REUTLINGEN. Steigt in Reutlingen dieses Jahr noch eine Mega-Party? Das haben die Bürger jetzt selbst in der Hand. Bis Ende Juni müssen mindestens 500 Feierwillige ein Ticket ergattern, dann findet das »BEATS & LOVE 2023« am 16. September im Echaz-Hafen statt. Beim Open-Air-Event sollen verschiedene regional bekannte DJs auflegen. Zu hören gibt's Summer Beats aus dem Bereich Deep House, Hiphop-Classics und Pop - Musik zum Feiern und Tanzen. Foodtrucks, Container-Bars und die ein oder andere Überraschung sollen ebenfalls am Start sein.
Organisator ist Soufiane Behar. Der gelernte IT-Systemkaufmann ist ein echter Tausendsassa: Neben seiner Arbeit im Bereich Business Development produziert er den Podcast »Sofagelaber«, veranstaltet monatlich ein Afterwork-Event im Alten Gewölbekeller und arrangierte jüngst eine Party in der Färberei, die in Windeseile ausverkauft war. Während der Saison 2003/04 schnupperte er beim SSV Reutlingen sogar Oberliga-Luft. Damals war er 18 und das Reutlinger Nachtleben blühte. Heute ist er 38 und das Reutlinger Nachtleben ist seit Jahren so gut wie tot.
»Ich habe mir vorgenommen, weniger zu meckern und mehr zu machen«
Viele haben sich mittlerweile damit abgefunden. Behar, der die Blütezeit des städtischen Partygeschehens in der sogenannten »Schinkenstraße« beim »Pasta Vino« und der »Hausbar«, im Dreieck zwischen Oberamtei- und Kanzleistraße, miterlebt hat, möchte den Status quo jedoch nicht akzeptieren. »Ich will, dass wieder mehr Leben in die Stadt und die Region kommt«, sagt er dem GEA. »Ich habe mir vorgenommen, weniger zu meckern und mehr zu machen und ich möchte mich ausleben in den Dingen, die ich gut kann.«
Machen statt meckern, ist auch die Kurzbeschreibung dafür, wie "Sofa" auf die Idee des "BEATS & LOVE 2023" kam. Mit einem Freund habe er über das Nachtleben in der Innenstadt diskutiert. "Ich war der Meinung, dass wir so etwas wie ein City-Festival brauchen." Sein Kumpel habe Zweifel am Vorhaben geäußert und gesagt, "Reutlinger sind langweilig geworden, sie wollen viel und machen wenig". Sein Fazit: "Das funktioniert heute nicht mehr."
»Ich habe mich provoziert gefühlt und in meiner Reutlinger Ehre gekränkt«
Damit hat er bei Behar offenbar einen Nerv getroffen. »Ich habe mich provoziert gefühlt und in meiner Reutlinger Ehre gekränkt«, sagt er. Also beschloss er, das Open-Air-Event im Echaz-Hafen zu organisieren. 1.500 Tickets gibt es, 500 werden innerhalb der nächsten 42 Tage verkauft sein, wettet er. Sollte er sich irren, bekommen alle ihr Geld zurück, auf den Stornogebühren bleibt er dann sitzen. Sollte er recht behalten, ist das der Beweis: Reutlinger sind sehr wohl cool genug für diese große Party. (GEA)