REUTLINGEN. Dem einen oder anderen Kunden ist es mittlerweile auch schon aufgefallen: Es wird nicht einfacher, einen Termin bei einem Meisterfriseur zu bekommen. Hintergrund sind strukturelle Veränderungen, die sich im Friseurhandwerk vollziehen, so der Obermeister der Friseur-Innung Reutlingen, Roberto Laraia, bei der Mitgliederversammlung. Friseurbetriebe werden kleiner und beschäftigen häufig weniger Mitarbeiter als dies noch vor Jahren der Fall war.
Ursache ist der Fachkräfte- und Nachwuchsmangel. Dabei ist die Situation für die Branche in der Region noch vergleichsweise gut. Friseurbetriebe haben schon immer viele Nachwuchskräfte ausgebildet. Bundesweit lässt diese Ausbildungsbereitschaft aber schon seit einigen Jahren deutlich nach. Auch in den Betrieben der Friseur-Innung Reutlingen war die Zahl der Ausbildungsverhältnisse rückläufig – hat sich nun aber stabilisiert.
Einen Grund für diese Entwicklung sieht der Obermeister insbesondere auch im Engagement der Innung. Die Friseur-Innung Reutlingen ist sehr aktiv, was Nachwuchsförderung angeht. Die Förderung bezieht sich dabei keinesfalls nur auf die Gewinnung neuer Auszubildender, sondern insbesondere auf deren Förderung während der gesamten Ausbildungszeit.
Erfolge bei Meisterschaften
Die Innung bietet ein umfangreiches Förderprogramm. Dies hat dazu geführt, dass viele Reutlinger Jungfriseurinnen und Jungfriseure erfolgreich an Landes- und Bundesmeisterschaften teilgenommen haben. Getragen wird die Förderung überwiegend von ehrenamtlich tätigen Kollegen, für deren Engagement sich Laraia und der Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft, Ewald Heinzelmann, bedankten.
Auch politisch ist die Friseur-Innung Reutlingen über die Region hinaus auf Landes- und Bundesebene aktiv. Die Friseure fordern nach wie vor eine Steuerreform mit einer Mehrwertsteuerreduzierung. Wichtig wäre dies für die Friseure, um insbesondere auch die Schwarzarbeit einzudämmen. Neben der Schwarzarbeit gibt es in der Branche zudem eine starke Wettbewerbsverzerrung durch Kleinstbetriebe, die von der Mehrwertsteuer befreit sind.
Sehr aktiv ist die Verbandsorganisation auch im Arbeits- und Gesundheitsschutz für Friseurbetriebe. In den letzten Jahren wurde ein umfassendes System des Arbeits- und Gesundheitsschutzes aufgebaut, das in den Mitgliedsbetrieben der Innung umgesetzt wird.
Auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung standen auch die turnusmäßigen Neuwahlen des Innungsvorstandes.
Dabei wurde der Reutlinger Roberto Laraia einstimmig als Obermeister wiedergewählt. Gleiches gilt für seine beiden Stellvertreter: Dirk Müh (Sonnenbühl) und Matthias Riepl (Eningen unter Achalm). Wie bisher gehören dem Vorstand der Innung an: Boris Aierstock (Zwiefalten), Heike Bleher (Münsingen), Sonja Blindt (Pfullingen), Fatih Kücükönel (Reutlingen), Ralf Steinhoff (Reutlingen), Sabine Schmauder (Dettingen) sowie Anja Weissbach-Dietenmaier (Reutlingen). Neu in den Vorstand gewählt wurde Ozan Türk (Reutlingen). Er ersetzt Sabine Wronker (Metzingen), die nach Jahrzehnten der Tätigkeit im Vorstand nicht mehr kandidiert hat. Die Kasse der Innung wird von Simone Häußler (Hohenstein) und Heike Laraia (Reutlingen) geprüft.
In einem Vortrag mit vielen Beispielen stellte die Personal- und Unternehmensberaterin der Handwerkskammer Reutlingen, Claudia Bauer, den Betrieben Möglichkeiten zur Nachwuchsfindung und auch zum Halten von Mitarbeitern vor. Die Betriebe wollen dabei verstärkt auch die sozialen Medien einsetzen. (eg)