REUTLINGEN/TÜBINGEN. Erstmals seit 2017 zieht es die Menschen in Baden-Württemberg wieder verstärkt raus aus den großen Städten. Laut Statistischem Landesamt haben fast alle Stadtkreise im Land Einwohner verloren. Vor allem Karlsruhe, Heidelberg, Stuttgart, Mannheim und Freiburg waren betroffen. Sie verloren jeweils mehr als tausend Personen. In den beiden größten Städten der Region sieht es nach GEA-Recherchen ähnlich aus. Hatte Tübingen zu Beginn des Jahres 2020 noch knapp über 89.500 Einwohner, so sind es nach Auskunft der Stadtverwaltung gegenwärtig nur noch rund 87.850.
Eine Rathaus-Sprecherin machte dafür indirekt auch Corona verantwortlich: »In der Regel steigt mit dem Beginn des Wintersemesters an der Universität Tübingen auch die Einwohnerzahl spürbar an. Da aber die Veranstaltungen der einzelnen Studiengänge wegen Corona weitestgehend online stattfinden, ist zu vermuten, dass dies ein Hintergrund sein könnte«, so Pressesprecherin Claudia Salden. Im Vergleich zu November 2019 hat Tübingen fast 1.800 Einwohner verloren.
In Reutlingen ist die Entwicklung der Einwohnerzahlen auch leicht rückläufig. Sie sank von 115.043 Ende 2019 auf aktuell 114.809. Das sind 234 Einwohner weniger. Die Statistiker erklären den Rückgang in den Großstädten unter anderem mit Wohnungsknappheit und hohen Wohnkosten. Die Bewohner ziehe es aus den Zentren in das nähere Umland. »Der Ländliche Raum wird für Zuziehende wieder zunehmend attraktiver«, heißt es in der Mitteilung.
Insgesamt wuchs die Einwohnerzahl in ganz Baden-Württemberg im ersten Halbjahr um etwa 1600 Personen. Es handelt sich dabei jedoch um den geringsten Zuwachs seit mehr als zehn Jahren. Die Statistiker bringen diese Entwicklung auch mit den Beschränkungen der Freizügigkeit durch die Corona-Pandemie in Verbindung.
(GEA/dpa)