REUTLINGEN. Hunderttausende Wohnungen fehlen, gleichzeitig stehen Millionen leer, alleinstehende Menschen bewohnen große und mehrköpfige Familien kleine Wohnungen. Und bezahlbar müssen sie alle sein. Wobei »bezahlbar« eine sehr variable Variable ist.
Es gibt aber auch feste Größen: Im Kreis Reutlingen gab es zum Jahreswechsel 2018/2019 laut amtlicher Statistik einen Bestand von insgesamt 134 679 Wohnungen aller Art und Größe. Das ist ein Wohnungsplus gegenüber dem Vorjahr um 0,7 Prozent.
Was allerdings nichts darüber aussagt, ob die bestehenden Wohnungen auch zu haben sind: Das im Kreis zwischen 2016 und Ende 2018 erreichte Verhältnis von Fertigstellungen und Bedarf liegt bei 81,3 Prozent: Der Bedarf ist also durch nachwachsende Wohnungen derzeit nicht gedeckt. Der größte Traum ist und bleibt das eigene Haus: 47 782 Einfamilienhäuser gibt es mittlerweile in der Region. Aber nicht für jeden ist der Traum bezahlbar. Bleibt die Eigentumswohnung oder das Wohnen zur Miete in einem der 9 525 Mehrfamilienhäuser (drei und mehr Wohnungen) als Alternative. Häuser mit zwei Wohnungen gibt es bei 12 803.
Begehrt sind große Wohnungen mit fünf Räumen (einschließlich Küche) und mehr. Davon waren im Kreis Reutlingen zum Jahreswechsel 2018/2019 inklusive der Ein-Familienhäuser insgesamt 65 023 vorhanden, 48,3 Prozent der Wohnungen. Weitere 32 518 Wohnungen (24,1 Prozent) verfügten über vier Räume, 23 475 Wohnungen waren Dreiraumwohnungen, 9 425 verfügten über zwei Räume und 4 238 über einen Raum.
Ein Problem sind leer stehende Wohnungen: Laut einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) standen 2017 (Zahlen aus 2018/2019 liegen noch nicht vor) 2,14 Millionen Wohnungen oder 5,2 Prozent leer. Im Jahr zuvor waren es noch 4,8 Prozent beziehungsweise 1,98 Millionen.
Lokal lässt sich dazu nichts sagen. Bekannt ist, dass in Baden-Württemberg der Wohnungsbestand in Wohn- und Nichtwohngebäuden gegenüber dem Vorjahr um rund 35 679 Wohnungen (plus 0,7 Prozent) kletterte und für einen neuen Spitzenwert von 5,3 Millionen Wohnungen sorgte.
Über 90 Quadratmeter im Schnitt
Rund 91,8 Quadratmeter groß ist derzeit die bundesweite Durchschnittswohnung, macht 46,5 Quadratmeter pro Kopf, geht aus der Fortschreibung des Wohngebäude- und Wohnungsbestands des Statistischen Bundesamtes weiter hervor. Im Jahr 2000 lag die Pro-Kopf-Wohnfläche bundesweit noch bei 39,5 Quadratmeter. Da wird sich mancher wundern, wenn er sich in seinen vier oder vier plus x Wänden umschaut.
Insbesondere in der Stadt sind die Wohnungen eher kleiner. Vor allem, weil sie teurer sind und bezahlbar bleiben müssen.
Den Zusammenhang zwischen x Menschen, y Wohnungen und z Quadratmeter Baugrund mag aber nicht jeder sehen. Denn wenn das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) beispielsweise im Kreis Reutlingen für 2016 bis 2020 einen Wohnungsbedarf von 1 274 Wohnungen ermittelt, die aber (noch) nicht gebaut sind, hat das Folgen: Zu wenig Wohnungen treiben die Preise, ein reichliches Angebot wirkt als Mietpreisbremse und hilft Kaufenden. Das geht aber nur, wenn genug Bauland bereitgestellt wird. (zds)