut befindet. (eg)

 

NABU-STIFTUNG NATIONALES NATURERBE

Flächensicherung in 390 Schutzgebieten

Die Nabu-Stiftung Nationales Naturerbe besitzt in Deutschland mehr als 23.000 Hektar Land in 390 Schutzgebieten, sie hat bisher mehr als 64 Millionen Euro in Flächensicherungen investiert. Die meisten befinden sich im Nordosten. Der Gleinsgelesberg-Wald auf der Alb ist diesbezüglich eine Ausnahme und eine historische Besonderheit, weil er bereits vor fast 100 Jahren von Lina Hähnle (Gründerin des Bunds für Vogelschutz – Vorgängerverein des heutigen Nabu) erworben wurde. Die Stiftung arbeitet eng mit ehrenamtlichen Nabu-Schutzgebietsbetreuern und örtlichen Nabu-Gruppen zusammen. Unter dem Motto »Wir retten Paradiese« finanziert sie Landkäufe und deren Betreuung aus Spenden, Hektar-Patenschaften und Zuwendungen. Mehr Information zur Nabu-Stiftung, wie man diese unterstützen und selbst aktiv werden kann, gibt es online. (eg) naturerbe.nabu.de/wir- ueber-uns/index.html www.nabu- muensingen.de