REUTLINGEN. Die Corona-Pandemie belastet auch die Fachbetriebe des Reifenmechaniker- und Vulkaniseur-Handwerks, wie bei der jüngsten Mitgliederversammlung in der Kreishandwerkerschaft deutlich wurde: Sowohl die Nachfrage als auch die Arbeit in den Unternehmen ging zurück. Der Wettbewerb in der Branche ist hart, Billigexporte und Online-Handel machen den Fachbetrieben zu schaffen.
Reifenmechaniker und Vulkaniseure sind die Fachleute für Reifen für die verschiedensten Fahrzeuge. Neben der Montage gehören insbesondere die Reifenreparatur sowie die Runderneuerung zu den Schwerpunkten.
Starke Konkurrenz
Der Markt ist sehr wettbewerbsintensiv und wird stark von Kettenbetrieben teilweise industrieller Hersteller und dem Online-Handel geprägt. Nichtsdestotrotz können sich auch die handwerklichen Fachbetriebe behaupten: Sie setzen auf kompetente Beratung, Betreuung und die Dienstleistung insgesamt, so der Obermeister der Landesinnung des Reifenmechaniker- und Vulkaniseur-Handwerks Baden-Württemberg, Alexander Radecki aus Reutlingen (Reutlingen), bei der Mitgliederversammlung. Dass Dienstleistung notwendig ist, zeige sich an vielen, oft schwerwiegenden Fehlern, die in den Betrieben aufschlagen. Hinzu kommen neue Regelungen, die die Sicherheit erhöhen sollen, wie etwa die Aufrüstung der Fahrzeuge mit Reifendruckkontrollsystemen.
Durch Corona hat der Verkehr deutlich abgenommen, was zu geringeren Laufleistungen der Fahrzeuge und damit auch zu einem geringeren Austauschbedarf bei den Reifen führt. Erfreulich für die Fachbetriebe: Die meisten Autobesitzer wechseln saisonal die Reifen. Das nützt nicht nur der Branche, sondern insbesondere auch der Verkehrssicherheit.
Corona ist zudem ein Thema, das die Unternehmen täglich beschäftigt. Abstands- und Hygieneregeln sind einzuhalten, an die sich nach den Beobachtungen der Betriebsinhaber die Kunden weitestgehend halten. Einige Firmen haben komplett auf Terminvergabe umgestellt, um möglichst wenige Personen zeitgleich in den Betrieben zu haben.
Zur Sicherheit der Beschäftigten und zur Sicherung eines Weiterbetriebs empfiehlt und rät der Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft Ewald Heinzelmann, diesen hohen Standard in jedem Fall zu bewahren und Kunden, die sich nicht daran halten, zu verwarnen und nachdringlich aufzufordern, die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten.
Bei Spezialreifen, etwa für Lastkraftwagen, ist die Runderneuerung üblich. Asiatische Hersteller überschwemmen den Markt mit sehr billigen Neureifen und schaffen damit den Betrieben eine zusätzliche Konkurrenz. Diese Neureifen erfüllen meist nicht die qualitativen Anforderungen, die in Deutschland gestellt werden.
Die Laufleistung der asiatischen Reifen ist auch deutlich geringer als die Laufleistung von Neureifen europäischer oder Markenhersteller. Leider würden das die Kunden erst mit zeitlicher Verzögerung feststellen, so die Innungsmitglieder. Im Interesse der Nachhaltigkeit empfehlen sie die Runderneuerung als beste Variante und Lösung für die Ausrüstung der Fahrzeuge.
Probleme bereitet den Betrieben derzeit auch die Ausbildungssituation. Diese fand bisher zentral in München statt. Die Räumlichkeiten dort stehen jetzt aber nicht mehr zur Verfügung, sodass auch die Betriebe in Baden-Württemberg auf der Suche nach einer Alternative sind, um eine qualitative Ausbildung ihres Berufsnachwuchses sicherzustellen. Der Appell geht hier an die politisch Verantwortlichen, damit dieser kleine, aber wichtige Berufsstand über die Ausbildung seine Zukunft sichern kann. (pm)