REUTLINGEN. Am morgigen Freitag läuten die Glocken der Marienkirche um 16 Uhr den Weltgebetstag in Reutlingen ein. Der Weltgebetstag wird seit über 100 Jahren immer am ersten Freitag im März in mittlerweile mehr als 150 Ländern der Erde gefeiert. Jedes Jahr bereiten Frauen eines anderen Landes die Liturgie vor – in diesem Jahr England, Wales und Nordirland –, die dann von den übrigen Ländern übernommen wird. So entsteht ein Gebet rund um den Globus, 24 Stunden lang.
Auch viele Kirchengemeinden in und um Reutlingen sehen sich als Glied in dieser Kette und begehen den Tag in ökumenischer Gemeinschaft. Frauen der Neuen Marienkirchengemeinde, der evangelisch-methodistischen Gemeinde und der katholischen Gemeinde Sankt Wolfgang bilden seit Jahren ein Team und feiern abwechselnd in den verschiedenen Gotteshäusern, dieses Jahr in der evangelischen Marienkirche.
Ohne Registrierung
Die Marienkirche kann ohne Registrierung mit einer FFP2-Maske (auch beim Mitsingen) und dem Mindestabstand von 1,5 Metern betreten werden. Dias aus Großbritannien, die im Altarraum gezeigt werden, stimmen auf das Weltgebetstagsland ein. Auf dem Boden vor dem Altar formen Tücher die Umrisse des Landes und zeigen das, was man mit England, Wales und Nordirland verbindet: Schafe, Teekannen, Osterglocken und vieles zum Entdecken.
Der Glockenschlag von Big Ben, von der Orgel intoniert, löst die Glocken der Marienkirche ab, und mit dem Anzünden der ersten von sieben Kerzen beginnt der Gottesdienst. Licht als Zeichen der Hoffnung ist das Element, das wie ein roter Faden den Gottesdienst durchzieht. Nicht umsonst wählten die Frauen »Zukunftsplan Hoffnung« als Motto. Sie sehen es »als eine große Herausforderung, aber auch als eine riesige Chance, die Hoffnungszeichen in unserer Welt in den Blick zu nehmen, der durch die Coronakrise und Kriegsängste so sehr getrübt ist«.
Für die Liturgie finden die Frauen im Alten Testament in Jeremia einen Propheten, der Trost spendet. Ein Teil der Bevölkerung von Juda und Jerusalem wurde durch Nebukadnezar in das etwa 800 Kilometer entfernte Babylon in die Verbannung geführt, in ein Land mit fremder Kultur, Sprache und Religion. In einem Brief tröstet Jeremia die Versprengten mit Gottes Spruch: »Wenn ihr mich sucht, werde ich mich finden lassen, ich werde euer Schicksal zum Guten wenden.«
Selbstbestimmt leben
Drei Frauen aus dem Weltgebetsland erzählen ihre wahre Geschichte, die von Armut, Ausgegrenztsein, Gewalt und Krankheit geprägt ist und bestätigen die Verheißung des Jeremias. Alle drei haben, stellvertretend für so viele, Hilfe durch Gebet und Vertrauen erfahren, aber auch, dass Gottes Plan, anders als ihr eigener, für sie zum Segen wurde. Die mittlerweile sieben brennenden Kerzen weisen in den »Zukunftsplan Hoffnung« und geben dem Licht mehr Raum als der Finsternis, was im Alten Testament erfahrbar war und auch heute noch erfahrbar ist.
Die Vision des Weltgebetstags ist, dass Frauen überall selbstbestimmt leben können. Dazu möchte auch die Kollekte als sichtbares Zeichen der Solidarität helfen, die weltweit etwa 100 Projekte unterstützt, die Frauen und Kinder stärkt. Dieses Jahr soll unter anderem ein Zufluchtsort in London finanzielle Unterstützung erhalten, der sich um Frauen kümmert, die häuslicher Gewalt entfliehen.
Das Vorbereitsteam um Anne Neveling bedauert, dass es coronabedingt »auch dieses Jahr nicht möglich ist, nach dem Gottesdienst gemütlich zusammen zu sein und miteinander ins Gespräch zu kommen.« Als kleinen Ausgleich will man als Erinnerung und auch zur Nachbesinnung Päckchen verteilen, die die Weltgebetstagskarte mit Meditationstext, eine Kerze und natürlich auch einen Teebeutel mit dem Traditionsgebäck »Shortbread« (mit Rezept zum Nachbacken, falls es geschmeckt hat) enthalten. (pr)
WELTGEBETSTAG
Gottesdienste am Freitag, 4. März
Reutlingen: 15 Uhr Marienkirche in Bronnweiler 16 Uhr Marienkirche in der Stadtmitte 18 Uhr Johanneskirche in Sondelfingen 19 Uhr Peter-und-Paul in Gönningen 19 Uhr Heilig-Geist-Kirche, Alteburgstraße 19 Uhr Auferstehungskirche, Sonnenstraße 19 Uhr Christuskirche, Lohmühlestraße 19.30 St. Johannes in Ohmenhausen Eningen: 19.30 Uhr Andreaskirche Pfullingen: 19.30 Uhr Martinskirche Lichtenstein: 19.30 Uhr Galluskirche in Honau Auf der Alb: 18 Uhr St. Pankratius in Steinhilben 19 Uhr St.-Blasius-Kirche in Mägerkingen 19 Uhr Christuskirche in Trochtelfingen 19.30 Uhr St. Stephan in Melchingen 19.30 Uhr evangelische Kirche in Genkingen Wannweil: 19.30 Uhr St.-Martin-Kirche, Rosenstraße Pliezhausen: 19 Uhr Martinskirche