REUTLINGEN. Fast immer beschert der GEA-Wunschfilm dem städtischen Open-Air-Kino einen ausverkauften Start in die Saison – und so war es auch gestern Abend wieder, als die französische Wanderkomödie »Mein Liebhaber, der Esel & ich« über die Großleinwand im Spitalhof flimmerte. Wobei das »Ausverkauft« coronabedingt in diesem Jahr schon bei 180 bis 190 Ticketkäufen im Onlineshop aufpoppt – was insbesondere bei guten Wetteraussichten ein frühzeitiges Buchen empfehlenswert erscheinen lässt.
Einmal mehr attestierte GEA-Lokalchef Roland Hauser in seiner Begrüßung den GEA-Lesern ein glückliches Händchen bei der Filmauswahl – um dann zu einem nicht alltäglichen »Vorprogramm« überzuleiten: Oberbürgermeister Thomas Keck überreichte dem langjährigen Open-Air-Kino-Aktiven Gerhard Steinhilber, der sich nun ruhestandshalber zurückgezogen hat, für sein »ehrenamtliches Engagement für die Kultur in Reutlingen« die Verdienstmedaille der Stadt.
Keck bezeichnete Steinhilber als Kino-Urgestein: Er sei mit dem Kino beruflich seit 1986 verbunden gewesen – in jungen Jahren als Mitarbeiter und später Eigentümer beziehungsweise Pächter der »Bundeshalle« und der Kammerlichtspiele (»Kali«) sowie zuletzt, bis zu seinem Ruhestand im vorigen Jahr, als Angestellter der Stuttgarter Innenstadtkinos.
1995, zum 100. Geburtstag des Kinos, organisierte Gerhard Steinhilber zusammen mit Klaus Kupke vom städtischen Schul-, Kultur- und Sportamt und dem früheren, mittlerweile verstorbenen GEA-Redakteur Uwe Wilk das erste damals viertägige Reutlinger-Open-Air-Kino im Naturtheater. Nach diesem erfolgreichen Versuchsballon sei das Reutlinger Open-Air-Kino dann, so Keck, im Jahr 2000 als jährliche Kulturreihe im Spitalhof gestartet. Seitdem erfreuten sich jeden Sommer Tausende von Besuchern an Filmen des »gehobenen Mainstreams« – eine Klassifizierung, die von Steinhilber stamme.
Über zwanzig Jahre hätten die kongenialen Kinomacher Gerhard Steinhilber und Klaus Kupke an ihrer bewährten Mischung aus Unterhaltung, Komödie und politischem Film festgehalten, konstatierte der Oberbürgermeister, und selbst im Corona-Jahr 2020 habe es eine zufriedenstellende Open-Air-Kinosaison gegeben – die letzte, an der Gerhard Steinhilber aktiv und wie immer ehrenamtlich mitwirkte. Gerhard Steinhilber war dabei nicht nur maßgeblich für die Filmauswahl zuständig, sondern auch an fast allen Open-Air-Kinoabenden als Programmmacher und Koordinator präsent. So seien um die 250 Abende zusammengekommen, ließ Keck errechnen, »an denen Sie das Publikum in den jeweiligen Film einstimmten und fachkundig einführten – mit mancher netten Anekdote«.
Hervorragendes Netzwerk
Zur Freude des Publikums sei es dem Kino-Profi auch immer wieder gelungen, Schauspieler und Regisseure für Interviews zu gewinnen. »Und weil Sie so ein hervorragendes Netzwerk hatten und beste Beziehungen zu den Verleihfirmen, kamen die Reutlinger auch immer wieder in den Genuss von Vorpremieren.«
Seinen Ausstieg auch beim Open-Air-Kino hatte Gerhard Steinhilber gegenüber dem GEA voriges Jahr damit begründet, dass in seiner aktiven Zeit im Spitalhof nur Filme gezeigt worden seien, die er vorher selbst gesehen habe – bis zu 170 Streifen pro Jahr waren es, die der Cineast in Augenschein nahm. Was Teil seines Jobs war, ist nun weggefallen – mit der Konsequenz, dass er beim Open-Air-Kino seinem eigenen professionellen Anspruch nicht mehr gerecht werden könnte: »Jetzt ist Kino Hobby.«
Heute Abend geht es um 21.15 Uhr im Spitalhof mit der deutschen Produktion »Die Vergesslichkeit der Eichhörnchen« weiter – die verfügbaren Tickets sind jedoch bereits verkauft. Für den »Rosengarten von Madame Vernet« am Donnerstag, 12. August, gab es bei Redaktionsschluss noch Karten. Die französische Komödie (Regie: Pierre Pinaud) läuft 94 Minuten und ist von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) ab 6 Jahre freigegeben.
Das Open-Air-Kino dauert dieses Jahr erstmals vier Wochen, bis einschließlich Sonntag, 5. September. Jeweils montags ist spielfrei. Beim GEA im Internet sind eine ausführliche Programmübersicht und Trailer einsehbar. (rh)
KARTENVERKAUF
Tickets fürs Open-Air-Kino gibt es ausschließlich über den Kooperationspartner der Stadt, das genossenschaftliche Programmkino »Kamino« im Ziegelweg 3. Online-Buchungen sind rund um die Uhr möglich – für den aktuellen Film auch noch bis eine Stunde vor Vorstellungsbeginn, sofern Plätze verfügbar sind. Auch eine Stornierung ist bis 60 Minuten vor dem Filmstart möglich. Analoge Karten gibt es während der Öffnungszeiten des Kinos.