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Reutlinger Klinik kritisiert Einsatzleitung nach Großübung

Trockenheit, Brände, Vermisste: 170 Einsatzkräfte verschiedener Hilfsorganisationen probten am Samstag in Reutlingen den Katastrophenfall. Jetzt melden sich die Geschäftsführer der Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik zu Wort.

Am Samstag fand in Reutlingen eine Großübung statt, bei der verschiedene Hilfsorganisationen den Katastrophenfall übten.
Am Samstag fand in Reutlingen eine Großübung statt, bei der verschiedene Hilfsorganisationen den Katastrophenfall übten. Foto: Jürgen Meyer
Am Samstag fand in Reutlingen eine Großübung statt, bei der verschiedene Hilfsorganisationen den Katastrophenfall übten.
Foto: Jürgen Meyer

REUTLINGEN. Am Samstag fand in Reutlingen unter Federführung der Reutlinger Berufsfeuerwehr eine Großübung mit 170 Einsatzkräften und Verwaltungsmitarbeitern statt. Mehrere Hilfsorganisationen waren beteiligt. Jetzt üben die Geschäftsführer der Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik (PP.rt), Prof. Dr. Gerhard Längle und Marc Böhringer, öffentlich Kritik am Übungsszenario. Sie bezeichnen es als stigmatisierend und zeigen sich »hochgradig irritiert«.

Grundannahme der Übung an diesem Tag: Es herrscht eine große Trockenperiode in Reutlingen, ein Feuerteufel legt zudem mehrere Brände, auch im Wasenwald brennt's. Und dann werden dort auch noch vier (teilweise minderjährige) Personen vermisst, allesamt Patienten der pp.RT. Die Einsatzkräfte müssen in diesem Szenario also koordinieren, löschen und vermisste Personen suchen. Die Organisatoren haben am Samstag vor Ort nicht gesagt, dass die pp.RT-Patienten die Brände gelegt haben. Vielmehr wurde gegenüber dem GEA betont, dass das ganze Szenario natürlich in seiner Gesamtheit sehr zugespitzt ist, um die Beteiligten noch mehr an ihre Grenzen zu bringen.

Die beiden pp.RT-Geschäftsführer Längle und Böhringer bemängeln jedoch, dass der Übungsaufbau eine Beteiligung der Patienten an den Bränden nahelege. »Ein entsprechendes Krisenszenario, das den Einsatz vieler Rettungskräfte bedingt«, hätte man auch problemlos anders herleiten können, so Böhringer. »Ohne stigmatisierende Wirkung für die eine oder andere Personengruppe.«  

In der Klinik werden gar keine Jugendlichen behandelt

Die beiden kritisieren weiter, dass in der Klinik gar keine Jugendlichen behandelt werden. Außerdem seien 95 Prozent der Patienten dort »von sich aus in Behandlung und können die Klinik jederzeit verlassen«. Dass eine Gruppe gemeinschaftliche abhaut, sei also »eine unsinnige Annahme«. Besonders ärgerlich »und hochproblematisch« sei, dass die gewählte Ausgangssituation »Ängste schürt und eine Gruppe von Menschen, in diesem Fall junge psychisch Kranke, unter Generalverdacht gestellt werden«.

Stefan Hermann, der Kommandant der Reutlinger Feuerwehr, sagt, dass die Wahl des Übungsteils im Rückblick »unglücklich« gewesen sei. Man habe in keiner Weise »ein falsches Bild der wertvollen Arbeit der pp.RT« vermitteln wolle. Es liege der Feuerwehr zudem fern, »psychische Erkrankungen missverständlich zu thematisieren«. (GEA)