REUTLINGEN. Pendlern und Autofahrern, die regelmäßig den sogenannten AOK-Knoten an der Reutlinger Stadthalle passieren, dürfte es schon aufgefallen sein: Der Blitzer am rechten Fahrbahnrand, direkt vor der Turnhalle der Eichendorff-Realschule, ist nicht mehr da. Stattdessen klafft ein kleines Loch im Gehweg, abgesichert von Baustellenbaken. Was ist passiert?
Laut Polizei Reutlingen war es Mitte Februar, als es dort wohl ziemlich heftig krachte: Ein Daimler-Atego Lastwagen war beim Rangieren auf dem Gehweg mit der Rückseite des Sattelaufliegers in den Blitzer geprallt. Die ganze Anlage war verbogen und teilweise aus der Verankerung gerissen. Der 21-jährige Lkw-Fahrer hätte dadurch den Blitzer fast zum Umkippen gebracht.
Zur Sicherheit abgebaut
»Der Mast, auf dem das Blitzgerät montiert ist, war ganz schön in Schieflage«, beschrieb ein Sprecher des Ordnungsamtes die Situation nach dem Unfall. Doch nicht nur der Mast war verbogen, auch die Technik im Blitzer hatte gelitten. Noch am selben Tag beschloss das Ordnungsamt, das verbogene Teil abzubauen. »Auch um Fußgänger und Radfahrer dort nicht zu gefährden«, hieß es aus dem Rathaus. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Blitzer umgekippt wäre und jemanden verletzt hätte.
Seitdem weisen nur noch die Absperrungen auf die Stelle hin, wo der ziemlich fleißige Blitzer mehr als zehn Jahre lang Fotos von zu schnellen Autos, Lieferwagen und Lkw geschossen hat. »Das Gerät löste bis dahin zwischen 1.200 und 1.400 Mal im Jahr aus«, weiß der Sprecher des Ordnungsamtes. Zu schnell können Autofahrer an dieser Stelle übrigens ziemlich rasch sein, denn es gilt Tempo 40. Richtig heftige Raser waren aber kaum unter den dort Geblitzten: »Die Mehrheit der Blitzerfotos endeten als Verwarnung«, so das Ordnungsamt.
Auch »Rotlichtsünder« geblitzt
Doch der Blitzer konnte noch mehr: Er fotografierte die Fahrzeuge, die bei Rot oder »Hellrot« über die dortige Ampel fuhren. Das kann richtig teuer und unangenehm werden. Denn bei bis zu einer Sekunde über Rot gefahren hat die Folge: 90 Euro Bußgeld und ein Punkt im Verkehrsregister in Flensburg. Ist die Ampel länger als eine Sekunde rot, lag ein sogenannter qualifizierter Rotlichtverstoß vor: 200 Euro und zwei Punkte in Flensburg. All das auf Grundlage der Daten, die der jetzt abgebaute Blitzer sammelte.
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Damit ist jetzt zunächst einmal Schluss. Doch die Stadt hält am erfolgreichen Hotspot fest und will den Standort auf keinen Fall aufgeben: »Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder der schon etwas in die Jahre gekommene Blitzer kann repariert werden. Dann könnte er in kurzer Zeit wieder an seinem alten Platz installiert werden. Oder er kann nicht mehr repariert werden. Dann bräuchten wir einen neuen Blitzer. Das kann dauern. Eventuell bis zu einem halben Jahr«, hieß es aus dem Ordnungsamt.
»Zwillingsblitzer« weiter scharf gestellt
Ganz »unbeblitzt« bleibt die große Kreuzung an Reutlingens Stadthalle derweil nicht. Denn der »Zwillingsblitzer«, der nur ein paar Meter auf der anderen Straßenseite steht, funktioniert noch. Er überwacht den Verkehr, der zweispurig in die Eberhardstraße abbiegt und auch das Rotlicht der Ampelanlage dort. (GEA)