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Ulrich Fiedler ist neuer Landrat im Kreis Reutlingen

Ulrich Fiedler ist neuer Landrat. Mit einem Blumenstrauß in der Hand nahm er die Wahl an.
Ulrich Fiedler ist neuer Landrat. Mit einem Blumenstrauß in der Hand nahm er die Wahl an. Foto: Frank Pieth
Ulrich Fiedler ist neuer Landrat. Mit einem Blumenstrauß in der Hand nahm er die Wahl an.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN/WANNWEIL. Stehend applaudierten die Mitglieder des Kreistags, und der neue Landrat versprach, sein Bestes zu geben, um den Landkreis Reutlingen voranzubringen. Gerade war Dr. Ulrich Fiedler zum Nachfolger von Thomas Reumann gewählt worden – mit großer Mehrheit. Stimmberechtigt bei der geheimen Wahl waren 62 anwesende Kreisrätinnen und Kreisräte: 51 Stimmen erhielt Fiedler, derzeit noch Metzingens Oberbürgermeister, 10 Stimmen entfielen auf seinen Konkurrenten Dr. Richard Wiedemann, Richter am Bayerischen Verwaltungsgericht in Augsburg. Eine der abgegebenen Stimmen war ungültig.

Es war ein deutliches, aber nicht überraschendes Votum in der gestrigen Kreistagssitzung für Ulrich Fiedler, der bislang als Kreisrat der Fraktion der Freien Wähler angehört. Er durfte sich in der Wannweiler Uhlandhalle als Erster in seiner Kandidatenrolle dem Gremium präsentieren, nachdem die Reihenfolge der Vorstellung ausgelost worden war. Die jedem Kandidaten gewährten zwanzig Minuten wurden knapp für Fiedler, dem die Sätze nur so aus dem Mund purzelten beim Versuch, möglichst viele der wichtigen Themen im Landkreis zu streifen.

Die Heterogenität des Kreises mit den ländlichen Gebieten und der Großstadt Reutlingen, Klimaschutz und Nachhaltigkeit (»hat ganz oben zu stehen auf der Agenda«), die Gesundheitsversorgung (»ambulante und stationäre Versorgung klug zusammenführen«), die Mobilität in all ihren Ausprägungen, die Digitalisierung (»Digitalisierung ist nicht Veränderung, sie ist Revolution«) und auch den Wirtschaftsstandort mit seinem starken Mittelstand. »Think Labs« kann sich Fiedler vorstellen, in denen Innovationen entwickelt werden, dabei solle und könne der Landkreis unterstützen. Der soziale Bereich, die Bildung, der Neubau des Landratsamtes, die Finanzen: »Es gibt viel zu tun in den nächsten Jahren«, das ist dem neuen Landrat klar. Fiedler schloss seine Rede mit einem persönlichen Statement: Als Vater von vier Kindern zwischen 7 und 14 Jahren werde er zuweilen abwägen zwischen der Wahrnehmung öffentlicher Termine und der Verantwortung gegenüber seinen Kindern. Das müsse jeder wissen, der ihn wähle.

Wiedemann kennt Verkehrsprobleme der Region

Auch Dr. Richard Wiedemann, der zweite Kandidat für den Landratsposten, ist längst firm in den Punkten, die den Landkreis bewegen. Und so verwies er in seiner Bewerbungsrede auf die gleichen Themenfelder. Er stehe für den Einsatz für eine gute Infrastruktur, gute Daseinsvorsorge, den Breitbandausbau, für Familienfreundlichkeit. Die Verkehrsprobleme in der Region kennt Wiedemann im wahrsten Wortsinn aus eigener Erfahrung – ein attraktiver öffentlicher Personennahverkehr könne Lösungen bieten, das Potenzial des Radverkehrs sei zu erschließen und gleichzeitig die Besonderheit der Mobilität im ländlichen Raum zu berücksichtigen.

Der amtierende Landrat Thomas Reumann (links) gratuliert seinem Nachfolger.
Der amtierende Landrat Thomas Reumann (links) gratuliert seinem Nachfolger. Foto: Frank Pieth
Der amtierende Landrat Thomas Reumann (links) gratuliert seinem Nachfolger.
Foto: Frank Pieth

Die Klima- und Energiepolitik sieht Wiedemann als Querschnittsthema, das viele Bereiche wie Verkehr, Gewerbe oder Landwirtschaft berühre. Die Kreiskliniken zukunftsfest zu machen: Dafür sei das jüngst verabschiedete Medizinkonzept eine gute Basis. Die Digitalisierung sei »ein Überlebensthema für den ländlichen Raum«, die Digitalisierung der Verwaltung nicht weniger wichtig. Was die neue Aufgabenverteilung zwischen dem Kreis und der Stadt Reutlingen angehe, so fände er es klug, sich zunächst auf wenige wichtige Bereiche zu konzentrieren, statt gleich ein großes Gesamtpaket schnüren zu wollen.

Fragen an die Kandidaten

Die Nachfragen zu den Bewerbungsreden hielten sich in Grenzen, beide Kandidaten hatten intensive Vorgespräche mit den Kreistagsfraktionen geführt. Rainer Buck (Grüne) wollte wissen, wie Fiedler und Wiedemann zu einer möglichen Privatisierung der Kreiskliniken stehen, ob sie das Gemeinwohl über die Gewinnorientierung stellen. Richard Wiedemann sprach sich für die kommunale Trägerschaft aus, mit Privatisierung hätten andere Kreise schlechte Erfahrungen gemacht. Geld, das in den Kliniken erwirtschaftet werde, solle dort bleiben. Die Defizite dürften aber auch nicht zu groß werden. Ulrich Fiedler sieht den Landkreis »im beherrschenden Einfluss« bei den Kliniken. Allerdings gehe es darum, bei der Gesundheitsversorgung zuerst Ziele zu definieren und dann die Struktur, in der man sie am besten erreichen könne. Das Gemeinwohl sei auch für ihn eines dieser wichtigen Ziele. Letztlich gehe es um die bestmögliche Qualität der medizinischen Versorgung im Kreis.

Dr. Barbara Dürr (FWV) fragte nach dem »Label«, das am Ende der achtjährigen Amtszeit des neuen Landrats am Landkreis haften solle, und nach ethischen Leitlinien. Er wünsche sich einen »hochinnovativen Kreis«, sagte Fiedler, »der so menschlich ist, dass man hier gerne lebt und arbeitet«.

Fiedler tritt seinen neuen Posten am 1. April an

Michael Donth (CDU) wollte mehr wissen über Fiedlers Ansicht zur künftigen Aufgabenverteilung zwischen dem Kreis und der Stadt Reutlingen. Der neue Landrat findet es »gut, dass Reutlingen Teil des Landkreises ist«. Die Aufgabenverteilung werde man im offenen Dialog angehen, man müsse dabei wirtschaftlich agieren und Doppelstrukturen vermeiden. Zu überlegen, was man besser organisieren könne, sei eine Daueraufgabe.

Fiedler tritt seinen neuen Posten am 1. April an. Der amtierende Landrat Thomas Reumann (er hatte nicht mehr kandidiert) wünschte seinem Nachfolger ebenso Erfolg wie die Vertreter der Kreistagsfraktionen. »Auf dem Zug in die Zukunft« solle Fiedler »ordentlich Gas geben«, meinte Hagen Kluck (FDP).