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Aktuell Polizeieinsatz

Warum die Polizei mit einem Hubschrauber Handtaschendiebe sucht

Für die Suche nach zwei flüchtigen Handtaschendieben im Hohbuch hat das Polizeipräsidium Reutlingen am Dienstagabend auch einen Hubschrauber eingesetzt.  Die Fahndung im Flug hat gute Gründe.

Der Airbus-Polizeihubschrauber des Typs H 145 verfügt über hochauflösende Wärmebild- und Videokameras.
Ein Polizeihubschrauber. Foto: dpa
Ein Polizeihubschrauber.
Foto: dpa

REUTLINGEN. »Wir bringen nach menschlichem Ermessen alles zum Einsatz, was zum polizeilichen Erfolg führt. Der Bürger wäre sonst mit Recht sauer«, erklärt Roland Fleischer als Pressesprecher des Polizeipräsidiums Einsatz in Göppingen. Zu den Göppingern gehört die Polizeihubschrauberstaffel, deren Dienste bei Bedarf von der gesamten Landespolizei angefordert werden können. Genau das ist am Dienstag passiert, nachdem einer Rentnerin im Elisenweg von zwei unbekannten Tätern die Handtasche geraubt worden ist. Ganz einfach, weil die Hubschrauber mit ihrer modernen Technik ideal zur Unterstützung der Fahndung am Boden sind.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist der Polizeihubschrauber, der über dem Hohbuch gekreist ist, von seinem Stützpunkt am Flughafen Stuttgart aus in Richtung Reutlingen gestartet. »Das ist eine Flugzeit von acht bis zehn Minuten«, beschreibt Roland Fleischer wie rasant die Maschinen vom Typ H 145 unterwegs sind. Der Hubschrauber hat einen Hauptrotordurchmesser von elf Metern und wird von zwei Arriel 2E Triebwerken angetrieben, seine Höchstgeschwindigkeit beträgt rund 280 Kilometer pro Stunde. An Bord sitzt hinter Piloten und Copilot auch der FLIR-Operator. Was er perfekt bedient, ist der Schrecken aller Kriminellen und der Freund aller Polizisten.

Denn die Polizeihubschrauber verfügen über hochauflösende Wärmebild- und Videokameras, weshalb die Abkürzung FLIR für »Forward Looking Infrared Operator« steht. Der Polizist vor den Bildschirmen kann mit Hilfe seiner Kameras auch bei völliger Dunkelheit sehen, was seinen Kollegen am Boden verborgen bleibt. »Wärme erscheint auf den Bildschirmen hell. Auch Wärmespuren von flüchtenden Personen sind unter Umständen sichtbar«, sagt Fleischer. Ganoven müssten sich schon wie ein Maulwurf verkriechen, um verborgen zu bleiben. Es sind diese besonderen Fähigkeiten, die das Fahndungsmittel Hubschrauber sinnvoll machen. Deswegen ist der Hohbuch-Einsatz auch keinesfalls außergewöhnlich, wie aus dem Polizeipräsidium Reutlingen zu hören ist.

»Hubschrauber sind ein ganz normales Einsatzmittel wie Streifenwagen oder Hundeführer«, meint Christian Wörner als Pressesprecher der Reutlinger Polizei. »Ein Routinefall, dass das Polizeipräsidium Reutlingen hier in Göppingen Unterstützung anfordert«, ergänz sein Kollege Roland Fleischer. Die Frage nach den Kosten stellt sich für die Polizei deswegen nicht. Wenn's darum geht, Kriminelle dingfest zu machen, wird nicht aufs Geld geschaut. (GEA)

Polizeihubschrauberstaffel Baden-Württemberg meldet Rekordzahlen

Die Polizeihubschrauberstaffel ist eine Organisationseinheit des in Göppingen angesiedelten Polizeipräsidiums Einsatz. Der Sitz der Staffel ist am Landesflughafen in Stuttgart. Dort stehen fünf Maschinen. Zudem gibt es eine Außenstelle auf dem Baden-Airpark in Rheinmünster-Söllingen, bei der ein Polizeihubschrauber stationiert ist.

Bei Sucheinsätzen nach vermissten Personen wurden im vergangenen Jahr 75 Menschen lebend gefunden (2017: 62). Bei Personen- und Fahrzeugfahndungen konnte die Staffel insgesamt 46 Erfolge vermelden (2017: 29). 15 Mal (2017: 13) gelang es den Hubschrauberbesatzungen, angebaute Cannabisplantagen aus der Luft zu entdecken.

Im vergangenen Jahr flog die Staffel insgesamt 2830 Einsätze (2017: 2.608). Diese Einsätze wurden im Schichtbetrieb, rund um die Uhr geleistet. Die Zahl der Flugstunden betrug hierbei ca. 3248 Stunden. (2017 ca. 2.999 Flugstunden).

Bemerkenswert ist insbesondere die gestiegene Zahl der Nachteinsätze, die die Besatzungen vor ganz besondere psychische und physische Herausforderungen stellen. Hierbei kommt eine Bildverstärkerbrille zum Einsatz.  

Im vergangenen Jahr wurden 777 Nachteinsätze geflogen (2017:  703).

In diesem Zusammenhang appelliert der Präsident des Polizeipräsidiums Einsatz, Ralph Papcke, an das Verständnis der Bevölkerung für nächtlichen Fluglärm: »Flüge des Polizeihubschraubers in der Nacht sind stets von höchster Dringlichkeit und stehen in den meisten Fällen im Zusammenhang mit der Suche nach vermissten Menschen oder der Fahndung nach flüchtigen Straftätern. Die Rettung von Menschenleben oder die Festnahme von Straftätern hat oberste Priorität. Unter Umständen zählt jede Minute. Wir tun aber alles, um dabei die Beeinträchtigungen durch Fluglärm so gering wie möglich zu halten«. (pr)