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Reutlinger Bürgerstiftung feiert den 20. Geburtstag

Die Reutlinger Bürgerstiftung wird 20 Jahre jung. Das Finanzierungsmodell macht langfristig Sinn

Bei der Feier zum 20. Geburtstag der Bürgerstiftung Reutlingen unterhält Schauspieler Holger Schlosser das Publikum auf der Bühn
Bei der Feier zum 20. Geburtstag der Bürgerstiftung Reutlingen unterhält Schauspieler Holger Schlosser das Publikum auf der Bühne. Foto: Stephan Zenke
Bei der Feier zum 20. Geburtstag der Bürgerstiftung Reutlingen unterhält Schauspieler Holger Schlosser das Publikum auf der Bühne.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Wie etwas immer größer wird, obwohl es ständig gibt, zeigt die Bürgerstiftung Reutlingen. Ihr 20. Geburtstag ist laut den Rednern der dazu passenden Feier am Mittwochabend im Spitalhof sowohl ein Geschenk an die Bürgerschaft als auch ein Gewinn für alle Spender. Denn selbst die kleinste Gabe kann durch das Stiftungsmodell Großes bewirken.

»Eine Bereicherung für Reutlingen« zollt Oberbürgermeister Thomas Keck den Gründern der Organisation seinen Respekt. Weil die Reutlinger Bürgerstiftung 2002 eine der ersten ihrer Art gewesen sei, habe es keine Blaupause gegeben, »und heute blicken wir auf 20 Jahre Erfolgsgeschichte«. Keck betont, gerade in Krisenzeiten seien Stiftungen ein hohes Gut. »Sie sind Ausdruck bürgerschaftlichen Engagements und demokratischer Teilhabe«, so der Sozialdemokrat. Dabei könnten und wollten sie staatliche Unterstützung nicht ersetzen, »aber sie setzen Impulse, haben Ideen«. Grundlage dafür ist ein langfristig sinnvolles Finanzierungsmodell.

Genommen, um zu geben

Die finanzielle Grundlage für alle Handlungen der Stiftung bildet ihr Stiftungsvermögen. Es ist in Reutlingen von zunächst 50 000 Euro auf mittlerweile über 800 000 Euro angewachsen. Dieses Vermögen wird bei der Errichtung eingebracht und angelegt. Im Laufe der Zeit hat sich dieser Schatz neben Spenden oder Erbschaften auch durch sogenannte Zustiftungen weiter erhöht. Mittlerweile versammeln sich fünf weitere Unterstiftungen unter dem Dach der Bürgerstiftung. Das Grundkapital der insgesamt sechs Stiftungen beläuft sich auf rund 1,3 Millionen Euro. Die eigentliche Arbeit finanziert sich aus den Erträgen sowie aus Spenden und anderen Zuwendungen. Wichtig: Das Stiftungsvermögen selbst muss dauerhaft erhalten bleiben und darf nicht als laufendes Mittel eingesetzt werden. Jährlich konnte die Bürgerstiftung Reutlingen in den letzten Jahren um die 40 000 Euro ausschütten – und damit Erhebliches leisten.

An die bescheidenen Anfänge erinnert Karl-Heinz Walter als Vorsitzender des Stiftungsrates. »Die Begeisterung war groß. Daran den Geldbeutel aufzumachen haperte es noch etwas«, so Walter. Er erinnert auch daran, dass die Zeiten damals durchaus vergleichbar wie heute keinesfalls ruhig und sicher gewesen seien, »weltweit war’s nicht arg lustig«. Von Beginn an habe die Bürgerstiftung aber präzise nach ihrer Satzung gehandelt: Die ersten verfügbaren 1 000 Euro wurden nicht für den Stiftungsaufbau verwendet, sondern gingen ans Frauenhaus. Alles ist sehr bescheiden gewesen.

»Kein Büro, keine Organisation, und Hunderte Briefe haben wir mit dem Füller handschriftlich unterzeichnet«, erzählt der Stiftungsratsvorsitzende schmunzelnd. Wenn sich nach zwei Jahrzehnten irgendwer frage, ob diese Gesellschaft eine Bürgerstiftung brauche, könne er nur mit den Worten »mehr denn je« antworten. »In diesem Land darf es nicht passieren, dass irgendjemand durchs Netz fällt«, so Walter. Aber je stärker der Staat oder die Stadt sparen müssten, umso länger werde die Liste der Hilfsbedürftigen.

Wie gut es tut, wenn die Bürgerstiftung hilft, berichtet Erika Seitz vom Projekt »Drachenstark« des Karateteams Reutlingen. Das flexible und innovative Lese- Bewegungs- und Präventionskonzept für Kinder und Jugendliche sei sehr dankbar. »Jeder einzelne Cent war für das Projekt Gold wert«, so Seitz. Man habe etwa Material bestellen können, statt alles selbst zu basteln. Letztlich habe die Stiftung auch ihren Anteil an Preisen und Auszeichnungen wie »Deutschlands beste Leseförderer«. (GEA)

GUTES TUN IST EINFACH

Die Bürgerstiftung Reutlingen informiert über sich und ihre Arbeit umfassend auf Papier und im Internet. Wer daran denkt, etwas Gutes zu tun, kann über die Stiftung und ihre Unterstiftungen sowie die Satzung und Gremien der Organisation ausführlich alles nachlesen. Informationen gibt es auch zum Engagement als Stiftungspate zur Finanzierung der laufenden Arbeit. Sehr lesenswert ist die lange Liste geförderter Projekte. Wer selbst einen Förderantrag stellen möchte, findet das passende Formular dazu. Schließlich runden eine Fotogalerie sowie eine Broschüre zum Herunterladen den Einblick in die Arbeit der Stiftung ab. (zen) www.buergerstiftung-reutlingen.de