REUTLINGEN. Beim chaotischen Sonderparteitag der Südwest-AfD in Rottweil wurde der Reutlinger AfD-Stadt- und Kreisrat Hansjörg Schrade als Beisitzer des 13-köpfigen Landesvorstands abgewählt. »Dieser Parteitag war ein Tiefpunkt demokratischer Kultur«, sagt Schrade dem GEA rückblickend. Es habe »keine Achtung vor dem Amt und der demokratischen Rede« geherrscht. Mitglieder des Landesvorstandes seien vom Publikum ausgebuht worden, als sie reden wollten, Menschen hätten »Hau ab!« geschrien. Diese turbulenten Szenen, die bei der AfD öfters zu beobachten sind, seien einerseits »ein Zeichen für einen lebendigen Meinungsaustausch« gewesen. Andererseits habe man hier auch die »hohe Emotionalisierung« bemerkt, die in der Partei im Südwesten herrscht.
Der Parteitag sei ein »Durchmarsch des Weidel-Lagers« gewesen sagt Schrade, der zum Lager des Bundestagsabgeordneten Dirk Spaniel gehört. Eigentlich hätte die Veranstaltung erst im Sommer stattfinden sollen, »das hätte ich auch besser gefunden, wegen der schädlichen Wirkung vor den Wahlen«, so der Reutlinger. Doch die Mehrheit war für den Sonderparteitag. Er ging auf ein Protestschreiben von 22 der 37 Kreisverbände zurück, die sieben Vorstandsmitgliedern vorwarfen, die Landesvorsitzenden zu blockieren. Grund für den Streit ist unter anderem der Umgang mit einer im Jahr 2021 im Kreis Ludwigsburg vererbten Immobilie.
»Die Querköpfe sind nun weg«
Schrade war einer dieser sieben Vorstandsmitglieder. Sie alle wurden in Rottweil abgewählt. »Die Querköpfe sind nun weg«, sagt Schrade. Der Landesvorstand bestünde nun nur noch aus dem Weidel-Lager und aus Leuten, die entweder schon ein Mandat inne haben oder eins erreichen wollen. Er prophezeit, dass es nach außen hin nun ruhiger werde, denn diese Leute hätten nun ja was zu verlieren. »Alle, die jetzt im Vorstand sind, sind auch beispielsweise in der Corona-Zeit nicht in Erscheinung getreten«, so Schrade. Er selbst war dagegen immer wieder bei den sogenannten Lichterläufen und Corona-Demos in Reutlingen, und muss sich auch wegen Volksverhetzung vor dem Amtsgericht verantworten.
Schrade sagt nun: »Die Abwahl ist eine Erleichterung, ein Gewinn an Lebenszeit.« Er stehe weiter hinter dem Programm der AfD. Er sei auch Spitzenkandidat der Reutlinger AfD auf der Liste für den Gemeinderat. Die Listen für Gemeinderat wie Kreistag stünden und würden in naher Zukunft auch öffentlich gemacht. (GEA)