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Reutlinger Ingo Reetzke tritt aus AfD aus und kritisiert die Partei scharf

Ingo Reetzke tritt aus der AfD aus.
Ingo Reetzke tritt aus der AfD aus. Foto: Zenke
Ingo Reetzke tritt aus der AfD aus.
Foto: Zenke

REUTLINGEN. Ingo Reetzke, bislang Vorsitzender des AfD-Kreisverbandes Reutlingen und der AfD-Kreistagsfraktion sowie Mitglied des Reutlinger Gemeinderats, ist am heutigen Freitag mit sofortiger Wirkung aus der Partei ausgetreten. In seiner Austrittserklärung schreibt Reetzke: "Als ich der AfD im Jahr 2016 beigetreten bin, war sie noch die dringend benötigte Alternative für all jene, denen die CDU zu beliebig und die FDP zu zeitgeisthörig geworden war. Eine solche Alternative wäre auch heute wieder dringend nötig, in einer Zeit, in der die CDU zur Partei der Frauenquote geworden ist und die FDP in der Bundesregierung gemeinsam mit Grünen und SPD den deutschen Mittelstand in den Ruin treibt.

Allerdings hat die AfD längst aufgehört, diese Alternative zu sein. Querulanten, Verschwörungstheoretiker, Extremisten und vor allem Opportunisten, welche diese aus machttaktischen Gründen dulden, haben inzwischen nicht mehr nur an den Stammtischen die Mehrheit, sondern auch auf Parteitagen. Mit der Folge, dass ihre Vertreter in den letzten Monaten sowohl den Bundes- als auch den baden-württembergischen Landesvorstand unter ihre mehrheitliche Kontrolle gebracht haben. Von konstruktiver Politik ist seither weit und breit nichts mehr zu sehen.

Reetzke: Partei hat sich in Schmuddelecke gemütlich eingerichtet

Stattdessen hat es sich die Partei in der Schmuddelecke gemütlich eingerichtet, ganz nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Dazu passt exemplarisch die Meldung, dass mehrere ostdeutsche AfD-Landtagsabgeordnete in diesen Tagen die von Russland besetzten Gebiete in der Ostukraine bereisen und damit dem Angriffskrieg Wladimir Putins de facto ihren Segen erteilen wollten. Man muss kein Transatlantiker sein, um von dieser Geschmacklosigkeit im Angesicht eines völkerrechtswidrigen Angriffskrieges inmitten Europas mit zehntausenden Toten angewidert zu sein. Dass die Partei- und Fraktionsspitze um Alice Weidel von diesem Treiben angeblich nichts wusste, spricht Bände darüber, wie sich die Partei-Oberen – von Führung kann keine Rede sein – inzwischen vor allem von den ostdeutschen Extremisten auf der Nase herumtanzen lassen.

Ich kann und will diesen Kurs nicht weiter mittragen. Ich stand und stehe mit meinem Namen und meinem Gesicht für eine ideologiefreie Realpolitik zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wohle Deutschlands, die sich jeglichem tatsächlichem Extremismus gleichermaßen entgegenstellt – ob von linker Seite, aus islamistischen Kreisen oder eben von rechts. Aus diesem Grund trete ich hiermit vom Vorsitz des Kreisverbandes Reutlingen der AfD zurück und aus der Partei sowie der Kreistags- und der Gemeinderatsfraktion aus. Meine Mandate in Kreistag und Gemeinderat werde ich fortan als Parteiloser weiterhin mit vollem Einsatz wahrnehmen."

Mit dem Austritt Reetzkes verliert die Reutlinger Gemeinderatsfraktion folglich ihren Fraktionsstatus und damit einhergehende Privilegien. Im Kreistag ist sie nun nur noch mit drei von ursprünglich vier Mandaten vertreten. (pm)