REUTLINGEN. Das Bild in der Friseur- Branche ist weiterhin uneinheitlich. Auf der einen Seite bleiben die Friseure gefragt. Auf der anderen Seite herrscht in der Branche ein harter Verdrängungswettbewerb. Als Folge gestiegener Personalkosten ziehen die Bedienpreise leicht an. Wie andere Handwerke suchen Friseure Nachwuchs- und Fachkräfte.
Die Schwarzarbeit macht den Fachbetrieben weiter Probleme. Sie wehren sich auch gegen einen ungleichen Wettbewerb mit umsatzsteuerprivilegierten Kleinbetrieben. Das machten die Fachbetriebe der Friseure bei der Mitgliederversammlung in der Reutlinger Kreishandwerkerschaft deutlich.
Probleme mit Schwarzarbeit
Nach den Worten des stellvertretenden Obermeisters und Reutlinger Kreishandwerksmeisters Dieter Laible zeigen steigende Umsätze und ein gestiegenes Verbrauchervertrauen den Friseuren, dass sie weiterhin gefragt sind. Auch nehmen die Betriebszahlen weiterhin leicht zu. In vergangenen Jahren waren es immerhin 1,2 Prozent.
Insbesondere gestiegene Personalkosten hätten dazu geführt, dass die Bedienpreise in den Salons leicht angestiegen sind. Die Preissteigerung bewegt sich zwischen 1,8 und 2,3 Prozent. In Baden-Württemberg haben die Friseure einen allgemein verbindlichen Tarifvertrag, der Mindestvergütungen vorsieht. Diese liegen deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn und auch der Bezahlung in anderen Bundesländern in dem Handwerk. Trotzdem herrsche in der Branche bei Weitem nicht nur eitel Sonnenschein. Immer neue Marktanbieter versuchen Fuß zu fassen. Dies führt zu einem enormen Verdrängungswettbewerb. Augenfällig wird dies oft in Fußgängerzonen beziehungsweise Einkaufsstraßen, wo sich eine Vielzahl von Friseurbetrieben angesiedelt hat. Dabei gehe es auch nicht immer legal zu.
In dem Handwerk gibt es nach wie vor die Meisterpflicht. Immer wieder beobachtet der Handwerksvertreter, dass sich auch Nicht-Meisterbetriebe ansiedeln. Oft würden Salons eröffnet, die Teilleistungen des Friseurs anbieten. Auch die Schwarzarbeit ist für die Branche ein großes Problem. Es gebe nur wenige Handwerke, in denen der Anteil so hoch ist, wie bei den Friseuren. Einen ungleichen Wettbewerb sehen die Betriebe weiter in dem Umsatzsteuerprivileg von Kleinstbetrieben. Im Friseurhandwerk gibt es bundesweit circa 26 000 Betriebe, die ihre Leistungen als Kleinstunternehmer umsatzsteuerfrei anbieten können. Gegen dieses Privileg läuft derzeit eine Online-Petition mit dem Ziel, dass auch Kleinstunternehmer, insbesondere aus Wettbewerbsgründen umsatzsteuerpflichtig werden.
Wettbewerb um Nachwuchs
Traditionell werden im Friseurhandwerk viele Jugendliche ausgebildet. Die Zahl der Auszubildenden ist in den letzten Jahren leicht zurückgegangen, der Wettbewerb um Berufsnachwuchs wächst. Laible appelliert an seine Kollegen, in den Ausbildungsanstrengungen nicht nachzulassen. Nach wie vor zählen die Friseure zu den ausbildungsstärksten Handwerken in unserer Region. Mit der Digitalisierung der Betriebe versuche das Handwerk den Beruf für Jugendliche zusätzlich attraktiv zu gestalten. (eg)