REUTLINGEN. Fast alles wird gerade teurer. Und die Energiepreise steigen ganz besonders stark. Doch wie teuer werden Gas und Strom denn nun wirklich? Worauf müssen sich die Kunden der Energieversorger ab 1. Oktober einstellen? Die Reutlinger Fair-Energie erklärt das am Beispiel des Verbrauchs einer mehrköpfigen Familie.
- Mit welchen Gaskosten müssen Kunden der Fair-Energie künftig monatlich rechnen?
Laut Klaus Leibfritz, Pressesprecher der Stadtwerke Reutlingen, verbraucht eine mehrköpfige Familie übers Jahr rund 15 000 Kilowattstunden Erdgas. Das entspreche künftig einer monatlichen Rechnung von knapp 210 Euro (brutto). Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr hat die Beispielfamilie dafür 99 Euro bezahlt.
- Was hat sich am Preis geändert?
Was sich mit dem 1. Oktober ändert, ist der Preis pro Kilowattstunde Erdgas. Der sogenannte Arbeitspreis beträgt bei diesem Rechenbeispiel dann 15,94 Cent pro Kilowattstunde (brutto) – im Vorjahr waren es noch 7,09 Cent. Das ist eine Preissteigerung von 125 Prozent. Erdgas wird also mehr als doppelt so teuer als im Jahr 2021. Der Grundpreis bleibt wie bisher auch bei 128,52 Euro (brutto). Dieser wurde zum Jahresbeginn (also schon vor dem Ukrainekrieg) festgelegt.
- Und was ist mit dem Strompreis?
Die Stromkosten steigen spürbar, aber nicht so drastisch wie die Gaspreise. Bei einem Stromverbrauch von 4 000 Kilowattstunden im Monat ist mit monatlichen Kosten von 135 Euro (brutto) zu rechnen, teilt die Fair-Energie mit. Anfang des Jahres lagen die Kosten bei diesem Verbrauch noch bei etwa 118 Euro.
- Werde ich als Kunde über die Preiserhöhungen informiert?
Wer Erdgas von den Reutlinger Stadtwerken bezieht, wird noch vor dem 1. Oktober per Post über die Preiserhöhung und die Mehrkosten informiert.
- Werden dazu die Zähler abgelesen?
Alle Preiserhöhungen werden nicht auf den gesamten Jahresverbrauch gerechnet, sondern gelten erst ab dem 1. Oktober. Dazu werden die Zählerstände zum Monatswechsel Oktober von der Fair-Energie maschinell geschätzt. Wer das nicht wünscht, kann dem Versorger seinen Zählerstand per Mail oder im Kundenservice-Onlineportal mitteilen.
- Von welchen Lieferanten beziehen die Reutlinger Stadtwerke ihr Erdgas?
»Aufgrund der Marktabdeckung der 12 Unternehmen Uniper, VNG, EWE, Sefe (ehemals Gazprom Germania), deren Tochter Wingas, OMV, Axpo, Vitol, Gunvor, DXT Commodities oder Enet Energy ist es fast nicht möglich, kein Gas von einem dieser Lieferanten zu beziehen«, so Klaus Leibfritz von den Reutlinger Stadtwerken. Alle zwölf Unternehmen haben Ansprüche aus der Gasbeschaffungsumlage, allgemein bekannt als Gasumlage, angemeldet. So sollen zur Rettung der von der pleitebedrohten Energieversorger rund 34 Milliarden Euro an Uniper und Co. fließen.
- Steigen die Preise weiter?
Zumindest vonseiten der Reutlinger Stadtwerke seien beim Gas keine weiteren Verteuerungen geplant. Die Sache hat aber einen Haken: »Vertraglich festgesetzt ist in der Gasumlage, dass sie bei Bedarf nach drei Monaten vom Bund erhöht werden kann«, erklärt Klaus Leibfritz. Kommt es auf dem Energiemarkt hart auf hart, könnte die Gasumlage zur Rettung eines Energieunternehmens dann zum 1. Januar nach oben korrigiert werden, folglich wäre eine weitere Preissteigerung zu erwarten, so Leibfritz. (GEA)