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Verbraucherschutz-Expertin erklärt: Plastik-Alternativen auch nicht makellos

Von Bambus über Bagasse bis Pappe: Die Ökobilanz von Plastikalternativen überzeugt nicht immer. Sabine Holzäpfel vom Verbraucherschutz Baden-Württemberg erläutert die jeweiligen Vor- und Nachteile.

Glas, Mehrwegplastik, Nudeln, Bambus, Bagasse, Pappe: Die Liste der Einwegplastik-Alternativen ist lang.
Glas, Mehrwegplastik, Nudeln, Bambus, Bagasse, Pappe: Die Liste der Einwegplastik-Alternativen ist lang. Foto: Photoguns, Atlas/Adobe stock
Glas, Mehrwegplastik, Nudeln, Bambus, Bagasse, Pappe: Die Liste der Einwegplastik-Alternativen ist lang.
Foto: Photoguns, Atlas/Adobe stock

REUTLINGEN/STUTTGART. Wer Sabine Holzäpfel nach der besten Alternative zum Einwegplastik fragt, bekommt eine eindeutige Antwort: Mehrwegprodukte. Besteck aus Edelstahl, ein Mehrwegsystem bei Kaffeebechern, Strohhalme aus Metall, Teller aus Porzellan. Die Referentin in der Abteilung für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherschutzzentrale Baden-Württemberg weiß aber auch, dass eine Umstellung auf Mehrweg nicht von heute auf morgen in jedem Bereich praktikabel ist. Deshalb bedarf es Alternativen zu Einweg, um die Entstehung von Mikroplastik zu verringern.

Pappe. Eine ist Pappe. »Man hat oft den Eindruck, dass Plastik generell schlecht und Pappe generell gut ist. Das ist aber nicht der Fall«, sagt Holzäpfel. Damit sie nicht aufweichen, werden Produkte aus Pappe teilweise beschichtet. Fakt ist bei allen Beschichtungen: »Das kann beim Recycling nur noch schwer oder gar nicht mehr getrennt werden«, sagt Sabine Holzäpfel. Am Ende komme oft nur noch die Verbrennung infrage, nicht mehr aber die Wiederverwertung. Außerdem werden für die Herstellung von Pappe viel Energie, Wasser und Chemikalien benötigt, erläutert Holzäpfel weiter. Die Ökobilanz der Papp-Produktion sei ähnlich hoch wie die bei der Plastik-Produktion.

Holz und Bambus. Eine bessere Umweltbilanz als Papp-Produkte haben Schalen und Besteck aus Holz oder Bambus. Es wird weniger Energie für die Herstellung benötigt. Allerdings spielt auch die Herkunft des Holzes eine Rolle: Stammt es vom anderen Ende der Welt? Oder sogar aus Raubbau? Dann fällt die bessere Ökobilanz in sich zusammen.

Weitere Naturprodukte. Als okölogisch bessere Alternative bezeichnet Holzäpfel auch Bagasse, ein Produkt, das bei der Herstellung von Rohrzucker übrig bleibt. »Wenn ein Reststoff verwendet wird, ist das ökologisch vorteilhaft.« Wenn aber beispielsweise extra Mais angebaut werde, um Alternativ-Produkte aus Maisstärke herzustellen, sei das in puncto Umweltschutz schon wieder kritisch zu betrachten. Strohhalme aus Stroh könnten Problemstoffe wie Schimmelpilzgifte enthalten, »Stroh ist nunmal ein Naturprodukt«, so Holzäpfel. Als Strohhalm-Alternativen mit der besten Ökobilanz werden auf der Homepage der Verbraucherzentrale hohle Gräser aufgeführt, da sie kaum bearbeitet werden.

Aluminium. Als schlechteste Alternative zum Einweg-Plastik bezeichnet Sabine Holzäpfel schließlich Produkte aus Aluminium: »Das ist eine Verschlimmbesserung.« Die Gewinnung des Erzes Bauxit sei mit großen Umweltschäden verbunden und für die Aufbereitung des Aluminiums aus diesem Erz werde sehr viel Energie benötigt. (GEA)