REUTLINGEN. Dietmar Wollmertshäusers Urgroßvater Rudolf Grüninger gründete 1903 die Bäckerei in der Oststadt. Der Großvater übernahm, 1950 dann der Vater von Dietmar Wollmertshäuser. Er selbst – ein gelernter Konditormeister – arbeitete 40 Jahre lang im elterlichen Betrieb. Als der Vater vor 20 Jahren überraschend starb, übernahm er das Ruder.
Obwohl viele Filialisten in der näheren Umgebung eröffneten, blieben die Kundenzahlen bei Wollmertshäuser stabil. Ein »Mehr-Umsatz« war freilich nicht zu erreichen, so der 63-Jährige. Eine größere Konkurrenz als die anderen Bäckereien oder gar die Markthalle seien »Aldi, Lidl und Co«. Auch dort werden inzwischen frische Backwaren für wenig Geld angeboten, und das bis zum späten Abend. Kleinbetriebe könnten das nicht leisten. »Wenn’s auf den Feierabend zugeht, haben Kleine wie wir nicht mehr das ganze Sortiment im Regal«, sagt Wollmertshäuser. Auch der Generationenwandel im Viertel mache sich bemerkbar. »Jetzt wohnen hier nur noch Junge.« Und die haben andere Einkaufsgewohnheiten.
Die Verkehrsberuhigung in der Oststadt wirkte sich laut Wollmertshäuser eher negativ auf die Frequenz im Laden aus. Viele Büros und mit ihnen die Kunden, die bei ihm das Vesper holten, seien weggezogen. Auch die vielen Baustellen in der Oststadt habe er zu spüren bekommen. Besonders die Kunden von auswärts seien weggeblieben - darunter viele Fans seiner Brezeln, die wegen des legendären Backwerks sogar längere Anfahrtswege in Kauf nahmen. Zu schaffen machten dem Kleinbetrieb außerdem die staatlichen Auflagen. (GEA)