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Aktuell Arbeitskampf

Streik im ÖPNV in Reutlingen: Viele Schüler mit dem Auto abgeholt

Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen, kommt es in Reutlingen und der Region heute zu Streiks im Busverkehr. Seit 8 Uhr ist der gesamte ÖPNV nahezu zum Erliegen gekommen. Bis 0 Uhr bleibt das so.Welche Auswirkungen das hatte, lesen Sie in unserem Live-Ticker.

Nach Schulschluss strömt ein großer Teil der Schülerinnen und Schüler in Richtung Wittumstraße, die von wartenden Privat-Autos bevölkert ist. Foto: Jürgen Spiess
Nach Schulschluss strömt ein großer Teil der Schülerinnen und Schüler in Richtung Wittumstraße, die von wartenden Privat-Autos bevölkert ist.
Foto: Jürgen Spiess

RSV: Wir respektieren die Tarifautonomie

15:23 Uhr Der Reutlinger Stadtverkehr (RSV) will sich auf Nachfrage des GEA nicht zum Warnstreik äußern. Unternehmenssprecher Bernd Kugel meinte: »Ich darf Ihnen mitteilen, dass die RSV die Tarifautonomie voll und ganz unterstützt und deshalb zu den Streikaktionen kein Statement abgeben wird.« Hiermit endet unser Live-Ticker und wir bedanken uns für Ihr Interesse.

Morgen Streik in Tübingen

14:28 Uhr Nach dem Streikende in Reutlingen um Mitternacht geht der Arbeitskampf der Busfahrer morgen fast nahtlos in Tübingen weiter. Bis 8 Uhr läuft der morgendliche Verkehr regulär. Nach Streikbeginn fahren einige wenige Notdienste. Neben Tü-Bus werden auch die Beschäftigten von Friedrich Müller Omnibus am Standort Tübingen sowie die Beschäftigten der im Auftrag von Tü-Bus tätigen Unternehmen und KM/Schnaith und Kocher zum Streik aufgerufen. Die Kundgebung am Omnibus-Bahnhof ist von 10 bis 11 Uhr mit Verdi-Geschäftsführer Fils-Neckar Alb Benjamin Stein und Verdi-Landesfachbereichsleiter Andreas Schackert. 

Viele Schüler mit dem Auto abgeholt

12:50 Uhr Um 12.50 Uhr strömt ein großer Teil der Schülerinnen und Schüler des Bildungszentrum Nord (BZN) in Richtung Wittumstraße, in der normalerweise die Busse halten und die nun von wartenden Privat-Autos bevölkert ist. Viele Schüler werden mit dem Auto abgeholt, andere sind bei dem schönen Wetter mit dem Fahrrad zur Schule gekommen. Zum Glück wurden sie tags zuvor von den BZN-Lehrern informiert, dass der öffentliche Busverkehr an diesem Tag streikte und jeder eine andere Möglichkeit suchen musste, um nach Hause zu kommen: »Mich holt meine Mutter ab« berichtet Niko, »und bringt mich danach gleich mit ein paar Kumpels zum Freibad«. Allerdings hatten nicht alle Schüler die Möglichkeit, so kurzfristig auf ein Fahrrad oder die Eltern zurückzugreifen. Sie müssen den Heimweg zu Fuß antreten. 

Der eine oder andere Schüler muss den Heimweg zu Fuß antreten. Foto: Jürgen Spiess
Der eine oder andere Schüler muss den Heimweg zu Fuß antreten.
Foto: Jürgen Spiess

Erfolgreicher Streikauftakt - kein Notfallfahrplan

11:06 Uhr Der Warnstreik im ÖPNV in Reutlingen und der Region hat einen aus Gewerkschaftssicht erfolgreichen Auftakt gehabt. Die Busse standen ab 8 Uhr weitestgehend still und an der Kundgebung beteilgten sich zahlreiche Beschäftigte der Busunternehmen. Sie zeigten sich am ZOB entschlossen und kämpferisch. Alle Buslinien des Reutlinger Stadtverkehrs (RSV) sind bis Mitternacht ausgesetzt. Die Schnellbuslinie eXpresso ist wegen ihrer überregionalen Bedeutung vom Warnstreik ausgenommen. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des RSV.

Gewerkschaftsführer: »Wir werden den Druck erhöhen.«

10:41 Uhr Zum Ende der Kundgebung zeigt sich Gewerkschaftsführer Andreas Schackert kämpferisch: »Wenn ich mir die Arbeitgeber ansehe, befürchte ich, dass wir erst am Anfang einer langen Tarifauseinandersetzung stehen.« Die Arbeitnehmer hätten aber durchaus einen langen Atem und die Gewerkschaft habe die Mittel, um den Druck zu erhöhen, so Schackert unter dem Jubel der Streikenden.

Umfrage (beendet)

Halten Sie den Busfahrerstreik zwischen 8 und 0 Uhr für angemessen?

Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen, kommt es in Reutlingen und der Region zu Streiks im Omnibusgewerbe.

40%
44%
16%

Kundgebung: »Ihr wart in der Pandemie immer da«

10:32 Uhr Die Verdi-Gewerkschaftsführer Benjamin Stein und Ralf Brückner machen bei der Kundgebung am Busbahnhof noch einmal die Forderungen nach besseren Pausenregelungen und besseren Vergütungen für Nacht- und Sonntagsschichten deutlich. Vier vergebliche Verhandkungsrunden mit den Arbeitgebern seien genug. Es sei Zeit für einen solchen Warnstreik gewesen. »Es ist hier in Reutlingen der Auftakt für weitere Aktionen in Baden-Württemberg«, kündigte Benjamin Stein an. Die Fahrerinnen und Fahrer der Busunternehmen im Land hätten eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen verdient. »Denn ihr wart in der Pandemie immer da, ohne Einschrämkungen und unter erhöhten Gesundheitsrisiko.« 

Busstreik
Gewerkschaftsführer Benjamin Stein begründet den Warnstreik mit vier vorangegangenen Verhandlungsrunden ohne Ergebnis. Es werde weitere Streiks in Baden-Württemberg geben. Foto: Ralf Rittgeroth
Gewerkschaftsführer Benjamin Stein begründet den Warnstreik mit vier vorangegangenen Verhandlungsrunden ohne Ergebnis. Es werde weitere Streiks in Baden-Württemberg geben.
Foto: Ralf Rittgeroth

Verständnis für Forderungen der Streikenden

9:57 Uhr Eva Bitiev und Hilda Schlott sind vom Warnstreik völlig überrascht worden. Erst jetzt stellen sie fest, dass an ihrem Wartehäuschen kein Bus mehr hält. Beide haben dennoch Verständnis für die Forderungen der Streikenden. »Wenn's ihnen was bringt«, meint Hilda Schlott. Sie sagt, sie nimmt sich jetzt ein Taxi nach Sondelfingen. Eva Bitiev muss nach Betzingen. »Vielleicht holen mich ja Freunde ab«, sagt sie.

Busstreik
Hilda Schlott hat Verständnis für die Forderungen der Busfahrinnen und Busfahrer. Sie setzt ihren Weg per Taxi fort.
Hilda Schlott hat Verständnis für die Forderungen der Busfahrinnen und Busfahrer. Sie setzt ihren Weg per Taxi fort.

Busfahrer: Pausenregeln oft unfair

9:24 Uhr Die mittlerweile über 65 Busfahrerinnen und Busfahrer die sich am Reutlinger Busbahnhof versammelt haben, zeigen sich entschlossen und sind von ihren Forderungen überzeugt. So finden sie die Pausenregeln in manchen Busbetrieben unfair: »Angestellte von Subunternehmen bekommen acht Stunden bezahlt, stehen aber bisweilen bis zu vier Stunden irgendwo in der Pampa und bekommen diese Zeit eben nicht bezahlt«, meint Öcal Varol. Außerdem streike man für eine Wiedereinführung der Betriebsrente. 

Busstreik
Öcal Varol, Daniel Dumancic und Sezgen Kilic geben sich beim Warnstreik entschlossen: Bessere Pausenregeln und mehr Geld für Sonntags- und Nachschichten fordern sie. Foto: Ralf Rttgeroth
Öcal Varol, Daniel Dumancic und Sezgen Kilic geben sich beim Warnstreik entschlossen: Bessere Pausenregeln und mehr Geld für Sonntags- und Nachschichten fordern sie.
Foto: Ralf Rttgeroth

Eiskalt vom Streik erwischt

8:47 Uhr In der Reutlinger Gartenstraße ist Lumturie Treugezie ganz verdattert. Ihr Bus nach Eningen unter Achalm fährt nicht. Erst jetzt erkennt sie, den Hinweis auf der Anzeigetafel der Bushaltestelle. Ziemlich frustriert meint sie: »Ich werde wohl bis dahin laufen müssen.« 

Busstreik
Lumturie Treugezi wollte mit dem Bus von der Reutlinger Gartenstraße nach Eningen. Jetzt will sie zu Fuß gehen. Foto: Ralf Rittgeroth
Lumturie Treugezi wollte mit dem Bus von der Reutlinger Gartenstraße nach Eningen. Jetzt will sie zu Fuß gehen.
Foto: Ralf Rittgeroth

Immer mehr Fahrerinnen und Fahrer versammeln sich am Busbahnhof

8:39 Uhr Mittlerweile haben sich etwa 50 Busfahrerinnen und Busfahrer am ZOB versammelt. Viele tragen leuchtende Warnwesten der Gewerkschaft Verdi. Ihre Busse stehen mittlerweile in Zweierreihen am Busbahnhof. Die Streikenden wollen unter anderem bessere Pausenregelungen und Nachtzuschläge rreichen.

Einige Fahrgäste wurden vom Warnstreik völlig überrascht

8:14 Uhr Nicht wenige Frauen und Männer, die an der Haltestellen auf ihren Bus warten, sind an diesem Morgen vom Warnstreik völlig überrascht worden. So auch Antonietta Pietoso, die mit ihren beiden Kindern auf dem Weg nach Pfullingen zum Kindergarten ist. Erst jetzt sieht sie an der elektronischen Anzeigetafel, dass der Streik begonnen hat. »Da werden wir wohl zu Fuß gehen müssen«, sagt sie frustriert und ihre Kinder sind wenig begeistert.

Busstreik
Antonietta Pietoso ist vom Warnstreik überrascht worden. Sie will mit ihren Kindern jetzt zu Fuß nach Pfullingen zum Kindergarten. Foto: Ralf Rittgeroth
Antonietta Pietoso ist vom Warnstreik überrascht worden. Sie will mit ihren Kindern jetzt zu Fuß nach Pfullingen zum Kindergarten.
Foto: Ralf Rittgeroth

Seit Punkt 8 Uhr stehen die Busse

8:04 Uhr Pünktlich um 8 Uhr haben die Busfahrerinnen und Busfahrer in Reutlingen und der Region ihre Arbeit eingestellt und die Haltestellen angefahren. Am zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) stehen bereits dutzende Linienbusse. Die Gewerkschaft Verdi hat einen Infostand aufgebaut und plant am Vormittag eine Kundgebung. Sie will unter anderem bessere Pausenregelung und bessere Sonntags- und Nachtzuschläge erreichen.

Noch fahren die Busse planmäßig

7:19 Uhr Sowohl am zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) als auch auf den anderen vielbefahrenen Busstrecken in Reutlingen und der Umgebung rollen die Linienbusse. Sie fahren nach Plan und steuern die Haltepunkte an. Vor allem Schulkinder sind derzeit unterwegs.

Kritik am Zeitpunkt

7 Uhr Das Timing des Streiks sorgt in den Sozialen Medien für Kritik. »Jetzt wo die Kinder endlich wieder in die Schule gehen, fällt den Nichtsnutzen der Gewerkschaft nichts anderes ein, als zu streiken«, schreibt beispielsweise ein User auf Facebook. Außerdem würde ins Leben der Menschen gerade erst wieder langsam Normalität einkehren, da hätte man doch nicht gerade jetzt streiken müssen, kommentiert ein anderer.

Wofür kämpfen die Busfahrer?

6:49 Uhr Verdi fordert unter anderem eine Pausenregelung nach dem Arbeitszeitgesetz, eine Vereinheitlichung der Sonntags- und Nachtzuschläge auf höherem Niveau sowie die Aufnahme von Verhandlungen für eine betriebliche Altersvorsorge. »Die Beschäftigten im Omnibusverkehr waren in der gesamten Pandemie jeden Tag unter zum Teil sehr schwierigen Bedingungen und hohem Risiko für die Fahrgäste im Einsatz. Die ausufernden Standzeiten der Busse müssen jetzt endlich als Arbeitszeit anerkannt werden. Derzeit zahlen die Busfahrerinnen und Fahrer diese erzwungenen Pausen selbst mit ihrer Lebenszeit«, sagt Verdi Verhandlungsführerin Hanna Binder. Fahrer müssten in etlichen Betrieben 3,4 oder mehr Stunden Pause pro Schicht nehmen. Die Schichten seien allerdings oft deutlich länger als zehn oder gar zwölf Stunden. Die Gewerkschaft erwartet außerdem, dass die Rechtsprechung von 2016 umgesetzt wird. Demnach wäre mehr als eine Stunde unbezahlte Pausenzeit innerhalb einer Schicht unzulässig, wenn das regelmäßig vorkommt. »Das ist seit fünf Jahren geltendes Recht. Dass wir darüber überhaupt verhandeln müssen, ist bitter. Die Arbeitgeber selbst fordern ja seit drei Jahren eine Aktualisierung der Pausenregelungen«, so Binder. 

Keine Tarifeinigungam Freitag

6:42 Uhr Grund für den Streik ist das Scheitern der Tarifverhandlungen. In den Manteltarifverhandlungen für das private Omnibusgewerbe zwischen ver.di und dem Arbeitgeberverband von Baden-Württemberg WBO fand am Freitag virtuell die dritte Verhandlungsrunde statt. Die Arbeitgeber hätten dabei »keinerlei Bereitschaft erkennen lassen, auf die Forderungen von Verdi einzugehen«, schreibt die Gewerkschaft in einer Pressemitteilung. Verdi-Verhandlungsführerin Hanna Binder sagt: »Jetzt werden wir ein erstes Signal an die Arbeitgeber senden, dass die Beschäftigten für ihren Einsatz in der Pandemie und im Alltag deutlich mehr erwarten.« Zusätzlich wird es zwischen 10 und 11 Uhr eine Kundgebung am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) mit Geschäftsführer Benjamin Stein und Landesfachbereichsleiter Andreas Schackert geben. 

Zwischen 8 und 0 Uhr wird gestreikt

6:30 Uhr Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Bezirk Fils-Neckar-Alb plant für heute erste Warnstreiks im privaten Omnibusgewerbe. Bestreikt wird auch Reutlingen und die Region. Der morgendliche Verkehr laufe normal. Von 8 Uhr bis zum Betriebsende um 0 Uhr seien dann alle Linien der RSV sowie die in derem Auftrag tätigen Unternehmen Lutz, Aberle, Kurz, Hahn und KM/Schnaith vom Streik betroffen, teilte die RSV bereits am Montag mit. Der öffentliche Busverkehr in Reutlingen, Pfullingen, Eningen unter Achalm, Pliezhausen und Walddorfhäslach komme zum völligen Erliegen. Die FES-Linien seien von den Streikmaßnahmen ausgenommen, ebenso die Schnellbuslinie eXpresso. Informationen über den Streik gibt es hier im Live-Ticker, auf der RSV-Homepage, der App »ÖPNV live« sowie auf den Fahrgastinformationsanzeigern an den Reutlinger Haltestellen.