Logo
Aktuell Coronakrise

Volkshochschule Reutlingen bietet mehr als 120 Kurse online an

Wegen höherer Brandschutzbestimmungen muss die VHS saniert werden.
Die VHS in Reutlingen. Foto: Andreas Dörr
Die VHS in Reutlingen.
Foto: Andreas Dörr

REUTLINGEN. Nie war das digitale Angebot vielfältiger als zu Zeiten der Coronakrise. Das zeigt sich auch und besonders an der VHS Reutlingen, die als eine der ersten Volkshochschulen im Land ihr Programm bereits am 18. März wieder hochgefahren hat und inzwischen mehr als 120 Kurse online anbietet.

Normalerweise ist die Volkshochschule ein Podium der sozialen Kontakte, der persönlichen Begegnung und des Austauschs. Doch wo sonst in den Kursräumen gelernt, diskutiert und geübt wird, herrscht seit Ausbruch der Coronapandemie eine bedrückende Stille.

Natürlich hat auch die Reutlinger Bildungseinrichtung schwer zu kämpfen mit dem Shutdown, das der Staat verfügt hat. Doch das Team um VHS-Geschäftsführer Ulrich Bausch hat schnell reagiert und bietet bereits seit mehr als drei Wochen zahlreiche Kurse als Online-Tutorien an. Seit vergangener Woche werden nun auch wieder etliche Einzel- und Abendveranstaltungen auf digitaler Basis fortgeführt. Den Anfang machten die Aktivistin Seyran Ates und der Tübinger Literaturwissenschaftler Jürgen Wertheimer, die unter dem Titel »Aus heiterem Himmel – Sind wir immun gegen Vorzeichen?« über ethische, soziale, künstlerische und religiöse Aspekte in der aktuellen Situation diskutierten.

Am 18. März begann die Reutlinger VHS damit, Schritt für Schritt ihr Kursangebot über verschiedene Onlineplattformen aufzustocken: »Wir haben unser komplettes Programm digitalisiert«, erklärt Dr. Philipp Marquardt, Leiter der Abteilung Sprachen: »Ich bin wirklich erstaunt, wie positiv das gerade von älteren Leuten aufgenommen wird.«

Steigende Nachfrage

Während das vor einem Jahr neu aufgelegte eLearning-Angebot mit über 60 Dozenten und mehr als 800 Lehrvideos eher schleppend anlief, sei die Nachfrage nach Online-Angeboten seit Ausbruch der Corona-Pandemie merklich gestiegen. Ein gesellschaftlicher Wandel sei jetzt schon erkennbar, betont Philipp Marquardt, der sich darüber freut, dass das digitale Angebot so gut angenommen wird und damit gleichzeitig den zahlreichen VHS-Dozenten geholfen werden kann.

Erst skeptisch, jetzt begeistert

So wie Gabriella Michelucci, die nun drei verschiedene Italienischkurse online anbietet: »Zunächst war ich skeptisch, da die Teilnehmer meiner Präsenzkurse zum Großteil Rentner sind«, so die Dozentin. Doch überraschend viele seien sehr offen für Neues gewesen und sagten, bevor sie jetzt zu Hause sitzen und nichts tun, versuchen sie, sich mit der technischen Ausrüstung vertraut zu machen: »Wir haben ausprobiert, ob der Unterricht auf Onlinebasis funktioniert und nach kleineren Problemen zu Beginn waren bald schon alle begeistert«, so Gabriella Michelucci.

Der Onlinekurs laufe nun fast schon wie normaler Unterricht ab: Man rede miteinander, mache gemeinsame Übungen, sogar in kleinen Gruppen werde gearbeitet: »Für viele Teilnehmer ist der digitale Unterricht eine akzeptable Alternative und schöne Abwechslung.«

Neben Sprachkursen in Italienisch, Englisch und Französisch hat die Volkshochschule auch Online-Vorträge sowie Computer-, Excel-, Grafik-, Design-, Politik-, Kreatives-Schreiben-, Zumba-, Power-Workout- und sogar Yoga-für-Männer-Kurse im Programm. Verwendet wird für den Online-Unterricht hauptsächlich die Videokonferenz-Software »Zoom«. Alle Teilnehmenden würden von der jeweiligen Lehrkraft persönlich in den Zoom-Kursraum aufgenommen und die Lehrkräfte durch einen »digitalen Hausmeister« in den Kursraum gelassen.

So läuft das inzwischen bei mehr als 120 virtuellen Kursen, die die ausgefallenen Präsenzseminare durch Online-Angebote ergänzen. Außerdem bietet die digitale Plattform »einen gewissen Grundsockel für unsere Dozenten, die als Soloselbstständige besonders hart von der Coronakrise betroffen sind«. (jüsp)