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Aktuell Premiere

Show mit besinnlicher Action

Beim Reutlinger Weihnachtscircus wird ein Artistik- und Akrobatik-Menü der Extraklasse serviert

BMX-Stuntman über einer Tänzerin.
BMX-Stuntman über einer Tänzerin. Foto: Jürgen Meyer
BMX-Stuntman über einer Tänzerin.
Foto: Jürgen Meyer

REUTLINGEN. Ein Gedicht. Dieser Circus ist einfach ein Gedicht. Wie sonst sollte man etwas außergewöhnlich gut Gelungenes bezeichnen? Gewissermaßen ein künstlerisch kulinarisches Gedicht. Denn mit einem erlesenen Artistik- und Akrobaten-Menü macht der Circus Relaxx trotz hektisch-feierlicher Tage im Einkaufsstadt-Gewimmel Appetit auf einen weiteren Auflauf. Gewissermaßen auf einen circensischen Eintopf mit edelsten Zutaten.

Bei der 16. Auflage des Reutlinger Weihnachtscircus werden internationale Künstler serviert, die bei nahezu allen bedeutenden Circus-Festivals der Welt auf der Karte standen. Aber mehr noch: Die Stars der Manege sind mehrfach ausgezeichnete Könner, an deren Darbietungen man sich kaum satt sehen kann. Im Zelt an der Kreuzeiche wechseln die Gänge im Schnellkochtopf-Tempo: Action folgt auf Besinnlichkeit, klassische Manege auf moderne Show, geliefert wird das Ganze mit einer Prise Erotik und Nervenkitzel obendrauf.

Bei der ausverkauften Premiere am Samstagnachmittag erlebten die begeisterten Zuschauer, fast ausschließlich Familien, ein anspruchsvolles Programm. Ausgesucht und für gerade gut genug empfunden von der veranstalteten Familie Sperlich, und zum vierten Mal kurzweilig in Szene gesetzt von Regisseur Massimiliano Sblattero, selbst namhafter Artist. Was der alte Varieté-Hase sich da in der 150-minütigen Aufführung, inklusive 20 Minuten Pause, zusammengereimt hat, ist wie ein Weihnachtsgedicht.

Nostalgische Gefühle

Das Ambiente im luxuriös anmutenden Wirtschafts- und Hauptzelt lässt keine optischen, visuellen und gustatorischen Anreize aus, um, wie ein Gedicht, auf die Feiertagszeit einzustimmen – und nostalgische Gefühle zu wecken. Rund zweihundert Jahre nachdem sich der Zirkus vom Theater abgespalten hat, erinnert die Clownerie des Tony Manduca-Duos an vergangene Zeiten, als sich das Publikum noch auf den Jahrmärkten über die Männer mit den gezwirbelten Oberlippenbärten amüsierte. Es dürfte kein Zufall sein, dass Manduca, der eigentlich Antonio des Jesus heißt, am heutigen 24. Dezember Geburtstag hat.

Clownerie wurde in Bestform geboten.
Clownerie wurde in Bestform geboten. Foto: Jürgen Meyer
Clownerie wurde in Bestform geboten.
Foto: Jürgen Meyer

Einem Gedicht gleich auch die Illusionen des Daniel Craven. Seine Show ähnelt dem Zauber dieser besonderen Tage. Reizend im mehrfachen Wortsinn die in ständig wechselnder Garderobe allgegenwärtigen Ballett Dancers. Übrigens die einzige Nummer im Programm, wo an Ausstattung gespart wurde. Die adretten Damen, eine Leihgabe des Circus Krone, müssen busladungsweise gekommen sein. Der Magier Craven zersägt, zerteilt und ersticht sie nämlich reihenweise.

Vier starke Italiener zeigten Akrobatik.
Vier starke Italiener zeigten Akrobatik. Foto: Jürgen Meyer
Vier starke Italiener zeigten Akrobatik.
Foto: Jürgen Meyer

Es müssen ja nicht immer nur Tänzerinnen sein. Mit den Pellegrini Brothers stünden schon Nachrücker bereit. Die vier gut gebauten Italiener scheinen direkt aus dem Colosseum gekommen zu sein. Für ihre völlig neue Art von Balanceakten und Bodenakrobatik bekamen diese Gladiatoren regelrechte Beifallsstürme.

Als ob das der Aufregung nicht genug wäre, flog »Supersiva« wie sein Marvel-Vorbild Spidermann von Trapez zu Trapez und steht plötzlich kopfüber unter der Kuppel, allerdings gänzlich ohne Netz. Das Publikum begleitet die Luftakrobatik einer Achterbahnfahrt gleich mit schrillen Schreien.

Ein Spaß für die Kinder: Sie durften in der Pause auf den Elefanten durch die Manege reiten.  FOTOS: MEYER
Ein Spaß für die Kinder: Sie durften in der Pause auf den Elefanten durch die Manege reiten. FOTOS: MEYER
Ein Spaß für die Kinder: Sie durften in der Pause auf den Elefanten durch die Manege reiten. FOTOS: MEYER

Und als die drei BMX-Stunt-Piloten des X-Clans durch die Mange wirbelten, fragte sich so manche Mama in der Loge, ob’s im Parkett nicht doch besser gewesen wäre.

Wobei man dann doch Krümel, Tiger, Apollo, Popkorn, Boby und Stepsel nicht so nahegekommen wäre – so heißen die sechs getigerten Ponys von Renne Casselly junior. Und die hatten sichtliche Freude an ihrem Auftritt. Zweifelsohne auch Nanda, Tonga, Kiba, Betty und Mambo, eine gutmütige Gruppe, die in der Pause Kinder auf sich reiten lässt.

Außergewöhnliche Show mit Tieren: die putzige Ponyschaukel.
Außergewöhnliche Show mit Tieren: die putzige Ponyschaukel. Foto: Jürgen Meyer
Außergewöhnliche Show mit Tieren: die putzige Ponyschaukel.
Foto: Jürgen Meyer

Die Elefanten-Nummer der Familie Casselly ist Höhepunkt der Show mit dem finalen dreifachen Salto Mortale vom Schleuderbrett auf dem Rücken eines Dickhäuters. Das Beste kommt wie beim Gedicht halt meistens am Schluss.

Der Weihnachtscircus gastiert bis Ende der Winterferien am Sonntag, 6. Januar an der Kreuzeiche. Vorstellungen sind täglich um 15 und 19 Uhr. Ausgenommen heute, Montag, nur 14 Uhr und am 6. Januar nur 11 und 15 Uhr.(GEA)