REUTLINGEN. Manch' ein Autofahrer hat's schon bemerkt: Reutlingen steht nicht mehr auf den Schildern an der A81-Autobahnabfahrt Rottenburg. Früher war die Achalmstadt in einer Zeile mit Tübingen vermerkt, jetzt stehen dort nur noch Nagold, Bondorf, Rottenburg und Tübingen. Die für die Beschilderung zuständige Autobahn GmbH hat eine schlüssige Begründung für die Änderung parat. Gemäß der Richtlinie für die wegweisende Beschilderung auf Autobahnen »soll eine Wegweisung nicht mehr als vier Orte anzeigen«, sagte die Pressesprecherin dem GEA.
Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck zeigt sich von dieser Begründung jedoch relativ unbeeindruckt.
Reutlingen werde totgeschwiegen, moniert er im Gespräch mit dem SWR: »Wer nicht ortkundig ist, der muss erstmal schauen, wo ist dieses Reutlingen überhaupt. Das ist eine Unverschämtheit.« Das könne man mit einer Stadt mit 116.000 Einwohnern, die von der Industrie lebt, nicht machen. »Das finde ich unerhört, das finde ich unverschämt, und das werde ich mir auch nicht bieten lassen«, tönt der OB in einem mittlerweile auf der Plattform Instagram ziemlich bekannt gewordenen Videoausschnittt.
Er wolle nun einen Brief an Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) schreiben und alles versuchen, um Reutlingen wieder auf's Schild zu holen, so der OB. Was wenig erfolgsversprechend ist. Denn die Beschilderung an der Anschlussstelle Rottenburg sei »endgültig«, sagte Autobahn GmbH-Sprecherin Hentschel dem GEA. »Das bedeutet, dass auch nach Abschluss der Baumaßnahme die jetzige Beschilderung beibehalten wird.«
Derweil hat's die Schilder-Causa in alle Münder geschafft. Er habe keine Schilder gebraucht, »um nach Reutlingen zu finden«, sagte beispielsweise der frisch gewählte neue Feuerwehrkommandant Stefan Hermann am Abend seiner Wahl mit einem Augenzwinkern. Der FWV-Fraktionsvorsitzende Jürgen Fuchs überreichte dem OB nach langer Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend schließlich Birnenholz. Auch eine Anspielung auf Kecks SWR-Interview. Dort hatte der Schultes im Bezug auf die Schilder-Sache nämlich gesagt: »Ich habe einen Kopf wie Birnenholz, ich bleibe hart in dieser Sache.« Man darf gespannt sein. (GEA)