REUTLINGEN. Die Tüten der Vesperkirche kommen gut an: 150 Päckchen wurden am Sonntag vor einer Woche zum Auftakt verteilt. Am Freitag waren 300 Essen bereits um 13 Uhr weg. Dass die Nachfrage so schnell zunimmt, damit hatten die Verantwortlichen im Leitungskreis nicht gerechnet. Ulrich Soulier, der für den Essensnachschub zuständig ist, bedauert, dass die Zahl übers Wochenende nicht erhöht werden kann. Für Dienstag aber hofft er, dass 350 Essen ausgegeben werden können.
Joachim Rückle, Geschäftsführer des Diakonieverbandes Reutlingen, hat am Donnerstag als Ordner mit vielen Gästen gesprochen. Und er hat sehr viel Lob gehört über das in der Küche der Bruderhaus-Diakonie vorgekochte Essen. Und wem’s schmeckt, der kommt wieder. Viele der Gäste erzählen ihm, wie schwierig es ist, mit gut 400 Euro Hartz IV über die Runden zu kommen. Da ist es gut, wenn man einige Wochen kaum Geld fürs tägliche Essen ausgeben muss. Und dass die Reutlinger Vesperkirche nicht wie in einigen anderen Städten abgesagt wurde. Der Leitungskreis zeigte sich bei einer Besprechung nach vier Tagen erleichtert, dass alles gut funktioniert und ziemlich rund läuft.
»Mit zehn Ehrenamtlichen«, sagte Jutta Kuhk, »bekommen wir das hin«. Damit meint sie das Vesperbrotschmieren und das Zusammenpacken und Ausgeben der Tüten. Für manche der Freiwilligen ist das stundenlange Tragen von FFP2-Masken ungewohnt. Und einige sind überrascht, wenn sie gleich nach der Begrüßung erst mal die Temperatur gemessen bekommen. Aber das gehört genauso wie Handschuhe und Luftreiniger zum Hygienekonzept der Vesperkirche. Draußen haben die Ordner immer eine Packung OP-Masken in der Hand und verteilen diese an die Wartenden. Zusätzlich kommt auch in jede Tüte eine Maske. Vesperkirchenpfarrer Jörg Mutschler vermittelt im Gespräch, weshalb es diese Masken braucht. Und er findet dankbare Abnehmer. Nur wenige Menschen tun sich mit den Masken aus unterschiedlichen Gründen schwer. Viel erfährt er von der Not, weil es an sozialen Kontakten fehlt. Da tut ein Gespräch gut, trotz Abstand und Maske. Viele erzählen, dass sie anderen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, eine Vespertüte mitbringen. Auch so ist der Vesperkirchengedanke lebendig und wird das umgesetzt, was am Sonntag noch im Gottesdienst zu hören war: »Teil mit dem Hungrigen Dein Brot.«
Und was wünschen sich die Verantwortlichen für die kommenden drei Wochen? Dass alles gut weiter geht, sagt Gisela Braun, die den Einsatz der Ehrenamtlichen koordiniert. Und fügt mit einem Lächeln dazu: Ja, etwas mehr Kuchenspenden wären schön. Am besten Rührkuchen, Muffins oder ähnliches Gebäck, das sich gut verpacken lässt. All das kann schon morgens ab 8.30 Uhr an der hinteren Eingangstür abgegeben werden. Auch Spenden auf das Konto der Vesperkirche sind willkommen. (GEA)