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Aktuell Tierschutz

Reutlingen: Katzen und zahme Ratten in Kälte ausgesetzt

In Wannweil wurden Ratten in einer Kiste mit einem »Help me«-Zettel ausgesetzt, fünf Katzen wurden anonym vor der Tür des Reutlinger Tierheims abgesetzt. Die Tierschützer warnen vor Lebensgefahr für die Haustiere bei winterlichem Wetter und rechtlichen Folgen für die Halter – und appellieren, frühzeitig Hilfe zu suchen.

Katzen und zahme Ratten wurden zuletzt in der Region ausgesetzt.
Katzen und zahme Ratten wurden zuletzt in der Region ausgesetzt. Foto: Tierheim Reutlingen
Katzen und zahme Ratten wurden zuletzt in der Region ausgesetzt.
Foto: Tierheim Reutlingen

REUTLINGEN. Zwei Fälle von ausgesetzten Haustieren innerhalb weniger Tage macht das Tierheim Reutlingen in den sozialen Medien öffentlich. Die Tierschützer wollen damit darauf aufmerksam machen, wie gefährlich so eine unüberlegte Aktion für die betroffenen Tiere sein kann. In Wannweil wurde bei Minusgraden eine Transportkiste gefunden, berichtete das Tierheim am Freitag. Auf einem Stück Karton waren die Worte »Help me« geschrieben. Darin: zwei junge Farbrattengeschwister, vermutlich im Oktober geboren.

Statt die Tiere direkt im Tierheim abzugeben, wurden sie bei winterlichen Temperaturen einfach abgestellt. »Gerade bei Ratten haben viele Menschen Vorbehalte und würden nicht helfen«, heißt es aus dem Tierheim. Umso größer das Risiko für die Tiere.

Beim Öffnen der Box entwischte der Finderin eine der Ratten – sie gilt seither als verschwunden. Die übrig gebliebene junge weibliche Ratte, die die Tierheim-Mitarbeiter »Winky« getauft haben, sucht nun dringend ein neues Zuhause mit Artgenossen. Interessenten können sich per Mail an kleintiere@tierschutzverein-reutlingen.de wenden.

Fünf Katzen anonym am Tierheim abgegeben

Nur wenige Tage zuvor machten Tierheim-Mitarbeiter einen überraschenden Fund: Vor dem Tierheimbüro stand am Montagmorgen eine große Box, mit einer Decke ausgelegt. Darin befanden sich fünf Katzen – eine Mutter mit ihren Jungtieren. Beigefügt war lediglich ein Zettel mit Geburtsdaten und dem Hinweis, dass die Tiere »neben der vorhandenen Katze im Haushalt einfach zu viel« seien, berichtet das Tierheim. Bei Minusgraden in einer Box zurückgelassen zu werden, bedeutet für die Tiere eine erhebliche Stress- und Gesundheitsbelastung. »Wir wollen uns gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn beim Umsetzen eine der Katzen entwischt wäre.« Allein, ohne Futter, in der Kälte und in der fremden Umgebung, hätte sie das wohl nicht überlebt.

»Wir wissen, es bringt nichts, die Besitzer zu verurteilen«; schreibt das Tierheim in den sozialen Medien, »doch eine Kastration hätte diese Situation verhindert«. Außerdem: »Wir lehnen keine Abgabeanfrage ab.« Katzen aus dem Landkreis Reutlingen nehme man immer auf, auch wenn die Kapazitäten eigentlich erschöpft seien und man nicht dazu verpflichtet wäre. Normalerweise werde mit Besitzern telefoniert, es würden Termine abgesprochen und Lösungen gesucht, wo die Katze untergebracht werden kann.

All die Vorbereitung fehlte in diesem Fall. Außerdem fehlen wichtige Informationen über die Tiere, die bei der Vermittlung weiterhelfen: Ob die Mutterkatze kastriert ist, ob Impfungen oder Entwurmungen erfolgt sind, ob die Tiere Freigänger kennen, Kinder oder Hunde. »Ja, wir sind dankbar, dass sie vor dem Tierheim und nicht im Wald ausgesetzt wurden«, schreibt das Tierheim. »Aber ist es nicht traurig, dass wir dafür dankbar sein müssen?«

Aussetzen von Haustieren ist verboten

Das Aussetzen, auch vor dem Tierheim, ist in Deutschland verboten, stellen die Tierschützer klar. Bei vorsätzlichem Aussetzen handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit und wird nach dem Tierschutzgesetz mit einer Geldbuße von bis zu 25.000 Euro bestraft. Ist das Aussetzen eine vorsätzliche Misshandlung, kann dies als Straftat gelten und mit einer Freiheits- oder Geldstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden. 

Auf das Tierheim kommen nun Kosten durch tierärztliche Untersuchungen, Impfungen, Entwurmung und Kastration zu. Die jungen Katzen zeigen sich neugierig, aber noch ängstlich. Die Mutter ist stark gestresst. Erst nach den tierärztlichen Checks wird entschieden, welche Tiere gemeinsam vermittelt werden können. Interessenten können sich unter katzen@tierschutzverein-reutlingen.de melden.

Tierheim ruft zu frühzeitiger Kontaktaufnahme auf

Beide Fälle haben für die Mitarbeitenden eines gemeinsam: Die Situation wäre vermeidbar gewesen. »Wer nicht weiter weiß, soll rechtzeitig mit uns sprechen«, appelliert das Tierheim Reutlingen. »Es gibt immer eine bessere Lösung.« (GEA)