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Aktuell Würdigung

Treue Mitglieder im Naturtheater Reutlingen - zusammen über 1.000 Jahre dabei

Der Vorsitzende des Reutlinger Theaters Rainer Kurze hatte beim Ehrungsfest am Sonntag viel Arbeit. 30.000 Besucher kamen in der abgelaufenen Theatersaison zur Freilichtbühne.

Ein Teil der Geehrten des Naturtheaters mit Rainer Kurze (links).  FOTO: VEREIN
Ein Teil der Geehrten des Naturtheaters mit Rainer Kurze (links). FOTO: VEREIN
Ein Teil der Geehrten des Naturtheaters mit Rainer Kurze (links). FOTO: VEREIN

REUTLINGEN. Nach dem hoffnungsvollen Wetterauftakt am Morgen fand die Ehrungsfeier der langjährigen Vereinsmitglieder des Reutlinger Naturtheaters (NTR) am Sonntag – standesmäßig – weitgehend im Regen statt. Was die wetterfesten Protagonisten natürlich nicht weiter störte: »Do saut mo öfter im Regen rum«, kommentierte ein erfahrenes Theatermitglied am Rande trocken. Zudem war die kleine Bühne auf der Terrasse vor der Geschäftsstelle im Wasenwald überdacht. Die Zuschauer fanden derweil unter sieben Pavillons Schutz – zumindest gegen die Nässe.

Rainer Kurze, der Vorsitzende des Naturtheaters, fand bei den Ehrungen wärmende und würdigende Worte für jedes Mitglied der großen Theaterfamilie, die das Kleinod am Waldrand seit Jahrzehnten am Leben und Laufen hält.

Außerhalb des Rampenlichts

Kurze war bemüht, an diesem Nachmittag auch und gerade diejenigen ins Rampenlicht zu rücken, die nicht umjubelt auf der Bühne stehen. Ohne Kartenverkauf, Sektausschank, Zuschauertoilettenreinigung oder eine gut betreute EDV nützt der schönste Romeo nichts. Wobei die meisten Ehrenamtlichen ohnehin multifunktional wirksam sind.

45 Kandidatinnen und Kandidaten: Ausgiebig konnten Kurze und die zweite Vorsitzende Susanne Hamman Treue würdigen – auch die von langjährigen Besuchern.

27 Mitglieder waren vor Ort und stiegen aufs Podest, um Urkunden und Ehrennadeln in Empfang zu nehmen.

Viele Mitglieder opferten einen großen Teil ihrer Freizeit für das Theater, berichtete Kurze. So manches Mal wird dafür das Familienleben zurückgestellt – was in einigen Fällen nicht so schlimm ist, weil ohnehin die ganze Familie im Wasenwald beschäftigt ist: Das Theater-Gen scheint infektiös und auch vererblich. So manches Mitglied der großen Natur-Theaterfamilie steht schon von Kindesbeinen an auf der Bühne.

30.000 Gäste kamen in dieser Theatersaison. Rainer Kurze dankte allen, die daran mitgewirkt haben: »Sie sind unser wichtigstes Gut.« Dass das Engagement ehrenamtlich ist, verschönert die Bilanz in einer Welt, in der, so Kurze, oft alles »um Profit, Geld und Egoismus« kreise. Auch die Geehrten kamen zu Wort. So durfte der Bühnennachwuchs sagen, was ihm in der bisherigen Laufbahn besonders Spaß gemacht hat. »Eine Tanne spielen im Weihnachtsstück«, fand beispielsweise Annika Schlosser besonders schön. Die Älteren erzählten Schwänke und Anekdoten von ihren Auftritten. So plauderte Ute Reiser plauderte launig über eine Textschwäche, aufgrund derer sie in einem Stück anstelle von »aufgeblasene Backen« immer nur »aufgebackene Blasen« herausbrachte.

Erinnerung an Werner Johst

Rainer Kurze erinnerte auch an Abwesende insbesondere an Werner Johst: Der langjährige Regisseur des Naturtheaters verstarb im April 2022 im Alter von 92 Jahren.

»Bei ihm habe ich sprechen gelernt, gelernt, den klassischen Texten Schwere und Pathos zu nehmen«, sagte Holger Schlosser, der am Sonntag mit einem Text-Potpourrie für eine Kunstpause im Ehrungsreigen sorgte, ebenso wie Sonja Soltic mit ihrem ergreifenden »Ave Maria« aus »Die Kirche bleibt im Dorf«. Mit Laura Renn, Laura Vlantiou, Eric Bayer und Emilia Zana intonierte der Nachwuchs einen Song aus »Pippi auf den sieben Meeren«. (igl)