Logo
Aktuell Klimaschutz

Reutlingen setzt Fuhrpark unter Strom: Kuriose Mobile und mehr

Für mehr Klimaschutz setzt die Stadt Reutlingen ihren Fuhrpark unter Strom. Neu sind zahlreiche kuriose Mobile, die das Straßenbild bereichern.

Wie auf einer Automesse präsentiert die Stadt Reutlingen die neuen Elektromobile ihres Fuhrparks.
Wie auf einer Automesse präsentiert die Stadt Reutlingen die neuen Elektromobile ihres Fuhrparks. Foto: Stephan Zenke
Wie auf einer Automesse präsentiert die Stadt Reutlingen die neuen Elektromobile ihres Fuhrparks.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Was für ein putziges Gefährt ist das denn? Der Cityporter sieht mit seinem aufrechten Reisigbesen wie ein Hexenmobil aus, und ist in der Tat magisch. Denn das neueste Beförderungsmittel der Stadtreinigung transportiert einen Straßenfeger sowie eine Mülltonne plus etwas Handwerkszeug. Lautlos, emissionsfrei und ziemlich zügig gehört er zur neuen Generation des städtischen Fuhrparks, die am Montag vorgestellt worden ist.

Wie auf einer kleinen Automobilmesse, nur gänzlich ohne Breitreifen-Prunk und PS-Protz, zeigt die Stadt Reutlingen was für moderne Fahrzeuge sie im Sinne eines sauberen Stadtklimas jetzt auf die Straßen schickt. Gemeinsam ist allen, dass sie sich von Benzin oder Diesel als Treibstoff verabschieden, sondern mit Strom laufen oder zumindest einen Hybrid-Antrieb haben. 29 Elektrofahrzeuge sind schon jetzt Bestandteil des Fuhrparks der Stadt, in Kürze werden 48 weitere dazu kommen. Lauter Spezialisten, bei denen sich für alle Bürger ein genauerer Blick lohnt, denn für die werden sie schließlich angeschafft.

Das neueste Beförderungsmittel der Stadtreinigung befördert einen Menschen sowie eine Mülltonne plus etwas Handwerkszeug.
Das neueste Beförderungsmittel der Stadtreinigung befördert einen Menschen sowie eine Mülltonne plus etwas Handwerkszeug. Foto: Stephan Zenke
Das neueste Beförderungsmittel der Stadtreinigung befördert einen Menschen sowie eine Mülltonne plus etwas Handwerkszeug.
Foto: Stephan Zenke

So wird beispielsweise der Streetscooter, den manche eher in gelber Lackierung als Postauto kennen, in Zukunft für eine in mehrfacher Hinsicht saubere Fußgängerzone sorgen. Weil er mit seinem Elektromotor abgasfrei läuft, braucht keiner mehr die Nase zu rümpfen. Auch der Müllverdichter auf der Ladefläche arbeitet effektiv mit Strom. Das gesamte Nutzfahrzeug ist darüber hinaus leise bis lautlos am Werk. Wer nunmehr als privater Autokäufer an die saftigen Preise für Strommobile denkt, liegt nicht ganz falsch.

Ein sauberer Fuhrpark kostet viel Geld, erklärt Stefan Kaufmann als Betriebsleiter der Technischen Betriebsdienste der Stadt Reutlingen (TBR) . »Heute sind Sonderfahrzeuge mit Elektroantrieb etwa doppelt so teuer wie mit Dieselmotor. In Zukunft werden es aber nur noch 20 Prozent sein«, sagt Kaufmann. Dazu kommt eine kürzer veranschlagte durchschnittliche Betriebsdauer von sechs Jahren im Vergleich zu bisher acht Jahren bei konventionellen Antrieben. Wobei die krassen Kaufpreise oder kürzeren Nutzungszeiten nur einen Teil der Gesamtrechnung darstellen. Mit Strom zu fahren oder zu arbeiten spart an anderer Stelle bares Geld.

Elektromobile haben geringere Wartungs- und Unterhaltskosten, rechnet Matthias Kuster als stellvertretender Betriebsleiter der TBR vor. Der Wechsel von Motorenöl, Zündkerzen oder Keilriemen entfällt bei ihnen. Dazu sind Elektromotoren im Prinzip verschleißfrei. Auf der Habenseite stehen aktuell auch eine nennenswerte staatliche Förderung sowie die im Vergleich zu Verbrennungsmotoren günstigeren Stromverbrauchskosten. »Wir hoffen auf Kostenneutralität«, sagt Kuster. Ebenso sind die Fuhrparkprofis gespannt, wie sich die modernen Mobile im harten Arbeitsalltag bewähren, und bis wann manche Kinderkrankheiten der Elektromobilität beseitigt sind.

»Elektrofahrzeuge haben duch die Batterien zu hohe Leergewichte«, beschreibt TBR-Betriebsleiter Kaufmann einen schwerwiegenden Nachteil der aktuellen Technik, der vor allem bei Müllfahrzeugen in Form einer für manche Touren zu geringen Nutzlast auffällt. Ebenso setzt Elektromobilen extreme Kälte mehr zu als klassischen Dieselfahrzeugen. Noch ausbaufähig sind schließlich sowohl die Reichweite als auch die Ladeinfrastruktur. Dennoch sieht die Stadt Reutlingen keine Alternative zu einem emissionsfreien Fuhrpark.

Bei dieser Kehrmaschine mit Elektroantrieb sind höchstens noch die Bürsten zu hören.
Bei dieser Kehrmaschine mit Elektroantrieb sind höchstens noch die Bürsten zu hören. Foto: Stephan Zenke
Bei dieser Kehrmaschine mit Elektroantrieb sind höchstens noch die Bürsten zu hören.
Foto: Stephan Zenke

»Laut europäischen Gesetzen müssen bei kommunalen Einrichtungen bis zum Jahr 2025 mindestens 38,5 Prozent aller neu angeschafften Fahrzeuge so genannte saubere Fahrzeuge sein - und davon die Hälfte emissionsfrei«, beschreibt Stefan Kaufmann die Fakten. Doch die Stadt muss nicht nur mehr für den Klimaschutz tun, sie möchte es ganz entschieden seit mehreren Jahren, wie Oberbürgermeisterin Barbara Bosch bei der Fahrzeugpräsentation wortreich betont.

»Klimaschutz ist schon lange ein Thema in unserer Stadt«, so Bosch. Die Stadtverwaltung und ihre Töchter hätten deshalb seit Jahren ihren Teil zur Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes beigetragen, und würden ihre Anstrengungen in den kommenden Jahren noch steigern. »Ob Müllabfuhr, Winterdienst oder Feuerwehreinsatz: Wo immer Autos und Sonderfahrzeuge für den Dienst am Bürger im Einsatz sind, sind sie es bald größtenteils elektrisch«. Das Wörtchen »bald« dokumentiert dabei, dass es noch ein weiter Weg für alle Beteiligten ist. Der aktuelle Dienstwagen der OB ist jedenfalls weder ein Elektromobil noch ein Hybrid-Auto, sondern noch ganz klassisch ein großer grauer Audi A 6 mit mächtigem Drei-Liter-Diesel. Demnächst, so ist zu hören, steht eine Neuanschaffung an. (GEA)