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Welche Probleme die Reutlinger Notaufnahme hat

Vielen Menschen wird rund um die Uhr in der Notaufnahme des Reutlinger Klinikums am Steinenberg geholfen. Doch vor und hinter den Kulissen gibt es einige Probleme.

»Ich habe einen auf die Zwölf bekommen«, meint der Patient in der schwarzen Jogginghose. Genauer gesagt mehrere Schläge. Das hat
»Ich habe einen auf die Zwölf bekommen«, meint der Patient in der schwarzen Jogginghose. Genauer gesagt mehrere Schläge. Das hat seine Nase schwer übel genommen. Foto: Stephan Zenke
»Ich habe einen auf die Zwölf bekommen«, meint der Patient in der schwarzen Jogginghose. Genauer gesagt mehrere Schläge. Das hat seine Nase schwer übel genommen.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. In der Notaufnahme des Klinikums am Steinenberg sind im vergangenen Jahr 45 000 Patienten behandelt worden. Das ergibt einen Tagesdurchschnitt von mehr als 120 Notfällen. »Die Patienten sind relativ gleichmäßig über das Jahr verteilt. An Wochenenden einen Tick weniger. Aber da ist ja dann auch nur personell eine Notbesetzung da, weswegen es sich für die Patienten gleich anfühlt«, sagt Zsuzsa Märkle als leitende Ärztin der Station. Mit Gefühl sind die Wartezeiten gemeint, über die oft geklagt wird.

Die resultieren jedoch auch aus der Tatsache, das manche Hilfesuchende die Notaufnahme besuchen, die kein wirklicher Notfall sind. »Viele Menschen, die eigentlich im ambulanten Bereich behandelt werden müssten, verirren sich zu uns. Das Problem daran: Unser Personal hat dadurch weniger Zeit für die Schwerkranken, und die ambulanten Patienten müssen sehr lange warten«, erklärt Märkle. Die Gründe dafür seien vielfältig. Manche jüngeren Leute hätten gar keinen Hausarzt mehr, andere betrachteten das Klinikum als eine Art 24-Stunden-Servicebetrieb, manche wollten schlichtweg nicht Ewigkeiten auf Termine bei Fachärzten warten.

Eine weitere Sorge der Notaufnahme steckt in den Bilanzen. Denn auch in der größten Not geht es schließlich irgendwann mal ums Geld. »Ein Patient in der Notaufnahme kostet uns 120 Euro, wir kriegen von den Kassen jedoch nur 40«, rechnet die Ärztin vor, wie ein beachtliches Defizit entsteht, »das ist aber kein Reutlinger Problem, das ist überall so«. Keine Spezialität am Steinenberg sind auch chronische Personalengpässe, die allseits Verdruß bereiten. »Im pflegerischen Bereich ist das Personal knapp«, bedauert Zsuzsa Märkle. (GEA)