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Warum es in der Reutlinger Innenstadt wenig Grün gibt

Bis auf den Stadtgarten in der Oststadt, den Volkspark, die Pomologie und in Teilen das Echazufer gibt es nahezu keine Begrünung in der Stadt Reutlingen. Einige GEA-Leser fragen sich, warum das so ist. Das sagt die Stadt Reutlingen dazu.

An einigen Orten, wie hier im Bürgerpark vor der Reutlinger Stadthalle gibt es doch einige Pflanzen - wenn auch wenige.
An einigen Orten, wie hier im Bürgerpark vor der Reutlinger Stadthalle gibt es doch einige Pflanzen - wenn auch wenige. Foto: fop
An einigen Orten, wie hier im Bürgerpark vor der Reutlinger Stadthalle gibt es doch einige Pflanzen - wenn auch wenige.
Foto: fop

REUTLINGEN. Grüne Flächen scheinen laut einigen Bürgern ein rares Gut in der Reutlinger Innenstadt. Wo neue bunte Sitzgelegenheiten wie die auf dem Marktplatz zum Ausruhen einladen, fehlt es an grünen Bäumen und bunten Pflanzen, um die Wohlfühloase rundzumachen. Bislang laden nur der Stadtgarten, der Volkspark, die Pomologie und in Teilen das Echazufer zum Verweilen im Grünen ein. Die Innenstadt hingegen strotzt nur so vor Beton. Selbst der Bürgerpark, der eigentlich zur Begrünung des Stadtkerns beitragen sollte, wird seinem Namen nicht gerecht und gleicht eher einer Betonwüste. Das fällt auch einigen GEA-Lesern auf, die wissen wollen, warum es vor allem in der Innenstadt so wenig Bepflanzung gibt? Die Antwort in aller Kürze: Das hängt vor allem mit der mittelalterlich geprägten Grundstruktur der Reutlinger Innenstadt zusammen - und fehlendem Geld.

Aber was zeichnet diese mittelalterlich geprägte Grundstruktur eigentlich aus? »Historisch bedingt gibt es in Reutlingen beispielsweise durch die vielen engen Gassen und den dichten Häuserbestand wenig Freifläche, sprich Grün«, sagt Arno Valin, Leiter des Amtes für Tiefbau, Umwelt und Grünflächen. Der Aufbau der Stadt Reutlingen lässt es also gar nicht zu, Bäume und Blumen richtig in die Erde zu pflanzen. Das Ganze würde laut dem Amtsleiter zusätzlich noch durch den unterirdischen Leitungsbestand erschwert werden.

Gepflanzte Bäume blühen nicht richtig

Am besten lässt sich das Problem anhand der 2017 gepflanzten Japanischen Schnurbäume im Bürgerpark vor der Stadthalle beschreiben: Eigentlich sollten sie ein dichtes »Baumdach« bilden und den Bürgerpark begrünen. Doch die Exoten scheinen sich an ihrem Standort nicht wohlzufühlen und wachsen nicht so wie sie sollen. Ein Hauptgrund ist, dass sie nicht direkt in die Erde, sondern in Pflanzengruben gepflanzt wurden. Diese seien viel zu klein und ähneln laut Dietmar Czapalla, Diplom-Ingenieur (FH) für Landschafts-, Garten- und Sportstättenbau, eher einem Blumentopf. Das Ergebnis: Die Schnurbäume blühen nicht richtig und vom erwünschten »Baumdach« ist nach fast sechs Jahren noch nichts zu sehen.

Die computeranimierte Bürgerpark-Vision des Landschaftsarchitekten: So sollten die Japanischen Schnurbäume eigentlich blühen.
Die computeranimierte Bürgerpark-Vision des Landschaftsarchitekten: So sollten die Japanischen Schnurbäume eigentlich blühen. Foto: Nicht angegeben
Die computeranimierte Bürgerpark-Vision des Landschaftsarchitekten: So sollten die Japanischen Schnurbäume eigentlich blühen.
Foto: Nicht angegeben

Alle Pflanzen, die bisher aufgestellt wurden, sind durch das Förderprogramm »Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren« finanziert. Dazu zählen laut Arno Valin die vier runden Pflanzgefäße an Hauptbahnhof und Marktplatz, die Blumenampeln, die bepflanzten Brunnen und Pflanzgefäße, die am »Stadtbalkon« am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) stehen sollen.

Ausbau der Echaz

In naher Zukunft soll es laut Amtsleiter noch etwas grüner in der Stadt Reutlingen werden. Vor allem der Bau der Regionalstadtbahn soll »mittel- bis längerfristig das Stadtbild verändern und Chancen zur Neugestaltung in vielen Bereichen bieten«. Aber auch der Gewässerausbau der Echaz, den die Stadtentwässerung Reutlingen voranbringt, ist ein großes Zukunftsprojekt: Auf Höhe der Lederstraße gibt es mittlerweile am Fluss einen Erlebnispfad. Der weitere Ausbau soll vor allem die Aufenthaltsqualität entlang der Echaz erhöhen, aber auch die Hochwassergefahr senken.

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Auch wenn die Möglichkeiten begrenzt sind, gibt es laut Arno Valin eine Möglichkeit, die Stadt grüner zu machen: Container- oder Kübelpflanzen könnten die Innenstadt aufwerten. So leicht lässt sich diese Alternative jedoch nicht umsetzten, denn sie stellt laut dem Amtsleiter »einen erheblichen Zusatzaufwand« dar. Die Pflanzen müssten regelmäßig gegossen, vom Unkraut befreit und im Winter in Schutz gebracht werden. Und das sind nur drei von vielen Punkten, die der Amtsleiter aufzählt, um diese Mehrarbeit zu verdeutlichen. Vor allem aber die Kosten sind es, die die Umsetzung der Idee unmöglich macht: »Die Stadt Reutlingen kann sich im Moment diesen zusätzlichen Aufwand aufgrund der angespannten Haushaltslage nur sehr eingeschränkt leisten.« Die Kübelpflanzen sind also zu teuer. (GEA)