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Tierheim Reutlingen schlägt Alarm: Können keine Katzen mehr aufnehmen

»Die Lage ist extrem«, sagt die Leiterin des Reutlinger Tierheims, Heidi Renner. So viele Katzen würden derzeit abgegeben. Ausgesetzte, streunende und auch viele kranke Tiere seien darunter. Sie hat klare Forderungen, was jetzt getan werden müsste.

Katzen
Etwa 100 Katzen betreut das Tierheim Reutlingen gerade. Das seien extrem viele, sagt die Leiterin, Heidi Renner. Foto: Tierheim Reutlingen
Etwa 100 Katzen betreut das Tierheim Reutlingen gerade. Das seien extrem viele, sagt die Leiterin, Heidi Renner.
Foto: Tierheim Reutlingen

REUTLINGEN. Die Situation im Tierheim Reutlingen hat sich in den letzten Tagen offenbar zugespitzt: »Es ist ganz schlimm in diesem Jahr«, sagt die Leiterin, Heidi Renner, im Gespräch mit dem GEA. Sie meint die unzähligen Katzen, die zuletzt ihren Weg ins Tierheim fanden.  Etwa 100 Katzen, viele von ihnen noch ganz jung, einige nur wenige Tage alt, beherbergen sie und ihr Team derzeit. Damit sei eine Grenze erreicht, mehr könne das Reutlinger Tierheim einfach nicht mehr aufnehmen. »Sie dürfen nicht vergessen, dass wir für den gesamten Landkreis Reutlingen zuständig sind« so Heidi Renner. Der Landkreis sei schon ziemlich groß.

Die Tiere würden von überall hergebracht und hätten unterschiedliche Schicksale und auch Leidenswege hinter sich. Manche seien so krank, dass sie nur noch eingeschläfert werden könnten. Darunter seien natürlich auch die ausgesetzten Tiere, die vermutlich während der Pandemie angeschafft worden seien und von den Besitzern auch schon mal mit dem Auto im Nachbarort oder am Waldrand ausgesetzt worden seien. »Da werden bestimmt auch solche Leute darunter sein, die sich während der langen Zeit im Homeoffice eine Katze angeschafft haben und jetzt ist das Homeoffice beendet und das Tier ist ihnen lästig oder überflüssig geworden«, beschreibt Heidi Renner nur ein mögliches Beispiel. Im besten Fall werden solche Tiere dann im Tierheim abgegeben. Womit sich die Zahl der Katzen weiter erhöhe.

Jungtiere noch mit Nabelschnur

Heidi Renner berichtet von Fundtieren, die erst seit Kurzem auf der Welt sind und noch die abgerissene Nabelschnur trügen. Auf dem Land sei die Dunkelziffer an herrenlosen und verwahrlosten Katzen wahrscheinlich noch viel höher, da die Tiere sich in alten Scheunen oder Schuppen versteckten und noch weniger auffallen würden.

Das Tierheim Reutlingen sehe sich nicht allein mit dieser Situation konfrontiert. In einem recht dramatischen Appell auf der Facebookseite des Tierheims steht unter anderem: »Immer mehr Tierheime melden einen Aufnahmestopp für Katzen oder sind so extrem voll wie schon lange nicht mehr. Auch bei uns sind derzeit alle Zimmer und Pflegestellen besetzt, überall Katzenfamilien und einzelne Katzenkinder. Sie werden gefunden, ausgesetzt, nicht vermisst oder direkt abgegeben.« Weiter heißt es: »Wenn sich nicht bald etwas ändert, haben wir in Deutschland ein riesiges Problem.« 

Forderung nach Kastrations- und Kennzeichnungspflicht

Das Tierheim Reutlingen fordert deshalb dringend eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Katzen und schreibt: »Doch nur extrem wenige Gemeinden und Städte haben das bisher durchgesetzt. Wahrscheinlich sind sich viele Gemeinden oder Städte gar nicht bewusst, was für ein Problem wir mittlerweile mit herrenlosen Katzen haben. Sie vermehren sich unkontrolliert, sind krank und verwahrlost.« Jeder Tierhalter müsse seine Katze oder seinen Kater kastrieren lassen und per Tattoo oder Mikrochip genzeichnen, so die klare Forderung des Tierheims.

Allein im Reutlinger Tierheim seien in diesem Jahr schon mehr als 500 Kastrationen gemacht worden. »Die Kosten dafür tragen wir. Wir sind kein städtisches Tierheim, sondern ein Verein«, so Renner. Eine Kastration würde beim Tierarzt zwischen 100 und 150 Euro kosten. Die Tierheime bekämmen nur eine sogenannte »Fundtierkostenerstattung«. Die gäbe es nicht in allen Fällen und der Zuschuss für Tierheime und Tierschutzvereine betrage pro abgegebenem Tier nur 90 Cent. »Das erschwert die Lage noch zusätzlich«, erklärt Renner. Zuschüsse von Stadt und Landkreis seien deshalb dringend notwendig. 

Der Appell auf der Facebookseite des Tierheims endet dementsprechend: »Bitte, liebe Politiker, Gemeinderäte und Bürgermeister, setzt euch für eine Kastrationspflicht ein! Wir können jedenfalls bald nicht mehr - und dann?« (GEA)