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»Supersparpreis« der Bahn: 800 Euro für eine Zugfahrt von Reutlingen in die Schweiz?

Ein GEA-Leser will mit der Deutschen Bahn von Reutlingen in die Schweiz fahren. Zwei Tickets sollen 800 Euro kosten - früher kam er mit dem Europa Supersparpreis viel billiger weg. Wie die Bahn den Preissprung rechtfertigt und warum manche Fahrten deutlich teurer sein können als die beworbenen Super-Deals.

Manch Reisender wundert sich, dass die »Supersparpreise« oftmals doch nicht so günstig sind wie von der Bahn beworben.
Manch Reisender wundert sich, dass die »Supersparpreise« oftmals doch nicht so günstig sind wie von der Bahn beworben. Foto: Thomas Banneyer/dpa
Manch Reisender wundert sich, dass die »Supersparpreise« oftmals doch nicht so günstig sind wie von der Bahn beworben.
Foto: Thomas Banneyer/dpa

REUTLINGEN. Als ein GEA-Leser bei der Deutschen Bahn ein Zugticket von Reutlingen nach Zermatt in die Schweiz buchen will, trifft ihn fast der Schlag. Auf der Webseite des Konzerns zum Europa-Supersparticket wird eine Einzelfahrt »ab 19,90 Euro« beworben. Doch dann sollte er für eine Fahrt für zwei Personen plötzlich über 800 Euro bezahlen. Wie kann das denn sein, wunderte sich der Mann und wandte sich an seine Zeitung.

Eigentlich ist der Leser ein Fan des Supersparpreises als »nachhaltige und günstige Möglichkeit in den Urlaub zu fahren«. Die Bahn wirbt im Internet mit »vielen europäischen Ziele ab 18,90 Euro«. So soll es etwa ab 33,90 Euro nach Paris oder ab 42,90 Euro sogar nach Kopenhagen gehen. »Viele europäische Ziele ab 18,90 Euro« wirbt die Bahn im Internet - scheinbar echte Schnäppchen. Doch wenn Interessierte sich eine Zugverbindung buchen wollen, müssen sie immer deutlich mehr bezahlen, ist dem GEA-Leser aufgefallen. Und tatsächlich: So wurde zum Beispiel das Super-Sparsparpreisangebot Belgien »ab 19,50 Euro« angezeigt, wenn man in der vergangenen Woche allerdings eine Fahrt in einem Monat im Voraus buchen wollte, betrug der günstigste Preis ab Reutlingen 67,50 Euro. Eine Fahrt von der Achalmstadt nach Budapest soll laut Bahn ab 37,90 Euro bekommen sein. Die Realität sagt aber: 148,90 Euro.

 

Die Bahn rechtfertigt die Preisunterschiede damit, dass es für die Supersparpreise nur ein begrenztes Kontingent für die günstigsten Tickets gibt. Die Bahn sei bei der Preisgestaltung nicht so flexibel wie eine Airline, sagt eine Pressesprecherin der Deutschen Bahn in Bezug auf Fahrten ins europäische Ausland. Preise seien immer von den Kooperationspartnern der Bahn aus den jeweiligen Nachbarländern abhängig. So könne die Bahn - anders als eine Airline mit Flugzeugen - ihre Ticketpreise nicht einfach selbst bestimmen oder ändern. Sie bekomme manche Angebote direkt von ihren Partnerunternehmen übermittelt. Auch von Reutlingen nach Zermatt sei dies der Fall.

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Im Fall der 800-Euro-Tickets des GEA-Lesers sagt die Pressesprecherin, dass er Pech gehabt habe, eine Verbindung herausgesucht zu haben, die seit einiger Zeit teurer geworden sei, »In der Vergangenheit bestand zwischen der Deutschen Bahn und der Matterhorn-Gotthard-Bahn, die den Streckenabschnitt Visp-Zermatt bedient, ein Kooperationsabkommen«, erklärt sie. »Aktuell besteht mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn kein Vertrag mehr zur Durchtarifierung des Tickets. Ein Sparpreis oder Super Sparpreis Europa ist für diese Verbindung daher nicht mehr erhältlich.« Kunden könnten Zugfahrten, die über den Streckenabschnitt Visp nach Zermatt führen, zwar noch auf der Website der Bahn buchen. Dann aber laut Pressesprecherin »zu den Tarifen und Preisen tun, die uns von der Matterhorn-Gotthard-Bahn übermittelt werden.«

DB-Fahrplanwechsel bringt das Netz durcheinander

Die Bahn-Sprecherin zeigt sich dennoch verwundert über den Preis, der dem GEA-Leser bei seiner Preisanfrage im Netz begegnet ist. »800 Euro, das muss ein Spitzenpreis gewesen sein.« Erst, sobald eine Kooperation mit einem Zugfahrunternehmen bestünde, seien die Mehrkosten wesentlich geringer als beispielsweise bei der Matterhorn-Gotthard-Bahn.

Tipps der Deutschen Bahn für günstige Tickets

Alle Angebote für den Supersparpreis Europa sind auf einer Übersichtsseite der Deutschen Bahn im Internet aufgelistet, die Tickets gibts aber auch am Automaten und an den Schaltern.Der Konzern hat Tipps parat, die Kunden an möglichst günstige Tickets kommen können.

Schnell sein: Super Sparpreise und Sparpreise sind kontingentierte Angebote, die besonders günstigen Tickets sind auch besonders schnell vergriffen. Schnell sein lohnt sich also. Fahrkarten können in der Regel 180 Tage im Voraus erworben werden.

Bestpreissuche nutzen: Die Bestpreissuche stellt alle buchbaren Preise zur ausgewählten Verbindung übersichtlich dar und hebt den jeweils niedrigsten, verfügbaren Preis des Tages gesondert hervor.

Flexibel sein: Wer im Hinblick auf die Reisezeit oder gar den Reisetag flexibel ist, kann kräftig sparen. Besonders in den Nachfrage armen Zeiten in Tagesrandlage und an weniger nachgefragten Reisetagen wie beispielsweise dienstags und mittwochs lassen sich mit der Bestpreissuche Schnäppchen finden.

Mehr Zeit investieren: Wer es nicht eilig hat, hat es bei der Schnäppchensuche leichter. Wer beim Sparpreisfinder den Haken »Schnelle Verbindungen bevorzugen« herausnimmt oder ihn nicht setzt, dem werden einem auch langsame, aber unter Umständen preiswertere Verbindungen angezeigt.

Mit der BahnCard 25 bekommt man nochmal 25 Prozent Rabatt, auch auf die Super Sparpreise ab 17,90 Euro. (GEA)

Ebenfalls anders als von der Bahn vorgesehen habe auch die Ticketbestellung 180 Tage im Voraus in letzter Zeit nicht funktioniert, wie die Pressesprecherin mitteilt. »Im Zusammenhang mit dem halbjährlich stattfindenden Fahrplanwechsel kann es systembedingt zu einer kürzeren Vorausbuchungsfrist kommen.« Von einigen Tagen bis zu einigen Wochen spricht die Bahn-Sprecherin hier. Dem Fahrplanwechsel geschuldet hätten zuletzt viele Super-Sparpreisverbindungen für die kommenden Monate nicht angezeigt werden können. Mittlerweile sind wieder verhältnismäßig günstige Verbindungen verfügbar. So gibt es beispielsweise die Fahrt von Reutlingen nach Belgien an einem Tag Mitte Dezember für 28,90 Euro, nach Budapest für 43,90 Euro. (GEA)