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Von Face Shield bis Desinfektionsmittel: Innovation aus Reutlingen

Studierende und Lehrende haben mit originellen und innovativen Ansätzen Schutzmittel gefertigt

Maschinenbau-Absolvent Fabian Ankele bei der Feinarbeit an einem Face Shield.  FOTO: SIEGFRIED HEINRICH
Maschinenbau-Absolvent Fabian Ankele bei der Feinarbeit an einem Face Shield. FOTO: SIEGFRIED HEINRICH
Maschinenbau-Absolvent Fabian Ankele bei der Feinarbeit an einem Face Shield. FOTO: SIEGFRIED HEINRICH

REUTLINGEN. Dass eine Krise wie die Corona-Pandemie auch Raum für neue Ideen bieten kann, zeigen Studierende und Lehrende der Hochschule Reutlingen: Sie haben mit teils originellen aber auch innovativen Ansätzen Schutzmittel gegen Covid-19 gefertigt. Das Sortiment reicht von Schnittmustern für Mundschutzmasken bis hin zu neuartig hergestellten Gesichtsvisieren.

Der Maschinenbau-Absolvent Fabian Ankele bekam seine Produktionsidee, als er vom Engagement des tschechischen Unternehmens »Prusa Research« hörte. Der Hersteller von 3-D-Druckern nutzte frei gewordene Kapazitäten, um sogenannte Face Shields oder Gesichtsvisiere herzustellen. Fabian Ankele tüftelte daraufhin gemeinsam mit den Organisationen »Maker vs. Virus« und »Open DIY Projects« seinen Plan aus: einen Hub für die Produktion von Face Shields an der Hochschule Reutlingen aufzuziehen, ähnlich wie die Produktionsstätte in Tschechien. Der Bedarf an solchen Hubs wuchs massiv in den vergangenen Monaten, da die Beschaffung von Corona-Schutzausrüstung in Deutschland ohne einen explizit ausgerufenen Notstand Sache der Bundesländer ist.

Gute Ideen und Kapazitätsgrenzen

Die Voraussetzungen für die ambitionierten Pläne von Fabian Ankele waren an der Hochschule Reutlingen gegeben: eine Werkhalle, ein Lasercutter, 3-D-Drucker sowie zahlreiche motivierte Helfer mit technischem, logistischem und betriebswirtschaftlichem Know-how. Die Hochschule fungierte dabei als Zulieferer: Durch die tatkräftige Unterstützung von Forschungs-Prodekanin Prof. Dr. Vera Hummel und Jan Schumacher vom hochschuleigenen »Werk150« konnten die Helfer schon bald die ersten Folien für die Visiere in der Montagehalle auf dem Hohbuch zuschneiden.

Die Initiative »Maker vs. Virus« sprang mit einer größeren Spende ein, um die Lieferung der Folien zu finanzieren. Mit rund 700 zusätzlichen Visieren versorgte der Reutlinger Hub vor allem Pflegedienste und Altenheime.

Lieferung ans Marienhospital

Hochschulpräsident Prof. Dr. Hendrik Brumme war begeistert von dem Engagement. Er stellte Kontakt zum Marienhospital in Stuttgart her, das ebenfalls mit den Face Shields beliefert wurde. Speziell für medizinisches Personal sind die Visiere besonders geeignet, da sie neben Mund und Nase auch die Augen schützen. Das Marienhospital ist inzwischen ein wichtiger Entwicklungspartner des Projekts.

Chemiker der Hochschule Reutlingen stellen Desinfektionsmittel her. Geschützt sind sie dabei mit Masken der Fakultät  Textil & D
Chemiker der Hochschule Reutlingen stellen Desinfektionsmittel her. Geschützt sind sie dabei mit Masken der Fakultät Textil & Design. FOTO: HOCHSCHULE
Chemiker der Hochschule Reutlingen stellen Desinfektionsmittel her. Geschützt sind sie dabei mit Masken der Fakultät Textil & Design. FOTO: HOCHSCHULE

Mit den Projektpartnern wuchs auch die Nachfrage – und neue Ideen waren gefragt, um die Produktion anzupassen. Gemeinsam mit Prof. Dr. Steffen Ritter von der Fakultät Technik konzipierte Fabian Ankele ein Face Shield, das durch Spritzguss noch effizienter und ressourcenschonender hergestellt werden konnte. Seitdem hat die N.I.R.A. KSV GmbH aus Mühlacker die Herstellung des so genannten Nirashield S2 übernommen, das sogar den CE-Vorschriften entspricht.

Auch die anderen Fakultäten der Hochschule engagierten sich in der Krise. Die Fakultät Textil & Design nähte zunächst Schutzmasken für Mitarbeitende der Hochschule und versorgte dann auch das Tübinger Pharmaunternehmen CureVac. Das Schnittmuster für die Schutzmasken stellte die Fakultät auf ihre Website – und verzeichnet inzwischen mehrere Tausend Downloads.

Die massiven Engpässe bei der Versorgung mit Desinfektionsmittel überbrückte die Fakultät Angewandte Chemie, indem sie für die gesamte Hochschule das Mittel selbst herstellte. Und Kreativität zeigte »House of MINT«, ein von Reutlinger Informatikstudenten gegründeter Verein: Dort wurde an der Entwicklung von Halterungen gearbeitet, mit denen Staubsaugerbeutel zu Schutzmasken umfunktioniert werden können. (GEA)