»Sternenfunkeln in Kinderaugen«: Wünsche werden wahr

REUTLINGEN. Es ist eine Aktion, die viele Menschen glücklich macht und in Reutlingen fast schon Tradition hat: Die Weihnachtsgeschenke-Aktion »Sternenfunkeln in Kinderaugen« ist angelaufen. Kinder aus Reutlinger Familien, die finanziell nicht so gut gestellt sind, haben noch bis Ende dieser Woche einen Wunsch für ein Weihnachtsgeschenk frei. Sie werden auf gelbe Sterne übertragen und an einem Baum in der Citykirche am Nikolaiplatz aufgehängt. Jeder, der möchte, kann sich dort einen Stern pflücken und spätestens am Samstag, 15. Dezember, mit dem Geschenk unterm Arm wiederkommen. Kurz vor Weihnachten holen sich die Jungen und Mädchen dann ihr Päckchen ab. Möglich ist diese Aktion durch die vielen ehrenamtlichen Helfer, die die Citykirche, das Caritaszentrum und den Diakonieverband Reutlingen bei der Organisation unterstützen. Nach einer provisorischen Lösung im vergangenen Jahr ist die Aktion nun wieder an ihren Stammplatz in die Citykirche zurückgekehrt.

Die Augen der Ehrenamtlichen leuchten schon jetzt. Ursula und Günther Bolz begleiten die Benefizaktion seit Jahren. Sie nehmen unter anderem die Wünsche der Kinder in der Annahmestelle im nicht mehr bewohnten GWG-Gebäude auf der Echazinsel, Lederstraße 76/1, entgegen. Sie betreuen die Eltern, erklären, welche Gaben schwer, welche einfacher zu besorgen sind, und wie die Wünsche formuliert werden sollten. »Es kommt schon mal vor, dass ein Kind unbedingt eine Puppe möchte, die Mutter aber Kleidung für sinnvoller hält und es deswegen zu Tränen kommt«, schildert Ursula Bolz. Am Ende findet sich aber immer eine Lösung.

Die Weihnachtsgeschenke haben alle einen Wert um 30 Euro. Wünsche äußern können Reutlinger Kinder bis 14 Jahre, die Anspruch auf das Reutlinger Gutscheinheft beziehungsweise Kindergutscheinheft haben. Damit soll sichergestellt werden, dass die Spenden nur an diejenigen gehen, die sie auch wirklich brauchen. Derer gibt es leider viele: »Auch in unserer Stadt leben Kinder in finanziell und sozial prekären Verhältnissen. Ihre Familien sind aufgrund von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Trennung und Flucht von Armut bedroht«, erklärt Pastoralreferentin Ulrike Neher-Dietz von der Citykirche.

Michaela Polanz, Leiterin des Caritaszentrums Reutlingen, bekräftigt diesen Eindruck: »Kinderarmut gibt es leider auch in Baden-Württemberg.« Stephanie Gohl vom Diakonieverband weist darauf hin, dass die Vorweihnachtszeit für die, die nicht am allgemeinen Konsumverhalten teilhaben können, besonders schlimm ist: »Die Sterne sind Zeichen der Solidarität. Wir brauchen uns gegenseitig.«

Günther Bolz führt Buch über die Wünsche, die eingehen: Ganz genau 681 waren es gestern. »Wir rechnen damit, dass es 1 000 werden.«

Etwa die Hälfte der Kinder möchten ein Spiel oder Spielzeug, ein Viertel braucht Kleidung. Der Rest verteilt sich auf Make-up, Medien und sonstige Begehrlichkeiten. Ein Teil der Spenden wird in Form von Gutscheinen ausgehändigt, weil es praktischer ist, zum Beispiel bei Schuhen. Wer sich einen Stern mit einem Wunsch nach einer Jacke oder anderen Kleidungsstücken holt, sollte den Kassenzettel beilegen, damit das Teil umgetauscht werden kann, wenn es nicht passt. Lena Kroenlein, die die Wünschenden ehrenamtlich betreut, hat beobachtet, dass teilweise ganz bescheidene Anliegen geäußert werden, wie etwa einem Body für das Baby oder Windeln.

Auf Reutlingen begrenzt

"Es kommen als Schenkende ganze Familien, Schulklassen und Kindergärten. Insofern erfüllt die Aktion auch einen Bildungsauftrag", findet Neher-Dietz. "Viele Pakete seien ganz liebevoll eingepackt, manche von persönlichen Worten begleitet. Das Sternenfunkeln wieder auf den ganzen Kreis auszuweiten wie in früheren Jahren, sei aufgrund des hohen Aufwands organisatorisch nicht zu leisten.

Bei der Abholung der Geschenke kurz vor Weihnachten sind die Spender nicht so gerne gesehen. Manchem Empfänger sei das peinlich, die Anonymität soll sie schützen. Wer sich persönlich einbringen will, kann sich mit der Pastoralreferentin der Citykirche (Telefon unten) in Verbindung setzen. Finden sich nicht genügend Menschen, die einem Kind eine Freude machen möchten, werden Spendengelder für den Geschenkekauf eingesetzt: »Kein Kind wird leer ausgehen«, verspricht Stephanie Gohl. Daher sind auch Spenden willkommen. (GEA)

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