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Aktuell Benefizkonzert

Reutlinger leidet an einer seltenen Krankheit - Freunde helfen

Ein 21-jähriger Reutlinger leidet an der seltenen Krankheit »Myalgische Enzephalomyelitis«

»Als hätte man  40 Grad Fieber«: Dennis Scheffel aus Reutlingen leidet unter chronischer Erschöpfung. FOTO: PR
»Als hätte man 40 Grad Fieber«: Dennis Scheffel aus Reutlingen leidet unter chronischer Erschöpfung. FOTO: PR
»Als hätte man 40 Grad Fieber«: Dennis Scheffel aus Reutlingen leidet unter chronischer Erschöpfung. FOTO: PR

REUTLINGEN. »Ich lernte Dennis nach dem Abitur beim gemeinsamen Ferienjob als sympathischen, humorvollen und vor allem interessierten Menschen kennen«, erinnert sich Tim Hackenberg. »Dennis war sportlich, für jeden Spaß zu haben und einfach ein toller Typ.« Eine Erinnerung an den Freund in früheren Zeiten, denn der 21-jährige Reutlinger leidet an chronischer Erschöpfung. Um ihm eine Therapie zu finanzieren, veranstalten seine Freunde am Sonntag, 10. März, 17 Uhr, ein Benefizkonzert. Berufs- und Laienmusiker aus dem Großraum Reutlingen musizieren dann in der Kreuzkirche.

Das Orchester, das sich hierfür extra zusammengefunden hat, besteht aus jungen Schülern und Studenten aus dem Großraum Reutlingen und Stuttgart. Neben einigen Musikern der Jungen Sinfonie Reutlingen sind auch Studenten der Musikhochschule Stuttgart (MHS) dabei. Die musikalische Leitung hat Moritz Tempel, die solistischen Parts übernehmen Joshua Ruopp und Yannick Seif an der Klarinette. Eingeübt werden die Stücke an drei Tagen von 7. bis 10. März in den Gemeindesälen der Kirchengemeinde St. Wolfgang sowie der Marienkirche.

Die Krankheit zu beschreiben, ist nicht einfach. Der radikale Schnitt bei Dennis Scheffel kam im Herbst 2017. Dennis bekam Halsschmerzen, stärkere als früher. Diagnostiziert wurde eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus und in der Folge das Pfeiffer-Drüsenfieber, das zu der Krankheit »Myalgische Enzephalomyelitis« führte, zu deutsch: chronische Erschöpfung. »Als ich zum ersten Mal von der Krankheit hörte, konnte ich es nicht fassen«, sagt Scheffel selbst. Er musste sich erst kundig machen, was das ist.

»Von uns, von Herzen,für Dich«

Chronische Erschöpfung also – eine extrem seltene und bislang kaum erforschte Krankheit. Bekannt sind nur die Symptome, nicht aber die Ursache und schon gar nicht eine zielführende Therapie der Schulmedizin. Die Betroffenen werden abrupt aus dem Leben gerissen, ihr Alltag wird extrem einschränkt. So wie Dennis Scheffel leiden sie unter Zuständen, die ähnlich sind wie bei einer Übersäuerung nach Sport, nur stärker. "Ich weiß, wie sich körperliche Erschöpfung anfühlt, aber das ist eine ganz andere Nummer. Es ist so, als hätte man 40 Grad Fieber. Alle Glieder tun weg, man ist lärm-, licht- und erschütterungsempfindlich", sagte Dennis Scheffel im GEA-Interview.

Sein Alltag unterscheidet sich grundlegend von dem im vorigen Leben. Bis in den Mittag kann er meist nichts essen, da dies sein Magen nicht zulässt. »Allgemein geht es mir im Laufe des Tages meistens besser als in den ersten Stunden.« Sein Zimmer kann er nur selten verlassen. »Es ist wie das Gegenteil einer Depression, im Kopf bin ich derselbe, doch der Körper macht nicht mit.«

"Er ist im kraftlosen Körper gefangen, versucht aber trotzdem, sich so weit es geht abzulenken und positiv zu denken. Damit klarzukommen, ist allein schon deshalb schwer, weil ihn die Uni Tübingen an die Charité Berlin verwiesen hat, in der seine Leidensgenossen Schlange stehen, um eine Diagnose zu erhalten. Da der Andrang zu groß wurde, ist dies nur noch Patienten aus Berlin/Brandenburg möglich.

»Aber eine Behandlung findet auch hier nicht statt«, sagt Dennis. Seine Eltern tun, was sie finanziell verkraften können. Sie haben einen Privatarzt und eine Kassenärztin gefunden, die ein offenes Ohr haben und sich bemühen. Die Hauptbehandlung wird aber hauptsächlich privat abgerechnet. »Da in Deutschland fälschlicherweise oft angenommen wird, dass die Patienten psychisch krank sind, müssen sich die Patienten erst auf Behandlungen einlassen, die den Zustand oft noch verschlimmern, bevor sie Sozialleistungen in Anspruch nehmen können«, sagen die Eltern.

Parallel zum Benefizkonzert läuft die Crowdfunding-Spendenaktion Titel »Von uns, von Herzen, für Dich«. Es werden Gelder für die Therapie der seltenen Krankheit gesammelt. (GEA)

 

https://de.gofundme.com/von-Uns-von-Herzen-f-r-Dich