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Reutlinger Stardesigner Steffen Schraut über Mode-Sünden und schwäbische Wurzeln

Steffen Schraut aus Reutlingen spricht im GEA-Interview über neue Looks, Todsünden in der Mode und warum seine schwäbischen Wurzeln gerade in der Fashionwelt so nützlich sind.

Modedesigner Steffen Schraut am Set eines Fotoshootings. Foto: Franziska Krug
Modedesigner Steffen Schraut am Set eines Fotoshootings.
Foto: Franziska Krug

REUTLINGEN/DÜSSELDORF. Seine Adresse hat er getauscht, von Reutlingen-Ohmenhausen zu Düsseldorf am Rhein: Steffen Schraut hat längst den Durchbruch als Designer für Damenkleidung, Schuhe oder Taschen geschafft, ist ein bekannter Name in der Branche, arbeitet international und führt seit 18 Jahren mit seinem Lebenspartner ein erfolgreiches Unternehmen am Rhein. Seine Kollektionen sind regelmäßig  in den großen Modemagazinen wie Elle, Harper's Bazar oder InStyle zu sehen und schaffen es auch auf deren Titelseiten. Der GEA hat mit Steffen Schraut gesprochen und ihn unter anderem gefragt, wieso es Düsseldorf wurde und nicht Reutlingen blieb.

GEA: Wie war das genau mit Ihrem Weg von Reutlingen nach Düsseldorf? Hätte es auch London oder Berlin sein können?

Steffen Schraut: Es hatte seinerzeit ganz persönliche Gründe, denn ich bin der Liebe wegen an den Rhein gezogen. Gleichzeitig ist Düsseldorf nicht nur national sondern auch international für ganz viele Händler der Orderplatz für Mode in Deutschland. Es wurde ja auch viel über München und Berlin gesprochen, aber Düsseldorf ist und bleibt die Modestadt. Ich stamme ja aus einer Reutlinger Modefamilie und ich war deshalb schon früher oft auf den Modemessen in Düsseldorf, wie beispielsweise der Igedo. Es war immer schon eine meiner Lieblingsstädte. Es herrscht für mich hier weiterhin das Gefühl von Klein-Paris aber dabei sehr Übersichtlich. Hier gibt es viele bekannte Künstler, Museen, schöne Parks und auch die Nähe zum Rhein ist prägend für diese Stadt.

Wie oft besuchen sie noch Reutlingen?

Steffen Schraut: Vielleicht so zweimal im Jahr. Das liegt aber auch daran, das meine Eltern ihren zweiten Lebensmittelpunkt mittlerweile in Spanien haben. Das sind immer Familienbesuche und in der Regel positive Treffen in Reutlingen, die immer verbunden sind mit einem großen schwäbischen Essen. Ich liebe ja Maultaschen und Spätzle, das ist in meiner DNA verankert.

Inwieweit können ihre schwäbischen Wurzeln in der Fashionwellt helfen? 

Steffen Schraut: Leider ist es ja so, dass viele Schwaben in der Ferne oft versuchen ihre Herkunft irgendwie zu kaschieren. Sei es der Dialekt oder die schwäbische Art und Weise. Aber mir haben meine schwäbischen Wurzeln speziell in der Fashionwelt sehr geholfen. Plfichtbewußtsein, Ordnungsliebe und Pünktlichkeit sind auch hier wichtige Attribute. Wir arbeiten hier zwar in einem kreativen Beruf und oft ist die Rede vom kreativen Chaos, aber für mich ist es unglaublich wichtig einen roten Faden zu haben, der sich da durchzieht. Denn ich bin nicht nur Modedesigner sondern auch Unternehmer und da braucht es eine gewisse Struktur. 

Oft ist die Rede von den modischen Todsünden. In diesem Zusammenhang werden nicht selten Jogginghosen, Adiletten oder Socken in Sandalen genannt. Was sind für Sie die modischen Todsünden?

Steffen Schraut (lacht): Zu sagen, es gibt absolute Todsünden in der Mode wäre mir zu klischeehaft. Ich muss ja auf meine Kundinnen blicken und wenn die Frau etwas trägt, in dem sie glücklich ist, dann war das wahrscheinlich ihr Glücksmoment, als sie das Teil gekauft hat. Wichtig ist, dass die Person einen eigenen Look verkörpert und sich nicht verkleidet. In dem Moment, wo sie sich einem Modediktat unterwerfen und dann das Gefühl haben, sie fühlen sich unwohl damit, dann ist das ein absolutes »No-Go« - nur etwas zu kaufen, um einem Trend zu folgen. Nochmal: Wenn die Frauen glücklich sind in ihrer Kleidung, dann ist das genau die richtige Richtung. (GEA)