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Reutlinger Schuhmacher-Innung wird aufgelöst

100 Jahre besteht der Zusammenschluss in Reutlingen. Zum Ende des Jubiläumsjahres ist Schluss

Schuhmacher sind eine vom Aussterben bedrohte Handwerksbranche. FOTO: DPA
Schuhmacher sind eine vom Aussterben bedrohte Handwerksbranche. FOTO: DPA
Schuhmacher sind eine vom Aussterben bedrohte Handwerksbranche. FOTO: DPA

REUTLINGEN. In der Reutlinger Kreishandwerkerschaft fand vor wenigen Tagen eine historische Sitzung statt. Hundert Jahre nach der Gründung wurde die Schuhmacher-Innung Reutlingen aufgelöst. Damit geht ein Stück Reutlinger Handwerksgeschichte langsam zu Ende. Zuletzt gehörten der Innung noch fünf Mitglieder an.

Vor hundert Jahren wurde die Schuhmacher-Innung für den Oberamtsbezirk Reutlingen gegründet. In der Folgezeit gab es in der Region mehrere Innungen, die nach der Gemeinde- und Landkreis-reform in Baden-Württemberg zur Schuhmacher-Innung Reutlingen zusammengefasst wurde.

Einst über 100 Mitglieder

In der Blütezeit hatte die Innung weit über hundert Mitglieder. Heute seien es gerade mal noch fünf Branchen-Vertreter, die in diesem traditionellen Handwerk tätig sind, berichten Innungsobermeister Martin Rilling und der Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft, Ewald Heinzelmann. Dies war auch der Grund, weswegen sich die Innung schon seit Jahren mit dem Gedanken trägt, sich aufzulösen.

Vor wenigen Tagen nun wurde der notwendige Beschluss in der Reutlinger Kreishandwerkerschaft gefasst. Einstimmig waren alle Mitglieder der Innung für die Auflösung zum Jahresende 2019.

Bürokratie beklagt

Die fünf noch tätigen Mitgliedsbetriebe sind überwiegend in Schuhreparatur und -zurichtung tätig. Darüber hinaus erbringen diese Unternehmen orthopädische Leistungen. Maßschuhe werden nahezu keine mehr hergestellt. Auch die Schuhzurichtung geht nach Aussage der Betriebe stärker zurück. Diese Entwicklung sehen die Betriebe mit Skepsis, nachdem ein gutes Schuhwerk ein wichtiger Beitrag zur Fuß- und Beingesundheit beitrage.

Der Prävention werde dabei immer weniger Aufmerksamkeit gewidmet. Bei der orthopädischen Leistung beklagen die Betriebe ständig neue bürokratische Auflagen, die die Betriebe stark belasten, ohne Nutzen für die Kunden. Das Handwerk hat aber nach und nach an Bedeutung verloren, nachdem sich der Schuh immer mehr zum Wegwerfprodukt entwickelt hat. Viele der heute verkauften Schuhe können unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten überhaupt nicht mehr repariert werden. Schon seit Jahren gibt es in diesem Handwerk keinen Berufsnachwuchs mehr. (eg/GEA)