REUTLINGEN. Siebzehn Projekte, Netzwerke oder Einrichtungen im sozialen, kulturellen, integrativen oder denkmalschützerischen Bereich hat die Bürgerstiftung Reutlingen 2017 unterstützt – mit einer Gesamtsumme von 53 520 Euro. »Das ist sensationell«, freut sich der Vorsitzende des Stiftungsvorstands und Rechtsanwalt Dr. Hans Hammann über die größte Ausschüttung und somit das »beste Jahr« seit Gründung der Stiftung im Juli 2002, zumal man damals »aus dem Nichts heraus« angetreten sei.
2016 wurden elf Projekte mit insgesamt 21 990 Euro gefördert, dieses Jahr ist eine Größenordnung von 43 000 Euro absehbar. Dass es nicht ganz so viel sein wird wie 2017, liege zum einen an »Einmaleffekten«, die voriges Jahr für eine besonders vorteilhafte finanzielle Situation gesorgt hätten, so Hammann, aber auch daran, »dass wir gar nicht so viele Anfragen haben«.
Beim Kinder- und Familienfest an der Marienkirche, das die Bürgerstiftung am Samstag, 15. September, von 10 bis 15.30 Uhr feiert, gehe es nicht in erster Linie darum, Spenden zu genieren, betont der Stiftungsvorsitzende – wenngleich selbige natürlich »immer herzlich willkommen sind«. Der Hauptgedanke sei vielmehr, »mit den Reutlingern ins Gespräch zukommen«, sagt Vorstandsmitglied Dr. Gregor Völker beim Vorabtermin mit der Presse im Dominohaus.
Noch kein einziger Flop
Der persönliche Kontakt sei bei der Bürgerstiftung das »A und O«; und das gelte auch für die Projekte, die man fördere: »Wir schauen sie uns an.« Denn die schriftlichen Anträge seien nicht immer verlässlich – so hätten sich in der Vergangenheit schon Projekte, die auf dem Papier toll präsentiert wurden, bei unmittelbarer Betrachtung als nicht förderungswürdig erwiesen, oder aber auch umgekehrt. Vorstand und Stiftungsrat seien in der Stadt breit vernetzt, so Gregor Völker, was bei der Einschätzung helfe, und rein theoretisch gebe es sogar die Möglichkeit, Geld zurückzufordern, falls sich im Nachhinein herausstelle, dass die finanzielle Unterstützung nicht zielgerecht eingesetzt worden sei. Aber, so Hans Hammann: »Es gab noch keinen Flop.«
Das Kinder- und Familienfest, dessen Ursprünge ins Jahr 2010 zurückreichen, wird nun zum zweiten Mal bei der Marienkirche gefeiert. Die Premiere »war ein schöner Erfolg« mit vielen guten Komponenten, sagt Hammann, »aber wir versuchen dieses Jahr, noch besser zu werden«. Vor allem die Idee, Institutionen einzubeziehen, die von der Bürgerstiftung schon gefördert wurden, habe sich bewährt. Schon bei Festen in Kooperation mit der Volkshochschule am früheren Standort in der Spendhausstraße sei das praktiziert worden, aber bei der Marienkirche stehe nun noch mehr Platz dafür zur Verfügung.
Mit zwei Kinderfest-Klassikern wartet die Bürgerstiftung selbst auf: Kinderschminken und Luftballons. Beides komme immer gut an, weiß Hans Hammann, und das »Gas in Gasflaschen«, das den Ballons Auftrieb gibt, sei richtig teuer. Lehrer und Schüler der Jos-Weiß-Schule sorgen für Würstchen und Getränke sowie einen Flohmarkt – wie sich die von der Bürgerstiftung geförderte Schule regelmäßig für das Fest engagiere, stehe für eine »klassische Win-win-Situation«, freut sich der Stiftungsvorsitzende.
Paten finanzieren Unkosten
Der Verein »Wirbelwind«, der sich im Landkreis Reutlingen für die sexuelle Selbstbestimmung von Mädchen, Jungen und jungen Erwachsenen einsetzt und dabei gegen jegliche Form sexueller Gewalt arbeitet, wartet mit Filzen und Popcorn auf, das Karate-Team Reutlingen bietet »drachenstarke Spiele für Groß und Klein« und die Theodor-Heuss-Schüler servieren Kaffee und Kuchen.
Durchaus bemerkenswert ist laut Hans Hammann, dass sowohl die Volksbank (mit einem Glücksrad) als auch die Kreissparkasse (mit Dosenwerfen) beim Kinder- und Familienfest präsent sind. Überhaupt betont der Stiftungsvorsitzende: »Ohne die beiden Banken gäbe es die Bürgerstiftung nicht.«
Die Mentor-Leselern-Paten versprechen einen »Lesespaß mit Kindern«, das Umweltbildungszentrum Listhof lockt mit einer »Sinnes-Welt« und der Arbeitskreis Leben mit einem Kinderparcours. Und schließlich steuert die Lebenshilfe ein Trommelprogramm bei, bei dem begeisterte Menschen mit Handicap ihre Zuhörer mitreißen.
Dass von der Bürgerstiftung trotz der notwendig gewordenen Geschäftsstelle »jeder Cent ohne Abzug« an unterstützenswerte Projekte weitergeleitet werden kann, liegt an einem Patenschaftsmodell: Aktuell 39 Paten finanzieren mit einem jährlichen Patenbetrag von 250 Euro die Unkosten, die entstehen, obwohl Vorstand und Stiftungsrat durchweg ehrenamtlich arbeiten. Man habe den Betrag bewusst »so niedrig angesetzt«, sagt Hans Hammann, dass viele mitmachen. (GEA)
www.buergerstiftung-reutlingen.de
KINDER- UND FAMILIENFEST
Buntes Programm am Samstag, 15. September
Das Kinder- und Familienfest der Bürgerstiftung Reutlingen steigt am Samstag, 15. September, bei der Marienkirche. Von 10 bis 15.30 Uhr gibt es Infos, Spiele, Auftritte und Mitmachaktionen sowie drei zeitlich eingegrenzte Programmpunkte:
11 bis 11.45 Uhr:
11 bis 12 Uhr: 15 bis 16 Uhr: