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Deutschland startet mit 0:1-Niederlage gegen Frankreich in die EM

Die DFB-Auswahl unterliegt in ihrem ersten EM-Spiel Weltmeister Frankreich mit 0:1.

Deutschlands Tony Kroos (vorne) trauert nach der 0:1-Niederlage gegen Frankreich. Foto: Matthias Hangst/dpa
Deutschlands Tony Kroos (vorne) trauert nach der 0:1-Niederlage gegen Frankreich.
Foto: Matthias Hangst/dpa

REUTLINGEN/MÜNCHEN. Die Abschiedstournee von Joachim Löw beginnt in der Münchner Arena mit einer Niederlage gegen den Weltmeister Frankreich. 90 Minuten Engagement genügten nicht, um der Equipe tricolore wirklich gefährlich werden zu können. Nach 90 Minuten stand eine 0:1 (0:1)-Niederlage, die Formation des scheidenden Bundestrainers fand kein Konzept gegen die überfallartige Schnelligkeit und Kombinationsfreude des Favoriten. Ausgerechnet ein Eigentor von Mats Hummels in der 21. Minute entschied die Begegnung, noch nie zuvor verlor eine deutsche Mannschaft ein Eröffnungsspiel einer Europameisterschaft. Und steht nach dem 3:0 des amtierenden Europameisters Portugal über Ungarn schon erheblich unter Druck.

»Wir haben Respekt, sehen uns in diesem Spiel aber nicht als Underdog.« Kapitän Manuel Neuer hatte am Vortag klar Position bezogen. Seit langem verzichtete Joachim Löw in der Startaufstellung auf Überraschungen und präsentierte die Formation, die in Düsseldorf im Test gegen Lettland mit 7:1 gewann. Löw entschied sich auch gegen den amtierenden Weltmeister für die Dreierkette mit Matthias Ginter, Mats Hummels und Antonio Rüdiger, auf den Außenbahnen Robin Gosens und Joshua Kimmich. Das zentrale Mittelfeld bildeten Toni Kroos und Ilkay Gündogan, die offensive Reihe Kai Havertz, Thomas Müller und Serge Gnabry.

»Die Mannschaft ist voller Ehrgeiz und Tatendrang, wir brauchen gegen die Franzosen eine starke Defensive und offensiv außen starke Leute, deshalb spielt Joshua Kimmich auf der rechten Seite, das schafft mehr Möglichkeiten«, hatte der Bundestrainer vorher gesagt: »Wir haben in der Vorbereitung Schritte in die richtige Richtung gemacht, wir wollen möglichst zu Null spielen.« Eigentore standen nicht auf dem Trainingsplan.

Deutsches Team beginnt offensiv

Und das gegen den amtierenden Weltmeister. Didier Deschamps hatte kurz vor der Euro noch den Streit der Angreifer entschärft und den 160-Millionen-Euro Mann Kylian Mbappé ruhig gestellt, der Superstar von Paris Saint Germain führte vor 14.000 Zuschauern die Offensive erwartungsgemäß an, daneben spielten Karim Benzema, der sein erstes Pflichtspiel für die Equipe tricolore seit dem Viertelfinale gegen Deutschland bei der Weltmeisterschaft in Brasilien bestritt, und Antoine Griezmann vom FC Barcelona.

Die deutsche Mannschaft beginnt sehr offensiv und kombinationssicher, nach einem Freistoß von Kroos hat Hummels die erste Kopfballchance, die er vergibt. Minuten danach ungewohnte Fehlpässe von Kroos. Der Weltmeister kommt ins Spiel. Nach einer Ecke von Griezmann scheitert Pogba per Kopfball (15. Minute). Nur zwei Minuten später die erste Chance des pfeilschnellen Superstars Mbappé, sein Schuss wird von Neuer bravourös abgewehrt. Aber die Franzosen zeigen jetzt ihre große Klasse mit überfallartigen Angriffen, blitzschnell gelangt der Ball gefährlich ins deutsche Zentrum. Aber der viermalige Weltmeister wehrt sich nach Kräften. Dann der Schock in der 21. Minute, eine scharfe Hereingabe von Lucas Hernandez vom FC Bayern lenkt Mats Hummels unbedrängt und unhaltbar für Neuer ins eigene Netz. Das Eigentor lähmt die deutschen Bemühungen, die deutschen Spieler sind nicht mehr nah genug an ihren Kontrahenten, ein Bruch im deutschen Spiel.

Mats Hummels (Deutschland, M) erzielt das Eigentor. Foto: Federico Gambarini/dpa
Mats Hummels (Deutschland, M) erzielt das Eigentor.
Foto: Federico Gambarini/dpa

Aber die Mannschaft fängt sich wieder, früh belastet durch eine Gelbe Karte für Kimmich, wie überhaupt der spanische Schiedsrichter Carlos del Cerro Grande dem Tempo des Spiels nicht gewachsen ist. Spielverzögerungen der Franzosen ahndet er nicht, dafür aber harmlose Attacken der deutschen Mannschaft. Was nichts daran ändert, dass der amtierende Weltmeister eine Klasse für sich bleibt, schnell, ballsicher und mit einer tempogeladenen Offensive, inszeniert von Griezmann. Mitentscheidend auch das überragende Mittelfeld der Franzosen mit N'Golo Kanté vom FC Chelsea in Kombination mit Paul Pogba von Manchester United. Immer wieder unterbinden die beiden im Zentrum der Bleus die deutschen Angriffsversuche. Torwart Hugo Lloris von Tottenham Hotspur bleibt beschäftigungslos, die Abwehr um Raphael Varane von Real Madrid nicht wirklich herausgefordert.

Im zweiten Durchgang kämpft die Mannschaft, aber fast auf jeder Position bleibt es bei der Überlegenheit des Weltmeisters. Bis auf Kimmich fehlt es in der Offensive an durchschlagenden Ideen. Löw wechselt offensiv und bringt Timo Werner und Leroy Sané für Gnabry und Havertz, danach noch Kevin Volland und Emre Can. Eindrucksvoll, wie Mbappe in der 77. Minute Hummels davonläuft, sein Foul im Strafraum bleibt ungeahndet. Vorher war schon ein Tor von Mbappé wegen Abseits abgepfiffen worden, danach eines von Bezema. Am Ende ist es gegen den Weltmeister zu wenig.

»Es war ein brutal intensives Spiel, wir haben alles in die Waagschale geworfen und gefightet bis zum Schluss. Ich kann der Mannschaft kämpferisch keinen Vorwurf machen«, sagte Löw im ZDF. Zum Eigentor von Hummels meinte er: »Da kann man ihm keinen Vorwurf machen. Das ist Pech. Der Ball von außen kommt scharf. Vielleicht hätten wir den Einwurf früher verteidigen können.« Deschamps urteilte: »Das war ein großes Spiel mit hoher Qualität.« (GEA)